Herzlich willkommen bei den Stoffspielereien nach der Sommerpause! Heute sind wir zu Gast bei Beate vom Blog „Siebensachen zum Selbermachen“ zum Thema „Webkanten“.
Webkanten, das sind diese Streifen am linken und rechten Stoffrand, die normalerweise dichter und fester gewebt sind als der restliche Stoff, und die aus diesem Grund meist nicht in einem Werkstück mitverarbeitet sondern abgeschnitten werden. Bei bei Designer- oder Patchworkstoffen finden sich auf der Webkante für gewöhnlich Angaben zur Stoffzusammensetzung, Designer:in sowie Stoffserie, und oft auch kleine Flächen mit Muster der Farben, in denen der Stoff bedruckt ist. (Das erleichtert z.B. das Finden von zum Stoff passenden Garnen oder gut kombinierbaren Uni-Stoffen.) Unter Patchworkerinnen und häufig-neuen-Stoff-Käuferinnen gibt es viele, die diese Randstreifen liebevoll sammeln, als Erinnerung an gern vernähte Lieblingsstoffe.
Liebhaberinnen vernähen diese Randstreifen dann gerne zu größeren Flächen. Sie nähen die einzelnen Streifen so aneinander, dass die offene Kante von der nächsten Webkante überdeckt wird. Man produziert sozusagen aus den Streifen einen neuen, gestreiften Stoff, der im besten Fall die Webkanten vieler Lieblingsstoffe enthält. Es ist eine Resteverwertung mit Mehrwert. Wenn man denn (1) bunte, bedruckte Webkanten besitzt, (2) sammeln kann und (3) dieso Ästhetik der so entstehenden, hellbunten Flächen mag.
Aus den gestreift zusammengesetzten Stoffen kann man dann alles Mögliche herstellen. Meine Favoriten:
- Platzsetzs mit schrägen Streifen draufgenäht
- Postkarten
- Lesezeichen
- Topflappen
- Kleines Zippertäschchen
- Dreiecks-Pyramidentäschchen (Anleitung kostet)
- Garnspulen aus Webkanten
- Zum Windrad angeordnet
- lustige Ideen für größere Quilts, unter anderem „which way to the fabric store?“
Meistens finde ich diese bunten Streifenstoffe zu bunt und zu unruhig. Aber bei dieser Tasche hat die Näherin durch breite Jeansstreifen etwas Ruhe hineigebracht, und das gefällt mir.
Obwohl ich also das ganze Jahr über Webkanten bewusst gesammelt habe, um wenigstens ein bisschen Material zusammenzubekommen, war die Menge überschaubar. (Siehe Bild oben.)
Und dann traf ich eine Weberin, die Fleckerlteppiche herstellt und hatte die Idee: Webkanten sind eigentlich auch nichts anderes als Stoffstreifen. Ich könnte sie, kombiniert mit anderen Stoffstreifen verweben! Letztens tauchte nämlich auch mein alter Schulwebrahmen im Keller meiner Mutter wieder auf, den wollte ich sowieso reaktivieren. So fügte sich eine Idee zur anderen, und das sind mir ja immer die liebsten Stoffspielereien: Eine Spielwiese für Experimente und Ausprobieren.
Den Rahmen habe ich mit einem relativ dicken, alten Baumwollgarn aus meinem Fundus bespannt. Drei Schiffchen und ein „Webkamm“ waren auch noch dabei. Das Bespannen ging flott, und die ersten Reihen waren schnell gewebt.
Zum Verweben der Stoffstreifen verwendete ich eine lange „Webnadel“, die meine Kinder im Handarbeitsunterricht verwendet hatten. Es hat mir großen Spaß gemacht, das Weben hierfür auszuprobieren. Und es hat mir Lust auf mehr gemacht. Der kleine Schulwebrahmen hat immerhin eine Vorrichtung (bitte helft mir, mir fällt der Fachbegriff nicht ein), diesen beweglichen Balken, mit der man EIN Fach bilden kann. Das erleichtert das Weben ein bisschen, es geht aber sicher besser.
Ich sehe schon das nächste, größere Gerät bei mir einziehen… 😁
Danke Beate, für das feine Thema! Bei Beate findet ihr auch die Beiträge zur heutigen Stoffspielerei versammelt. Schaut unbedingt rüber zu ihr und lasst euch von den Beiträgen inspirieren!
Beim nächsten Termin, am 30. Oktober, bin ich Gastgeberin der Stoffspielereien zum Thema „Posamenten“. Anfang Oktober veröffentliche ich einen Einleitungsbeitrag dazu: Ich werde nämlich einen der letzten gewerblichen Posamentierer in Wien besuchen und ein Interview führen.
Bis dahin liebe Grüße aus Fürth/Nürnberg, wo sich gerade einige altgediente Stoffspielerinnen treffen. Bericht folgt!
Die Stoffspielereien
Bist du auch eine Stoffspielerin?
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Lass dich vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Machst du nächstes Mal mit?
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.
Die Stoffspielerei-Termine 2022
- 30.01.2022: „Linie“ bei 123-nadelei
- 27.02.2022: „Inspiration Typographie“ bei Feuerwerk by KaZe
- 27.03.2022: „Cording“ bei Machwerke
- 24.04.2022: „Metallisches“ bei zwisch-en-durch
- 29.05.2022: „gekräuselt und gerafft“ bei Stoffnotizen
- 26.06.2022: „Portrait“ bei Bimbambuki
- Juli und August: Sommerpause
- 25.09.2022: „Webkanten“ bei Siebensachen zum Selbermachen
- 30.10.2022: „Posamente“ bei made with Blümchen
- 27.11.2022: „Ornament“ bei Petersilie & Co
- Dezember: Winterpause
Pingback: Stoffspielereien im Januar: Stoffreste - made with Blümchen
Liebe Gabi,
ich finde Flickenteppiche so toll – und die Idee, sie aus den Webkanten zu machen ist super! Für meine Stoffrestekiste hab ich das auch schon mal überlegt, aber ich kenne niemanden mit Webstuhl, den ich mal „leihen“ könnte.
Vielleicht wird es ja bei dir was… Wenn ja, dann freu ich mich über einen Bericht 😊
Liebe Grüße
Nanni
Liebe Nanni, so ein einfacher Schul-Webrahmen ist wahrscheinlich recht erschwinglich, oder aber auf Flohmärkten zu finden. Für den Anfang reicht der völlig, und es ist fein, dass ich durch Drehen des Querbalkens die „Fächer“ wechseln kann. Es macht Spaß, die Fläche entstehen zu sehen, und ich habe definitiv Lust auf mehr Weben. Liebe Grüße, Gabi
Danke, dass Du solch Webkantendetails erwähnt hast, wie die kleinen, oft numerierten Punkte „der Farben, in denen der Stoff bedruckt ist.“ Dass diese „das Finden von zum Stoff passenden Garnen oder gut kombinierbaren Uni-Stoffen“ erleichtern können, hab ich noch gar nicht in Betracht gezogen – ich hab mich immer nur gewundert und dachte, das wäre eine drucktechnische Sache. Verwebt finde ich Webkanten auch sehr schön. Nachdem ich die Posts übers Webkantenweben gelesen habe, hätte ich auch Lust, das zu machen. Ich werde ja demnächst sowieso den Webrahmen aufstellen 😉 vielleicht verwebe ich zum „Aufwärmen“ ein paar Webkanten. Ich habe mich sehr über unser Treffen gefreut! Liebe Grüße, Kerstin
Du stellst den Webrahmen auf? Bin gespannt, was du fabrizierst. Ich fand unser Treffen auch sehr schön. Das ruft nach einer Wiederholung, nicht wahr? Liebe Grüße, Gabi
Es freut mich, dass Du Deinen Schulwebrahmen neu aktiviert hast. An Deinem Fleckerlteppich gefallen wir die unregelmäßigen Farbwechsel inmitten der Reihen, eine schöne Spielerei.
Auch auf das nächste Thema freue ich mich schon.
LG Ute
Danke, liebe Ute! Ich bin gespannt, was ich für das Posamenten-Thema am Freitag in Wien herausfinde! Liebe Grüße, Gabi
Auf Weben wäre ich jetzt nicht gekommen. Aber eigentlich logisch 😉
Sieht jedenfalls gut aus. Ich bin gespannt, was schlussendlich daraus wird.
LG heike
Ich bin auch gespannt, ich habe nämlich noch wenig Idee, wie ich die Webereien weiterverarbeiten soll. Lustig finde ich, dass wir diesmal drei Teilnehmerinnen waren, die die Webkanten auf einfachen Webrahmen verwebt haben. Liebe Grüße, Gabi
Ich besitze auch noch solch einen einfachen Schulwebrahmen (Das war mein Testlauf ganz am Anfang.) Da ist der Balken zum Bilden der Fächer ein wenig anders, glaube ich. Durch leichtes Drehen kann man die Fächer wechseln. Wie dieses „Ding“ heißt, weiß ich allerdings auch nicht. Bei den Webrahmen, wie ich einen habe, ist das Gatterkamm oder kurz Kamm. Damit sich das Gewebe nicht zusammen zieht, müsstest du den Schussfaden bzw. die Stoffstreifen schräg (ca. 45° Winkel) einlegen und dann anschlagen.
Hast du schon eine Idee, was du daraus machen willst?
LG und nochmals Danke für alles
Beate
Ja, auch bei meinem Schulwebrahmen kann man die Fächer durch leichtes Drehen dieses Balkens wechseln. Ich habe noch keine Idee, was am Ende daraus werden soll. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich das lockere Gewebe auf der Rückseite stabilisieren. Entweder mit einem Vlies, wie du das bei deinem Kissen gemacht hast, oder mit einem Pappendeckel wie Elvira. Danke dir für das Thema! Nach anfänglichen Ideenfindungsschwierigkeiten habe ich doch noch eine spannende Spielerei gefunden. Liebe Grüße, Gabi
Das nenne ich „zwei Genies, ein Gedanke“! Aber das war eh klar. Ich bin gespannt, was aus deinem Webstück wird, nächstens. Unser Jubiläumsausflug nach Fürth/Nürnberg war so erfrischend, ich danke herzlich für deine Initiative und die spannenden Stunden. Komm gut nach Hause.
Liebe Grüße, Elvira
PS Im Bahnhof kam mir noch eine Idee für ein Thema nächstes Jahr 😉
Ich bin auch gespannt, was aus dem Webstück wird, vielleicht eine Buchhülle wie bei dir? Das gefällt mir gut, vor allem weil du die eher lose Weberei auf einen Karton kaschiert hast. Ich werde mich vom fertigen Webstück/ von den Webstücken (mal schauen, wie viele es noch werden! Bis mir die Streifen ausgehen?) inspirieren lassen. Es war so schön, dich am Wochenende „in echt“ zu treffen! Ich freue mich drauf, wenn wir das wiederholen. Liebe Grüße, Gabi
Das Weben ist schon eine feine Handarbeit, ich glaube, ich muss das auch mal wieder probieren (und dafür nochmal in Ruhe deinen Beitrag zum Brettchenweben nachlesen). Willst du das gute Stück noch fertig machen?
Liebe Grüße Christiane
Fertig machen auf jeden Fall. Aber mir fehlt noch eine zündende Idee für die Weiterverarbeitung. Eine Tasche? Eine Buchhülle? Ein Kissen? Ich denke, ich webe noch ein Weilchen vor mich hin und schaue dann, wozu mich die fertigen Stücke noch so inspirieren. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi, ist das nicht schön, wie ein alter Schulwebrauhmen wieder zu Einsatz kommt und neue Ideen verwirklicht werden ? Ich dachte sofort an Flickerlteppiche, als ich Dein Beispiel sah. Deine Ideen zur weiteren Verwendung merke ich mir. Übrigens – Du nennst Deine Sammlung von Webkanten gering, meiner war viel spärlicher!
Ich freue mich sehr auf den Bericht über das Treffen in Nürnberg und auf den Bericht vom Besuch des Posamentenmachers auch.
Viele liebe Grüße
Tyche
Liebe Tyche, wie schade, dass du beim Treffen dieses Mal nicht dabei sein konntest. Vielleicht schaffen wir es bei einem eventuellen Treffen im nächsten Jahr? Deine Regenbogenberge dieses Mal finde ich ganz phantastisch! Liebe Grüße, Gabi
Ich glaube das was Du suchst ist der Schaft. Bei den Kinderwebramen aus Holz und bei Profirahmen zweiteilig mit Löchern.
Guck Mal auf Flohmärkten, es gibt diese Kinderwebramen auch in Recht groß (habe meinen auch bespannt, aber weiter bin ich nicht gekommen. Bei meiner Ma steht ein richtiger, aber es ist schon sehr zeitaufwendig (alleine das Bespannen)
Ich liebe ja diese „Flickenteppiche“ und finde es super, wenn man da sogar etwas künstlerisch noch ausarbeiten. Es ist ja gar nicht so einfach ohne das Löcher entstehen 🙂 Ich kann mir bei Dir gut vorstellen, dass Du mehr Freude am Weben aufbaust. Gerade, wenn es an die Muster geht. Bei mir dümpelt das vor sich hin, bis jetzt habe ich nur bei einem kleinen ganz einfachen ein paar Wollreste verarbeitet.
Ich bin gespannt, wie das Projekt bei Dir wird!
Schönen Sonntag und liebe Grüße
Nina
Danke, liebe Nina: Ein Schaft, das wird es wohl sein. Ich finde das Weben an sich toll, nur der Rahmen könnte besser sein. Bzw. bleiben die Fäden bei der Schaftbildung manchmal ein klein wenig hängen. Ich weiß noch gar nicht, wie oder ob ich mit den kleinen Flickenteppich schlussendlich weiter verarbeiten werde. Für mich war‘ es jetzt fürs Erste nur einmal das: Eine Spielerei. Liebe Grüße, Gabi