Couture Inside Out: Designerstücke aus nächster Nähe

Mein Beitrag heute ist keine eigene Stoffspielerei im engeren Sinn, sondern ein Bericht von einem Workshop, den ich Anfang Juni im Fashion + Textile Museum in London besucht habe.

Anfang Juni war ich mit Mann und Tochter für ein paar Tage in London. Seit mindestens 10 Jahren haben wir von den Harrison-Uhren im Observatorium von Greenwich gesprochen, die nach zahlreichen Schiffsunglücken die Bestimmung des Längengrades ermöglicht haben. (Ein Buch, das diese Geschichte von Seefahrt und Astronomie, und die Lebensgeschichte des Uhrenbauers John Harrison äußerst spannend erzählt, ist Längengrad, von Dava Sobel. Ganz toll ist von diesem Buch die – leider derzeit vergriffene – illustrierte Ausgabe aus dem Berlin Verlag.) Wir sprachen von den Codeknackern in Bletchley Park, die im 2. Weltkrieg die deutsche Verschlüsselungsmaschine „Enigma“ geknackt hatten. (Das waren zugegebenermaßen eher die Themen des Göttergatten, aber durchaus auch meine.)

Zusätzlich wollte ich endlich unbedingt endlich mal ins Victoria & Albert Museum, da haben die Tochter und ich uns eine Sonderausstellung über Koreanische Pop-Kultur angeschaut, und auch das Textile + Fashion Museum stand auf meiner langen Wunschliste.

Natürlich haben wir in 5 Tagen London gar nicht alles unterbringen können, aber unsere wichtigsten Wünsche konnten wir abhaken.

Das Fashion + Textile Museum

Und wie’s der Zufall so wollte: Im Newsletter des Fashion + Textile Museum las ich, dass genau an dem Donnerstag, den ich für meinen Besuch dort geplant hatte (Mann und Tochter sahen sich inzwischen Westminster Abbey, Tower Bridge und Big Ben an), ein Workshop namens „Couture Inside Out“ stattfinden sollte: Original-Kleidungsstücke berühmter Modedesigner:innen wie Dior, Chanel, Balenciaga aus nächster Nähe. Und – mit Handschuhen- sogar zum Anfassen!!! Ich buchte sofort eines der nicht ganz günstigen Tickets (50 Pfund für 90 Minuten), überzeugt davon, dass dies eine einmalige Gelegenheit für mich sei. Was für eine glückliche Fügung! Bis ich das nächste Mal nach London komme, kann es durchaus wieder 10 Jahre dauern.

Gebäude des Fashion and Textile Museum, London
Gebäude des Fashion and Textile Museum, London

Das Fashion and Textile Museum wurde 2003 von einer Ikone des britischen Designs, Dame Zandra Rhodes, gegründet. Heute wird das Museum von Newham College betrieben – einem der größten weiterführenden Bildungskollegs Europas. Das Museum befindet sich im Herzen des modischen Bermondsey Village und ist in einem Gebäude untergebracht, das vom renommierten mexikanischen Architekten Ricardo Legorreta entworfen wurde.

Das Fashion and Textile Museum widmet sich der Präsentation zeitgenössischen Mode- und Textildesigns. Anstelle einer ständigen Sammlung gibt es ein vielfältiges Programm von temporären Ausstellungen, die eine breite Palette innovativer Mode und Textilien von Designern und Herstellern aus der ganzen Welt zeigen. Zusätzlich bietet das Museum vielfältige Bildungskurse, Vorträge, Veranstaltungen und Workshops.

Anfang Juni war die große Sonderausstellung gerade „Andy Warhole: the Textiles“ gewidmet. Es ist wenig bekannt, dass der junge Andy Warhol in New York als Grafikdesigner Werbung für große Firmen gestaltet hat, und auch mehrere Stoffdesigns, Prints mit fortlaufendem Druck in einem Stil, der als Vorläufer seiner späteren Pop-Art erkennbar ist.

Meine ursprüngliche Idee für diese Stoffspielereien war es, eines dieser frühen Warhol-Muster nachzuahmen: Stempel schnitzen, auf Stoff drucken, etwas daraus nähen. Aber das Projekt war leider für meine knappe Zeit im Juni zu aufwändig. Deshalb stehe ich heute hier mit leeren Stoffspiel-Händen, das heißt kein eigenes Projekt. Aber zumindest mit einem Bericht und einer Bilderflut von einem tollen Workshop.

Der Workshop: Couture Inside Out

Der Workshop fand in einem großen Raum im Obergeschoß statt: 5 Mitarbeiter:innen des Museums, nur 10 Teilnehmerinnen (!! die Gruppengröße war fantastisch!), eine Kleiderstange voller Kleidungsstücke und noch weitere auf Mannequins drapiert, und 2 große Tische. Während die Kuratorin an einem Tisch zeigte und erklärte, und wir anfassen und detailiert bestaunen durften, wurde inzwischen auf dem anderen Tisch das nächste Kleidungsstück vorbereitet. So durften wir in den 90 intensiven Minuten rund 25 Kleidungsstücke betrachten, besprechen und befühlen: Stoffqualität, Gewicht, Fall. Wie wurde das Kleidungsstück konstruiert? Ich fand das faszinierend. Und auch die Kuratorin meinte: Sie genießt das immer sehr, wenn sie Kleidungsstücke aus dem Depot holen kann, die sonst kaum gezeigt werden, und wenn sie sich detailliert mit ihnen beschäftigen kann.

Unter den Besucher:innen waren 9 Frauen, 1 Mann (der nicht nähte, aber sich für Design interessierte). Davon eine Frau aus Norwegen, eine aus Neuseeland, ich aus Österreich; die anderen aus England. Darunter eine Schneiderin, die sehr interessante, fachkundige Fragen stellte und viele witzige Bemerkungen machte.

Die Zeit ging mit Schauen, Fragen, Fachsimpeln, Handschuhe ausziehen zum Fotografieren und Notieren, Handschuhe wieder anziehen zum Anfassen, viel zu schnell vorbei! Jetzt möchte ich euch mitnehmen zu einigen der Kleidungsstücke.

Ein ehemals weißes Kleid bestehend aus Unterkleid und Rock, Christian Dior 1954. Es war mit kleinen Bandknöpfen bestickt. Interessant hier die mit der Hand eingenähte Verstärkung im Oberteil und die beiden Gummibänder, die um den Brustkorb gespannt für besseren Halt sorgten. Das Etikett sagt „Pritemps-été 1954“, also aus der Frühjahrs-Sommer Kollektion. Die aufgestempelte Nummer bedeutet, dass dieses Kleid für jemand maßgeschneidert wurde.

Ballkleid, Christian Dior 1958. Bei diesem Kleid fiel vor allem der relativ starke, steife Stoff auf. Frauen sollten für Dior „wie Blumen“ erscheinen, und der Stoff gab dem glockenförmigen Kleid einen gewissen Stand. (2) Das Kleid ist nicht gefüttert, wahrscheinlich wurde darunter ein Unterkleid getragen. (3) An der rückwärtigen Naht passen die Streifen nur „fast“ exakt zusammen; dies wurde von einer anwesenden Schneiderin scherzhaft angemerkt. Am dritten Bild sieht man auch Verfärbungen und Flecken; es ist ein altes Kleid.

Ehemals hellblaues Ballkleid mit aufwändiger Tambour Stickerei, Christian Dior 1957. Dieses Kleid war stark verschossen. Wunderschön die aufwändige, in Kettstich ausgeführte Stickerei („tambour embroidery).

Kostüm von Chanel aus den 1960ern. (2) Am Saum der Jacke ist eine recht schweren Metallkette eingearbeitet, damit die Jacke nicht hochrutschen kann. (3) Auch die Kette am Ausschnitt war massives Metall. Der Stoff schwer und gediegen.

Grüner Samtmantel, Balenciaga, aus den 1960ern, mit wunderschön gearbeiteten Knopflöchern, die wir sehr bewunderten. Kommentar einer Schneiderin: „Everyone loves their bound buttonholes!“ Die Kuratorin erklärte, dass Balenciaga wichtig war, dass die Kleidungsstücke bequem zu tragen seine. Die Ärmel waren für möglichst viel Bewegungsfreiheit gearbeitet, und auch der Kragen weit, nicht einengend.

Pierre Cardin verscherzte es sich mit der Pariser Haute Couture, weil er als einer der ersten seine Werke über Kaufhäuser verkaufte. Er hatte ein Faible für Astronauten, Helme, neue Materialien. Bei diesem Kleid und zugehörigem Mantel aus den 1960ern wurde ein dicker Steppstoff verarbeitet. (2) Die scheinbar sehr schlichten, geradlinigen Schnitte sind durch kleine Kniffe wie den kleinen Abnäher am Hals besonders. (3) Spannend die verschlungenen, kordelartig gearbeiteten Verschlüsse.

Auch dieser Mantel von André Courrèges, der ursprünglich Ingenieur war, hat einige hübsche Details: die wieder wunderschön gearbeiteten Knopflöcher, (2) die spitz zulaufende Teilungsnaht im Rücken, und dass sich der karierte Stoff vom Kragen an den Ärmeln und in der aufspringenden Gehfalte wiederholt.

Kleid aus Plisseestoff, von einer irischen Kleidermacherin (deren Namen ich leider nicht notiert habe.) Auf der Innenseite sieht man, wie der Plisseestoff mit Handstichen auf dem oragenen Futter fixiert wurde, um das Plissee zu fixieren, damit es sich nicht aushängt.

Hier sind wir von Farbwahl und Anmutung ganz eindeutig in den 1970ern angekommen. Belinda Belville hat auf den knallgelben Hausmantel (beim Material bin ich mir jetzt nicht ganz sicher) alte chinesische Stoffe eingearbeitet. Bei den Knopfverschlüssen seiht man, dass die Schlaufen teilweise ausgerissens sind.

Dieser Mantel von „Qorum“ aus den späten 1960ern hat es mir angetan! Unten ist er sehr weit, fast wie ein Tellerrock. Und wie der Einsatz in den Prinzessnähten geschwungen in die Umrahmung der Tasche übergeht, das hätte ich noch stundenlang betrachten und analysieren mögen. Das fand und finde ich einfach unheimlich elegant!

Von der Gründerin des Museums, Dame Zandra Rhodes, zeigten sie uns eines ihrer Frühwerke aus Studentenzeiten (unten) und ein pinkes Kleid aus Papier, aus den 1980ern. Es war tatsächlich aus Papier, auch schon ziemlich vergilbt und brüchig (nur die Kuratorin durfte es anfassen) und dazu gedacht, dass man es runterreissen und wegwerfen kann, wenn es schmutzig wurde. Interessant. Hat sich aber nicht durchgesetzt.

Hier habe ich leider auch nicht mitbekommen bzw. notiert, von wem dieses Ballkleid stammt (eventuell Christian Lacroix). Ich glaube mich zu erinnern, dass das Kleid aus den 1980ern ist. Das durchsichtige Tüll-Oberteil war unglaublich aufwändig mit hellgrünen Pailetten bestickt, der changierende Seidentaft-Rock bodenlang. Einfach wunderschön. (Wenn man Abendkleider und Glitzer mag…)

Und das letzte Kleid, das ich euch zeige (es gab noch mehr) ist ein Modell von Christian Lacroix, zu dem die Kuratorin meinte, das Thema wäre „more is more“, also „mehr ist mehr.“ (1) Wild zusammengemixte Stoffbahnen als Rockteil, und (2) eine schwarze Corsage mit durchsichtigen, violetten Tüll-Cups für die Brüste. Dazu eine bizarre Schulterspange aus gelbem Lackleder mit Nieten und Metallteilen, die so aussieht, als ob sie unglaublich unangenehm weil pieksig zu tragen gewesen wäre. Dieses Kleid würde besser an der Person zur Geltung kommen, meinte die Kuratorin. So am Tisch liegend war es einfach nur wild.

Zusammenfassend: Das war ein wirklich unglaublich spannender und faszinierender Workshop für mich! Einerseits war ich ganz ergriffen, dass wir solche Originalstücke nicht nur sehen sondern auch berühren durften. Andererseits war es aber auch eine gewisse Entzauberung, weil man sehen konnte, dass „die Großen“ ja auch „nur mit Wasser kochen“. Es ist ja keine Zauberei, die in solchen Kleidungsstücken steckt, aber schon eine hohe Kunstfertigkeit bzw. Meisterschaft, von der man sich etwas abschauen kann.

Der nächste „Couture Inside Out“ Workshop findet übrigens am Freitag, den 28. Juli 2023 statt. 😉 Vielleicht bist du dann zufällig gerade in London? Ansonsten würde ich dir empfehlen, den Newsletter des Fashion+Textile Museums zu abonnieren, oder einfach vor deinem nächsten London-Besuch einen Blick auf die Museumswebseite zu werfen. Die bieten eine Reihe weiterer spannender Workshops an, von Schnittzeichnen lernen, über „Copy your clothes“ bis zu Siebdruck und „Couture Techniques“, ein eintägiger Workshop, in dem das Know-how vermittelt wird, um mit hochwertigen Stoffen wie Chiffon und Seidensatin zu arbeiten.

Das macht schon große Lust, bald wieder einmal nach London zu reisen…


Heute sammelt Tyche alle Beiträge zum Thema „Modedesigner und Epochen„. Spannendes ist dabei, von römischen Togen und holländischen Designerinnen.

Jetzt geht es für uns in die Stoffspielerei-Sommerpause, bis wir uns Ende September zum Thema „Handgenäht“ bei Siebensachen zum Selbermachen treffen. Das ist ja ein feines Thema für kreative Stunden im Urlaub oder auf Reisen! Vielleicht nutze ich die „Freizeit“ im Sommer und setze das Stoff-Muster-Stempel Projekt in einer handgenähten, leichten Sommerbluse um. Stoff wäre schon da…

Die Stoffspielereien

Bist du auch eine Stoffspielerin?

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Lass dich vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Machst du nächstes Mal mit?

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Die Stoffspielerei-Termine 2023

29 Kommentare zu „Couture Inside Out: Designerstücke aus nächster Nähe“

  1. Durch den Adventskalender und deine Vorstellung bin ich nun auf deinem Blog gelandet und kann gar nicht aufhören zu lesen. Dieser Artikel ist ganz wunderbar!!!. Vielen Dank.
    Gabriele

    1. Oh, das freut mich aber sehr, liebe Gabriele, dass du über den Textilportal Adventskalender hier gelandet bist! Und natürlich freue ich mich auch ganz besonders, dass du dich anscheinend „festgelesen“ hast! Dann weiterhin viel Vergnügen! Liebe Grüße, Gabi

  2. belle idée de montrer au public les robes de créateurs dans les musées * et surtout de pouvoir les manipuler voir et toucher les tissus les finitions !
    merci pour les photos et les détails des vêtements
    mo

  3. Spannend zu lesen und bestimmt noch viel spannender, den Workshop zu besuchen. Wenn ich das nächste Mal in London bin (und das ist hoffentlich bald), werde ich auf alle Fälle vorher schauen, was angeboten wird.
    Im Observatorium von Greenwich waren wir auch, und begeistert von der Uhren-Ausstellung dort. Ich wusste nicht, was uns dort erwartet, und war dann völlig in Bann gezogen von der Jagd nach der präzisen Zeit- und Ortsbestimmung im 18. Jahrhundert.
    Liebe Grüße
    Christiane

    1. Ja, mach das unbedingt, vor der nächsten London-Reise schauen, was geboten wird! Auch die anderen Workshops klingen für mich – jetzt wo ich einen besucht habe – noch viel spannender als vorher. Die machen das richtig gut, sachkundig dort!
      Die Jagd nach einer Uhr, die die Zeit auch auf See präzise messen kann, war unheimlich wichtig für die Schifffahrt der damaligen Zeit! Es gab zuvor jede Menge verheerender Schiffsunglücke, weil die Besatzung einfach nicht genau bestimmen konnte, auf welchem Längengrad sie sich befanden. Das ist nur möglich, wenn man vergleichen kann mit der Zeit zuhause. Den Raum mit den vier Uhren von Harrison fand in imposant und auch sehr bewegend. Ein Lebenswerk in einem Raum. Und der Unterschied von der mächtigen dritten Uhr auf die handliche vierte – ein Quantensprung! Das war schon sehr toll auch, dort. Hachz. Leider viel zu schnell vorbei.
      (Wie geht’s dir mit den Barfußschuhen?)
      Liebe Grüße, Gabi

  4. liebe Gabi, was für eine großartige Erfahrung, all‘ die schönen Modellkleider so aus der Nähe betrachten und auch noch fotografieren zu dürfen. Gerade die Details machen das Besondere der Couture aus: die gebogene Naht in der Rückseite des Mantels ( da kann man einen Abnäher verstecken), oder die schön gearbeiteten Knopflöcher, die versteckten Nähte, um ein Plissee zu stützen und so fort. Mir gefällt es gut wenn ich solche Kniffe verstanden habe und in meine eigene Schneiderarbeit übernehmen kann. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht ! Das V&A hat mich schon als Zwölfjährige fasziniert, ich habe es tagelang durchstöbert und so manchen eingenickten Wächter erschreckt. Herzliche Grüße von Tyche

    1. Dei 1 1/2 Stunden dort waren so intensiv und dicht – ich bin richtig froh, dass ich noch genügend Informationen aus meinen hingekritzelten Notizen entschlüsseln konnte, um einen halbwegs interessanten Bericht zu schreiben. Von einem Kleid, das mir ebenfalls sehr gut gefiel, habe ich leider kein Gesamtfoto gemacht: Das hatte so tropfenförmige Ausschnitte am Saum und an den Ärmeln. Ach, ich bin ja ein ganz grundsätzlicher Fan von große Städten, und London gefällt mir extrem gut. Schön wäre, so ein jährlicher Ausflug dorthin. (Träumen darf man ja.) Wenn du mit 12 „tagelang das Museum durchstöbert“ hast: Das klingt so, als hättest du eine Zeitlang dort gelebt? Liebe Grüße, Gabi

      1. Liebe Gabi, nein, gelebt habe ich dort nicht, aber ich durfte mehrmals eine Cousine besuchen, die – deutlich älter als ich – in der Nachkriegszeit als Nurse nach England ging, dort in komfortable Verhälnisse einheiratete. Die Familie wohnte nahe Hampton Court, ich fuhr fast jeden Tag in die City. Und das mit einem gebrochenen Fuß! Ich war kurz vor Beginn der Sommerferien bei einem waghalsigen Sprung von einer Treppe umgeknickt. Der Bluterguß war so dick, daß der Arzt nichts erkennen konnte und meinte ( ich jammerte natürlich, in 3 Wochen darf ich nach London) , – also, bandagiere die den Fuß fest, und dann kannst du reisen. Erst Jahre später wurde bei eine Röntgenaufnahme entdeckt, daß mein Knöchel gebrochen war („das ist aber ein schlecht verheilter Bruch!)
        Also, ich bin jeden Tag los, mit bandagiertem Fuß, durch sämtliche Museen, 6 Wochen lang. Ich stromerte auch durch Carnaby Street und Kings Road, die Freundinnen meiner Cousine waren entsetzt, daß sie mich als so junges Mädchen das machen ließ. Abends kam ich mit dem Bussinesstrain zurück, half beim Abendessen und Abwasch, legte meinen schmerzenden Fuß hoch, und am nächsten Tag zog ich wieder los, gleich morgens mit dem Bussinesstrain.
        Heute denke ich allerdings auch – eine 12, 13jährige so alleine loszuschicken?
        Ich konnte es, mir ist nichts passiert, ich war voller Selbstvertrauen. Auch das Schulenglisch reichte aus. Mein Mann und ich habeni zwischen junge Frauen kennengelernt, die mit 18Jahren noch nicht in der Lage waren selbst einen Koffer zu packen, einen Fahrplan zu lesen und schon garnicht, auch nur 80 km mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Schlimm finde ich das.
        Ich finde es heute toll, dass meine Eltern mir das damals schon erlaubten und zutrauten. Herzliche Grüße von Tyche

  5. Im V&A sind wir bei jedem London-Besuch und ich schwelge in schönen Textilien und allem anderen. Ich habe schon viele tolle Ausstellungen dort gesehen. Von Alexander McQueen und auch Balenciaga schwärme ich heute noch 🙂 Das Textile Museum kenne ich dafür gar nicht. Ich war ja schon sehr gespannt, was du von diesem Workshop zeigen und berichten wirst. Tolle Stücke habt ihr jedenfalls gesehen. Und dass man die Teile auch noch angreifen darf, finde ich absolut grandios. das gefältelte Kleid finde ich interessant, am allerbesten gefäält mir allerdings ebenfalls der grüne Mantel.
    liebe Grüße von heike

    1. Ich war vorher erst einmal in London, einen Tag, auf der Durchreise, und von daher war das auch mein erstes Mal im V&A. Schon beeindruckend! Und auch, dass der Eintritt dort kostenlos ist! Dafür erhalten andere Museen wie das Fashion+Textile überhaupt keine Förderungen – dann finde ich die Workshoppreise wieder angemessen. Der grüne Mantel war auch vom Material her sehr interessant: Ein grüner Samt, in unregelmäßigem Mäandermuster abgenäht, und dann anscheinend erhitzt, wodurch sich der Faden zusammenzog und diese Struktur entstand, die an einen Persianerpelz erinnert. Liebe Grüße, Gabi

    1. Ja, das fand ich auch – so viele spannende Sachen zu begutachten. Und dann hat doch jede wieder ihre Favoriten. Meiner: Der Mantel. Würd ich sofort anziehen. Ich fand deine Überlegungen zu DDR-Mode und anderem auch sehr spannend. Das würde mich mal noch näher interessieren. Du hast doch so viele Bücher: Gibt es da vielleicht was, das die DDR-Mode etas aufarbeitet? Liebe Grüße, Gabi

  6. Hatte dir schon geschrieben, dass ich V&A liebe und schon zwei tolle Sonderausstellungen zur Mode dort gesehen habe, aber dass du dies entdeckt hast, finde ich toll !!!! Wenn ich dort wieder bin, dann zu solch einem Termin, ganz sicher! Auch wenn ich kein Wort englisch kann, die Augen und die Hände reichen. Der grüne Mantel ist mein Favorit.
    Ich habe übrigens dieses Thema eher so als Weiterbildung verstanden, denn als selbermach.

    Viele grüße, Karen

    1. Das V&A war ebenfalls ganz toll!!! Ich glaube, man könnte eine ganze Woche dort verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen. Allein schon deshalb lohnt sich ein weiterer Besuch. Deinen Beitrag mit dem feinen Plissee finde ich auch extrem spannend. Ach, wieder so ein feines Thema, zur Inspiration. Liebe Grüße, Gabi

  7. Oh, was für ein toller Beitrag! Vielen, vielen Dank! Wir können in Bildern schwelgen. Ich staune auch, dass du das alles fotografieren durftest. Ja, um diese Reise beneide ich dich ein wenig. Ich bin „ewig“ nicht in London gewesen – vielleicht sollte unsere nächste Städtereise dorthin gehen…..
    LG
    Beate

    1. Ich war vorher zuletzt 1999 in London, auf dem Weg nach Cambridge. Auch schon eine Weile her… Ich überlege, ob wir nicht vielleicht einmal mit jemand Haus-Tauschen könnten. Eine günstige Gelegenheit, gleich mehrere Wochen am Stück günstig woanders verbringen zu können. Zu sehen gäbe es genug. Und London ist so wunderbar multikulti. Das hat wieder mal gut getan. Schade, dass du keinen guten Stoff für dein Mondrian-Kleid bekommen hast. Das hätte mich interessiert. Liebe Grüße, Gabi

  8. Na das passt doch hervorragend! Ich habe mir schon gedacht, dass es eine gute Gelegenheit ist, jetzt zu dieser Stoffspielerei von diesem ganz besonderen Workshop zu berichten. Danke dass du uns mit den vielen Fotos daran teilhaben lässt. Liebe Grüße!

    1. Wenn ich die Stoffspielerei diesmal als Inspirationsquelle betrachte, dann passt es auf jeden Fall! Deinen Beitrag über Iris van Herpen finde ich faszinierend! Tragbare Textilkunst. Liebe Grüße, Gabi

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
Cookie Consent mit Real Cookie Banner