Blattstrukturen sticken

Für unser Stoffspielerei-September-Thema „Texturen aus der Natur“ habe ich mir die Anatomie von Blättern näher angeschaut.

Christiane vom Blog „Schnitt für Schnitt“ hat sich das Thema ausgesucht und auch einen sehr schönen Inspirations-Post dazu verfasst.

Ich habe zuerst herumüberlegt: Etwas Dreidimensionales mit Teppichknüpfen und Meeres-Flora oder Moosen oder Landschaft hätte mich schon sehr angesprochen. So was wie diese tollen Beispiele hier:

Vanessa Barragão @ Colossal
Emma Mattson @ Brown Paper Bag
Litli Ulfur @ Colossal

Diese Arbeiten faszinieren mich immer noch, und irgendwann werde ich etwas in diese Richtung ausprobieren.

Für dieses Mal habe ich mich aber doch dafür entschieden, meinen für die Frühlingspost 2020 bedruckten Blätter-Stoff mit Blattrippen zu besticken und zu verfeinern. Das war ein feines Sommerprojekt, einfach mitzunehmen und sehr meditativ zu sticken an allen möglichen Orten. Der Großteil meines im Frühjahr bedruckten Stoffes geht in einer großen Patchwork-Picknickdecke auf, aber ein paar kleinere Reststücke werde ich zu Täschchen verarbeiten.

Mir fällt gerade erst auf, dass ich offensichtlich gar kein Foto vom Sticken am Strand in Grado gemacht habe. (Dieses Jahr entfiel leider unser Segelurlaub in Kroatien.) Dafür habe ich ein Bild bei meinem Morgenritual gemacht: Seit einiger Zeit beginne ich nämlich den Tag (bevor die Familie aufsteht, ich bin ja Frühaufsteherin) mit einer halben Stunde Handarbeiten und feine Musik hören. Moments Musicaux, eine Serie von Kurz-Konzerten vom Konzerthaus Wien, die im Corona-Lockdown dieses Frühjahr aufgenommen wurden, liebe ich zu dieser Gelegenheit sehr. Im Bild ein Konzert mit Albin Paulus, einem jodelnden Norddeutschen, Virtuose auf der Maultrommel und anderen ungewöhnlichen Instrumenten. 🙂

Blattrippen sticken dauert schon ein Weilchen. Dabei kann man sich in die Anatomie jedes einzelnen Blattes vertiefen und über die Vielfalt der Blattformen staunen. Die Strukturen sind in meinem alten „GU-Kompass Laubbäume“ schön grafisch abgebildet und gut auf den Stoff zu übernehmen. Wenn ich jetzt mit dem Finger über den Stoff streiche, heben sich die Blattrippen ein bisschen ab und verleihen dem bereits dreidimensional (mit Schatten) gedruckten Blatt noch mehr Tiefe.

Mit Schneiderkreide (am Bild unten als Pulver in einem Stift) zeichne ich Rippe für Rippe vor, mit zwei Fäden vom Moulinégarn sticke ich sie im Stielstich nach. Das ist jetzt weniger sticktechnische Herausforderung als eher meditatives Vorankommen im Sinn von „der Weg ist das Ziel“. Und so wird mich die Arbeit am zweiten Stoffstück auch noch in den Herbst hinein begleiten. Ist ja auch passend.

Vorlagen und Materialien

Bei mir gibt es etwas später noch einen Gastbeitrag von Annabella, die eine Unterwasserwelt aus Monoprints gezaubert hat.

Was sich die anderen Teilnehmerinnen zum Thema „Texturen aus der Natur“ einfallen haben lassen, findet Ihr im Sammelbeitrag unserer heutigen Gastgeberin Christiane. Ich bin schon sehr gespannt! Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag, und viel Inspiration von den Stoffspielereien!

Das ist drin

  • Schnitt/ Anleitung: Vorlage für Blattrippen aus dem „GU-Kompass Laubbäume“
  • Material: Stoff mit Schablonendruck von der Frühlingspost. Mittelgrünes Mouliné-Stickgarn (zwei von sechs Fäden verarbeitet) unbekannter Herkunft ohne Farbnummer, aus meinem Vorrat.

Die Stoffspielereien

Bist du auch eine Stoffspielerin?
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Machst du nächstes Mal mit?

Zwei Termine haben wir in diesem Jahr noch, dann geht es 2021 mit neuen Themen weiter:

25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze
29.11.2020: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Verlinkt bei

30 Kommentare zu „Blattstrukturen sticken“

  1. Pingback: Dankeschön | Nähkäschtle

  2. So ein schönes Projekt! Und ich stelle es mir so schön vor, wie Du in der bis auf die Musik noch ganz stillen Wohnung Blätter bestickst.
    Diese Meeresdingsdas aus Deinem ersten Link!!!!!!!!!!!!!!!!!! Himmel, ist das wunderschön, ich muss mich erst mal erholen.

    1. Und die Musik auch nur im Kopfhörer, da ist es noch einmal stiller. Du hast Recht: Das ist morgens so ein ruhiger Moment, wie ich ihn sonst den ganzen Tag nicht mehr habe. Auch weil ich ihn selbst gerade NICHT mit hektischer Aktivität und „ich muss nur schnell ABC, bevor ich MNO…“. Nein, hier kommt „MNO“ zuerst. 🙂 Liebe Grüße, Gabi

  3. Liebe Gabi,
    die Blattstrukturen wirken schön plastisch, auf dem Druck ganz besonders.Erst wenn man sich so genau die zarten Strukturen der Pflanzen betrachtet, wird einem die Feinheit und Schönheit der Natur bewußt.
    Wunderbar ist die Idee (und de Disziplin) morgens früher als der Rest der Bande aufzustehen und sich kontemplativ zu beschäftigen, diese Ruhe trägt Dich durch den Tag ! Ich lande immer viel zu schnell in der Küche, denn bei uns gibt es, besonders in der kalten Jahreszeit, auch zum Frühstück schon warmes Essen.
    Bin gespannt auf den fertigen Quilt, und nächsten Monat sehen wir Täschchen aus den restlichen Blöckenz ?
    Liebe Grüße
    Tyche

    1. Ja, die Feinheit und Schönheit der Natur! Und wie auch die Blattrippen bei jeder Blattsorte ein klein wenig anders verteilt sind. Alles sehr spannend. Und du hast auch Recht damit, dass mir die morgendliche halbe Stunde eine Ruhe verschafft. Und eine Befriedigung, an diesem Tag mir schon Zeit für mich allein genommen zu haben. Wenn der Trubel erst losgegangen ist, geht er meist bis zum Abend. Ruhe ist tagsüber und bis zum Abend nur mehr wenig. Der Quilt besteht aus dem Großteil aller Stoffe, die ich beim Frühlingspost-Tausch bekommen habe. Die beiden Täschchen werden dieser Tage fertig. Liebe Grüße, Gabi

  4. Die Blätter wirken total toll mit ihren Schatten und jetzt den Struktur-Blattrippen. Und lustig Deine Morgenroutine mit Sticken – morgens müssen bei mir zuerst alle aus dem Haus und dann setze ich mich ruhig hin.
    Viel Freude beim Weitersticken und Nähen der Täschchen!!
    Liebe Grüße
    Ines

    1. Wenn die Tochter aus dem Haus ist (die einzige, die derzeit das Haus morgens in Richtung Schule verlässt), setze ich mich auch wieder ruhig hin: Zum Arbeiten! Aber das runde halbe Stündchen vorher, wo noch keiner was von mir will, auch kein E-Mail etc.; dieses halbe Stündchen, das mir ganz allein gehört, das genieße ich schon sehr. Täschchen wird bald fertig, erst kommt das Binding an die Patchworkdecke – da ist dieses vergangene Wochenende ordentlich was weitergegangen! Liebe Grüße, Gabi

  5. Deinen Schattendruck hatte ich schon zuvor bewundert. Jetzt mit den Stickereien drauf wirkt er für mich noch stärker dreidimensional. Habe ich es überlesen, oder gibt es noch keinen Plan für eine konkrete Verwendung des bestickten Stoffs?
    LG
    Siebensachen

    1. Liebe Siebensachen, der bestickte Stoff wird eine Seite eines kleinen Täschchens für allerlei Krimskrams. (Bzw. werden zwei solche Täschchen entstehen.) Der Großteil des Stoffes sowie die anderen Stoffe gehen in einen großen Picknickdecken-Quilt, der auch gerade fertig wird. Fein, dass Du das auch so siehst: Mit den Blattrippen wollte ich die Dreidimensionalität noch mehr herausarbeiten. Schön, wenn mir das anscheinend gelungen ist! Liebe Grüße, Gabi

  6. Ich mag Blätter sehr. Schön, wie Du mit den Stickstichen dem Frühlingspostdruck noch mehr Dimensionalität gegeben hast. Vielleicht probiere ich auch mal aus, die morgendliche Ruhe für etwas Kreatives zu nutzen. Meist versuche ich in der Zeit „nur“ meine Gedanken zu ordnen. Danke die vielfältigen Anregungen 🙂 Liebe Grüße!

    1. Ach, das ist ja schon super, wenn Du Dir eine morgendliche Ruhe zum Gedanken ordnen nimmst! Hauptsache ein bisschen Entschleunigung am Tag, und für mich passt das morgens wunderbar. Auch beim Handarbeiten und Musik hören sprudeln meist die Gedanken, die ich untertags nicht wahrnehme, wenn ich mit Volldampf unterwegs bin. 😉 Wenn du’s mit Handarbeiten ausprobierst, lass mich wissen ob und wie es für Dich funktioniert, ja? Liebe Grüße, Gabi

  7. Blattwerk ist gerade ja sehr up to date, in grün und rot und braun und das Aderwerk gut zu sehen. Wegen mir darf es gern noch länger grün sein. Sehr schön, wie Du Das Thema umgesetzt hast. Die Schatten, die hellen Adern.
    Liebste Grüße
    Nina

    1. Du meinst „up to date“ weil gerade Herbst ist? Oder allgemein ein Trend, den ich (wieder mal) verpasst habe… Schon im Frühjahr, als ich den Stoff zweifarbig bedruckt habe, gab es die Idee, noch eine dritte Schicht mit Blattadern draufzudrucken. Bei Siebdruck wäre es vielleicht gegangen, aber mit Schablonendruck ist mir das zu friemelig geworden. Die Stoffspielereien waren jetzt eine gute Gelegenheit, den Blättern doch noch Adern zu verpassen. 🙂 Wer weiß, ob ich sonst dran gedacht hätte. Liebe Grüße, Gabi

  8. Liebe Gabi,
    das sieht ja richtig beeindrucken aus, die gestickten Blattrippen mit 3D-Effekt. Ja, ich glaube dass das eine wunderschöne mediative Arbeit ist.
    Danke für’s Zeigen.
    Liebe Grüße
    Ute

  9. Liebe Gabi, das wirkt ja wie ein Gemälde- ich weiß du magst gerne Praktisches, aber manchmal darf es vielleicht auch „nur“ schön sein. Durch das glänzende Stickgarn und die Schatten wirken die Blätter wunderbar 3-dimensional. An der Wand mit Bilderlicht von oben 🥰🥰🥰 Und deine Morgenroutine – sehr inspirierend ….dafür würde ich glatt früher aufstehen!

    1. Liebe Beatrix, auch stricken lässt sich in der Früh vortrefflich, weil es ähnlich wenig Lärm macht wie Sticken. Von so einer Morgenroutine hat eh eine unserer Kolleginnen in HSO erzählt, bilde ich mir ein. Ich weiß nur nicht mehr, aus welchem Buch sie den Rat gezogen hat, als erstes in der Früh etwas für sich selbst zu tun. Jedenfalls tut es mir gut, wenn ich das schaffe. Und seit ich es weiß, achte ich auch darauf, es mir möglichst oft zu gönnen. Wenn ich die beiden Taschen genäht habe, die ich vorhabe, bleibt noch ein Stückchen übrig. Vielleicht hänge ich es wirklich an die Wand. So wie Du das beschreibst, bekomme ich richtig Lust da drauf. Liebe Grüße, Gabi

  10. Liebe Gabi, dein Stoff ist sowieso schon durch den Schatten super strukturiert. Und nun noch die Blattrippen gerade so wie sie in Natur erscheinen. Das sieht wunderschön aus und du wirst ein sehr tolles Täschchen daraus zaubern. Ich freu mich drauf.
    LG eSTe

  11. Deine Blätter schweben ganz wunderbar durch den Herbst! Ich kann mir gut vorstellen, wie du die halbe Stunde mit Musik und Sticken als Start in einen entspannten Tag verbringst. Ich stehe zwar auch früh auf, aber dann ist schon Frühstück machen angesagt. Das Sticken kommt eher am Abend. Ich freue mich darauf, das zweite Teil zusehen, vielleicht im nächsten Monat?
    Liebe Grüße, Elvira

    1. Am Abend bin ich dann meist schon zu müde für alles (weil ich ja so früh aufstehe), und oft „komme ich dann nicht mehr“ zum Handarbeiten, und das fehlt mir dann sehr. Die halbe Stunde in der Früh macht für mich tatsächlich einen Riesenunterschied. Vor allem auch, dass ich nicht gleich bei den E-Mails und damit bei der Arbeit sitze (weil Homeoffice, schon seit Langem), sondern tatsächlich zuerst etwas kreiere, das mir viel Freude macht. Mit dem „zweiten Teil“ meinst du den Quilt? Der ist gerade am fertigwerden, der kommt wirklich bald. Liebe Grüße, Gabi

  12. Da wirken deine Blätter gleich noch viel ausdrucksvoller. Gute Idee, deine Stoffe vom Frühjahr herzunehmen. Das mag ich sowieso sehr gerne, zu sehen, was mit den Arbeiten im Weiteren passiert. Und den Genuss, frühmorgens, wenn die anderen noch schlafen, schon ein bisschen zu werkeln und dabei Musik zu hören, den teile ich mit dir. Vielen Dank fürs Mitmachen, und die vielen spannenden Links. Liebe Grüße Christiane

    1. Echt, liebe Christiane? Du werkelst auch in der Früh und hörst Musik dabei? Spannend, wenn das so ist. Der Quilt aus dem anderen, größeren Teil der Stoffe aus der Frühlingspost ist gerade am fertig werden. Heute habe ich ihn gebunden (nicht wirklich gequiltet), jetzt fehlt nur mehr das Binding! Zeige ich auch bald. Denn in den nächsten Tagen werde ich in der Früh Binding annähen. Das gibt mir so ein schönes Gefühl, wenn ich gleich am Morgen etwas mache, das ich richtig gern tue, und dabei ein schönes Ergebnis herauskommt. Danke für das spannende Thema! Liebe Grüße, Gabi

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner