Inspiration für die Stoffspielerei „Posamente“

Für die kommenden Stoffspielereien im Oktober habe ich das Thema „Posamente“ vorgeschlagen. Aber was ist das eigentlich? Heute möchte ich Euch heute ein paar Anregungen für Eure eigene Spielerei geben.

„Posamente“ ist eine Sammelbezeichnung für schmückende Geflechte, wie Zierbänder, gewebte Borten, Fransenborten, Kordeln, Litzen, Quasten, Volants, Spitzen aller Art, überzogene Knöpfe und Ähnliches. (Wikipedia)

Ich habe den Anlass dieser Stoffspielerei genutzt, um endlich ein Interview mit dem Chef von einem der letzten Posamentier-Betriebe in Österreich zu führen: Albert Maurer von der Firma „M. Maurer Posamentrien“ . Das Interview habe ich als Blogbeitrag und Podcastfolge am Textilportal veröffentlicht, hier kannst du es nachlesen und auch hören.

Albert Maurer hat im Interview beschrieben, dass die Posamentrie aus unterschiedlichen Bereichen besteht:

Uniformposamente, wie Kragenspiegel, Aufschiebschlaufen, Ordensbänder, Tressen, Borten etc.

Verschiedene Verzierungen für Uniformen in Handarbeit, bei M. Maurer Posamente, Wien

Raumausstatter- oder Interieur-Posamente, wie Quasten und Kordeln für Vorhangraffer, Sofas, Kissen oder Lampen.

Quasten an Vorhangraffern hergestellt von M. Maurer Posamente, Wien

Aber auch die Festtagskleidung vor allem der Oberschichten wurde in früheren Jahrhunderten oft aufwändig dekoriert. Bei unserem Stoffspielerei-Treffen in Fürth/Nürnberg vor zwei Wochen haben wir das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg besucht. Auf den Beschreibungstafeln der Kleider aus dem 18. Jahrhundert stand häufig „Posamente“, womit die verschiedenen, teils sehr aufwändigen Verzierungen gemeint waren.

Ein Seidenkleid von 1760
Seidenkleid („Robe à la francaise“), um 1760. Seide, broschiert; Seidenposament; Spitzen ergänzt. Im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg.
Portrait der Justina Katharina Kirchmayr, geb. Imhoff (1627-1665).
Portrait der Justina Katharina Kirchmayr, geb. Imhoff (1627-1665). Im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg.

Kurz gesagt: „Posamente“ als Oberbegriff für schmückende Verzierungen ist ein sehr weites Feld, und du hast deshalb vielfältige Möglichkeiten, die eine oder andere Technik auszuprobieren, die dich anlacht.

Brettchenweben

Du könntest dich an so genannten Posamentenknöpfen versuchen, die im Unterschied zu gewöhnlichen Zwirnknöpfen in mehreren Farben mit geometrischen Mustern gewickelt werden. (Hier habe ich das schon mal probiert.)

Posamentenknöpfe auf einem Männerjackett
Posamentenknöpfe auf einem Männerjackett. Aus: Geschichte der Mode

Auch geknüpfte Manschetten- oder Blusenknöpfe wären eine Möglichkeit, oder solche Mantelverschlüsse wie im nächsten Bild?

Schön geknüpfte Mantelverschlüsse.
Mantelverschlüsse bei M. Maurer Posamente, Wien.

Ich hätte ja sehr große Lust, so eine große Vorhangquaste herzustellen wie in den Bildern oben, habe aber noch gar keine Idee, wie ich das angehen sollte.

Ich bin aber schon sehr gespannt, was Euch alles einfällt und freue mich auf unser kommendes virtuelles Treffen bei den Stoffspielereien am 30. Oktober 2022, hier bei mir am Blog!

Herzliche Grüße, Gabi

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Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Die Stoffspielerei-Termine 2022

21 Kommentare zu „Inspiration für die Stoffspielerei „Posamente““

  1. Pingback: Stoffspielereien im Oktober: Posamente - made with Blümchen

  2. Liebe Gabi, tolles Thema, sehr konkret und gleichzeitig weit gefasst. Und für Traditionshandwerk habe ich eh eine Schwäche, das würde ich mir auch gerne mal live ansehen. Ich bin morgen dabei unter heyyoskar.com. Vielen lieben Dank fürs Organisieren, Anne Sophie

  3. Liebe Gabi, ein sehr schönes Thema hast du dir ausgesucht. Ich bin erstaunt was der Begriff „Posamente“ alles umfasst, war mir in diesem Ausmaß nicht bekannt und deshalb sehr interessant. Wieder mal zeigst du wie wertvoll und vielfältig Handarbeit ist, dass es noch Bedarf für diese Kunst gibt, ist sehr erfreulich. Gerade hab ich mir noch deinen Post über die besonderen Knöpfe angeschaut, einfach bewundernswert. Insofern freu mich sehr auf eure kreativen Ideen.
    LG eSTe

    1. Liebe eSTe, das Thema „Posamente“ schwirrt bei mir schon länger herum. Es hat was von „alte Handwerkstkunst“, ich finde faszinierend, welche Vielfalt von Schmuckmöglichkeiten sich Menschen einfallen haben lassen und wie ausgeklügelt die Herstellungsverfahren inklusive dafür nötige Maschinen sind. Wir haben im Rahmen der Stoffspielereien natürlich keinen Zugang zu solchen Maschinen. Aber wir können uns dem Thema durch Ausprobieren und Experimentieren annähern. Was ja immer schon das Ziel der Stoffspielereien war. Liebe Grüße, Gabi

  4. Hallo Gabi, danke für die Einführung. Bisher dachte ich bei Posamente nur an Quasten und Troddeln, 3he fecit offensichtlich auch ;). Da werde ich mich schlau machen bis Ende Oktober. Aber an Quasten alleine kann man schon sehr viel ausporbieren …
    LG Gabi

    1. Oh ja, so aufwändige Quasten, wie die beim Posamentierer herstellen, allein daran könnte man wahrscheinlich monatelang üben. Ich bin gespannt, was du ausprobierst! Liebe Grüße, Gabi

  5. Oh wie spannend! Natürlich hatte meine Oma (die dann aber auch den entsprechenden Brokat Stoff als Gardinen hatte) noch so Quasten. In der salonähnlichen guten Stube. Soweit ich weiß, brauchst Du für aufwendige Quasten, wie Du sie als Foto zeigst, „Grundgerüste“.
    Tja, heute werden halt keine aufwendige Uniformen mehr mit Epoletten gebraucht. Die Wohnzimmervorhänge sind Deko und nicht mehr Verdunklung bzw Isolierung und dementsprechend braucht es diese schweren Befestigungen nicht mehr. Der Geschmack hat sich gewandelt. Aber ich finde diese Quasten und das ganze Thema unglaublich interessant und schön. Theoretisch kann man auch Kästchen mit Samt oder Brokat beziehen, dann diese schönen Garne zum verzieren… (nein, ich nicht, dass schaffe ich gerade nicht)
    Ich bin gespannt, was Du und die anderen Teilnehmer/innen gestaltest
    Liebe Grüße
    Nina

    1. Liebe Nina, du hast vollkommen Recht: Die aufwändigen Quasten beinhalten Holzkugeln und andere Holzformen, speziell für diesen Zweck gedrechselt. Aber ich habe eine Anleitung für Quasten bekommen, von meiner Freundin Heike, wo auch eine gewöhnliche Holzkugel reicht. Ich probiere das aus! Liebe Grüße, Gabi

  6. schön,dass du eine Einführung machst. Ich fremdele ein wenig mit dem Thema, da ich vor einigen Jahren hier in Dresden bei der einzigen Posamentiermeisterin Deutschlands in der Werkstatt und deren Wissen historischer Techniken gigantisch war und alles, was ich dort sah, nicht mit meiner herkömmlichen Vorstellung zu tun hatte. Da du es aber so weit fasst, fällt mir vielleicht doch noch etwas ein.
    Viele Grüße, Karen

    1. Liebe Karen, den Posamentiermeistern und -meisterinnen kann ich es gar nicht nachmachen. Dazu fehlt mir das Material (Schnüre, Holzformen) und das handwerkliche Wissen. Aber ein bisschen in die Richtung zu experimentieren, laienhaft aber enthusiastisch, das können wir jedenfalls. Ist dir etwas eingefallen? Liebe Grüße, Gabi

  7. Quasten und Troddeln, das hatte ich mir bisher unter Posamente vorgestellt. Dank deines Themas und den Posts hier und am Textilportal weiß ich nun mehr. Und ganz so prächtig wie deine Beispiele waren die Troddeln meiner Vorstellung auch nicht. Die Mantelverschlüsse finde ich toll. Und wieso muss ich jetzt ständig an Husarenuniform denken?
    LG heike

  8. Liebe Gabi, da zeigst Du uns aber sehr beeindruckende Beispiele! Die Wiener Firma kannte ich bislang noch nicht, wie schön, daß es noch wenigstens einen Hersteller für solche Kunstwerke gibt!
    Meine Ideen für diese Stoffspielerei entsprechen Deinen Beispielen, problematisch wird für mich das Material sein – die prächtigen Posamente wurden bestimmt aus Seide gefertigt.
    Aber – wir wissen ja : Not macht erfinderisch.
    Danke für Deinen schönen Beitrag und die Anregungen,,
    liebe Grüße
    Tyche

    1. Liebe Tyche, es gibt laut meinen Recherchen auch in München und in Leipzig zwei Posamentrie-Betriebe, die recht aktiv zu sein scheinen. Ich bin gespannt, was wir morgen von dir zu sehen bekommen! Liebe Grüße, Gabi

  9. Liebe Gabi, vielen Dank, da hast du mich heute Abend gleich in eine andere Welt entführt. Meine Mutter hat lange Jahre als Schneiderin bei einem Raumausstatter gearbeitet und seit dieser Zeit sehe ich Posamenten mit ganz anderen Augen. Ein wundervolles Kunsthandwerk, das leider auch einer aussterbenden Gattung anzugehören scheint…
    Liebe Grüße
    Bianca

    1. Ah! Es ist spannend zu hören, wie viele Mütter und Väter der heute kreativ tätigen Bloggerinnen ehemals Schneider:innen waren! Es gibt heute viel weniger Posamentierbetriebe als – sagen wir – Ende des 19. Jahrhunderts. Aber es gibt noch welche. Und die es noch gibt, scheinen nicht so bald aufhören zu wollen. Liebe Grüße, Gabi

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