Postkarten-Quilt

Bereits im März 2018 hat die liebe Clara vom Blog Bimbambuki eine Tauschaktion gestartet: 12 Frauen nähen je 12 „Postkarten“ aus Stoff und verschicken 11 davon an die anderen in ihrer Gruppe. Zwei Jahre habe ich bis zur Fertigstellung meines Postkarten-Quilts gebraucht!

Bei Claras Vorstellung der Tauschaktion wusste ich sofort, dass ich mitmachen wollte! Clara hat die Größe und das Farbspektrum vorgegeben, das wir für unsere Postkarte verwenden sollten, uns aber bei der Wahl des Motivs freie Hand gelassen. So viele Frauen waren an der Tauschaktion interessiert, dass Clara zwei Gruppen eröffnet und in beiden auch selbst mitgemacht hat: So war ihr Ergebnis ein großer Quilt mit 24 Postkarten! (Hier findest Du alle Beiträge zur Aktion von Clara zum Nachlesen.)

Die Blöcke der anderen

Als die Blöcke im Frühsommer 2018 nach und nach eintrudelten, war ich begeistert! Einer schöner als der andere! Und als ich sie jetzt, nach so langer Zeit wieder zur Hand nahm, habe ich auch alle Begleitbriefe noch einmal gelesen, um mich wieder daran zu erinnern, wer und was. Das war schön: So viele feine Geschichten zu den Postkarten!

Ein kommunistischer Stern, aber bunt und modern von Clara, symbolisiert für sie ihren derzeitigen Wohnort St. Petersburg –

Ein Ulmer Spatz von Ines: Der schlaue kleine Vogel ist das Wahrzeichen ihrer Stadt.

Ein Segelboot von Uta (leider inzwischen ohne Blog), die ein Boot geerbt hat und viel damit unterwegs ist.

Weitere Segelboote von Daniela (leider inzwischen ohne Blog), die am Rursee im Nationalpark Eifel unterwegs sind, direkt vor den Toren Aachens.

Ein Berliner Fernsehturm kam von Babette (ohne Blog).

Stella (leider inzwischen ohne Blog) hat einen ungewöhnlich bunt gemusterten Bodensee appliziert.

Catrin (leider inzwischen ohne Blog) hat das Stadtwappen von Siegen genäht, wo sie seit über 20 Jahren lebt.

Jessica (ohne Blog) hat sich für die Oberbaumbrücke in Berlin entschieden, die einst die Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen Berlins darstellte.

Mara (ohne Blog), hat den Lilienstein genäht, einen markanten Tafelberg in der Nähe von Dresden, der von der Elbe umflossen wird.

Hala (ohne Blog) hat einen Sonnenaufgang gefertigt, frei nach dem Song „Hey, lass die Sonne rein“.

Dörte hat zum ersten Mal Paper Piecing genäht: Ein Schaf, denn davon haben sie mittlerweile sechs. Das Schaf steht auf einer Wiese, im Hintergrund ist der Markkleeberger See bei Leipzig zu sehen.

Ich habe den Sonnenaufgang am Samitzteich genäht, wovon ich weiter unten berichte.

Es ist so eine wunderbare Sammlung zusammengekommen. Mit so viel Wasser und Sonne für mich sommerliche Gefühle pur.

Mein Block: Sonnenaufgang am Samitzteich

Im Süden von Graz befinden sich mehrere mit Grundwasser gefüllte Löcher im Boden: Hier wurde der Schotter für den Bau der gleich nebenan liegenden Südautobahn (A9) herausgeholt. Der Samitzteich ist einer dieser „Schotterteiche“ (Baggerseen), er ist rundherum mit kleinen, privaten Wochenendhäuschen bebaut. Unser Segelclub hat dort drei Parzellen gepachtet, im Sommer verbringen wir (meine Familie) viele Wochenenden hier. Unsere Wohnung in Graz ist nur 15 Kilometer entfernt, der Samitzteich ist für uns ein Naherholungsgebiet im wahrsten Sinne.

Das Foto, das als Grundlage für meine Postkarte diente, ist kurz vor Sonnenaufgang entstanden, frühmorgens aus dem Zelt heraus. Das Bild zaubert eine leichte, kühle Brise auf meine Haut, es riecht nach taufeuchtem Gras, und es klingt nach Stille mit zwei singenden Amseln. Das Bild enthält das Versprechen auf einen weiteren wolkenlosen, heißen, großartigen, vollen, lauten Sommertag mit fröhlichen Kindern bei Kinder-Segelkurs.

Sonnenaufgang am Samitzteich

Gleich hinter den Bäumen am gegenüberliegenden Ufer liegt der Flughafen Graz Thalerhof. Wenn ich den Flugzeugen beim Starten zusehe, bekomme ich immer Fernweh. Mein Körper am Schotterteich, meine Gedanken fliegen hinaus in die Welt.

Diese Sonnenaufgangstimmung, den Himmel, der von Orange über Gelb und Blau verläuft, habe ich versucht auf meiner Postkarte einzufangen. Die Ufersilhouette habe ich mit dem Plotter aus einer Overheadfolie ausschneiden lassen und die schwarze Stofffarbe mit einem stumpfen Pinsel aufgestupft. Für das Flugzeug, das vom Flughafen startet, habe ich einen minikleinen Stempel geschnitzt und mit silberfarbener Stofffarbe gestempelt. Zum Abschluss habe ich in der Bügelpresse die Stofffarbe fixiert und die Postkarten gleichzeitig gebügelt.

Alles zusammenführen

Recht bald hatte ich mich dann dazu entschieden, die Blöcke zu einem Tischläufer für unseren Esstisch zusammenzunähen. Ich habe alle Blöcke auf 7×9 inch zugeschnitten, und sie mit 2 inch breiten Zwischenstreifen in blau zusammengefügt. Auf der Rückseite wollte ich für jede Postkarte vermerken, von wem ich sie bekommen habe und was darauf zu sehen ist. Zu diesem Zweck habe ich auch die Rückseite aus unterschiedlichen Streifen zusammengesetzt, sodass jede Postkarte ihr eigenes „Label“ bekommt.

Und dann kam die Blockade: Wie quilten? Ich wollte ein Freihand-Wellenmuster für Sommer, Sonne, Meer. Aber dafür war eigentlich zu wenig Platz vorhanden, und bin ich zu wenig geübt. Mit der Hand quilten wie Clara? Och nö. Ich war unentschlossen, und mir fehlte auch ein Stoff fürs Binding. So lag mein Postkarten-Quilt gute eineinhalb Jahre in einer Kiste und harrte seiner Fertigstellung.

Vor drei Wochen war ich dann endlich wieder mal im Patchworkgeschäft in Leibnitz: Die Beratung war toll, und ich nahm einen gestreiften Stoff fürs Binding mit, der perfekt die Farben vom Top aufnimmt.

Meditatives Binding-Annähen mit der Hand

Bei unserem Online-Treffen letzten Samstag habe ich mir dann Rat und Ermutigung von Ines, Ingrid und Nina geholt. Nachdem die Entscheidung gefallen war, ging es zacki zacki: Ein Mal mit der Maschine um jede Postkarte herum gequiltet und fertig! Vielleicht, wenn ich mal VIEL Zeit habe, quilte ich auch noch rund um die einzelnen Motive innerhalb der Postkarten. Aber so wie es jetzt ist, so geradlinig vorne und hinten, mag ich das sehr.

Vor dem Aufstempeln der Beschreibungen auf der Rückseite habe ich zum Schluss noch ein wenig gezittert: Wäre doch zu blöd, wenn ich es jetzt noch vermassle, wo alles andere so schön fertig ist!

Die Namen und Motive aufzustempeln hat leider nicht so gut funktioniert wie erhofft, weil ich keine wasserfeste Stempelfarbe zu Hause hatte und die vorhandene Stofffarbe auf dem Stempelgummi nicht gut gehalten hat. Ich habe fast jeden Buchstaben mit einem superfeinen Pinsel nachgemalt.

Aber im Endeffekt bin ich sehr zufrieden, wie sich alles gefügt hat. Das war wirklich eine wunderbare Tauschaktion! Und ich bin so froh, dass ich das UFO = UnFertiges Objekt jetzt beendet habe!

Ich wünsche Euch schöne Tage, trotz aller Virus-Verunsicherungen! Bleibt gesund und nutzt die Zeit gut.

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21 Kommentare zu „Postkarten-Quilt“

  1. Pingback: Ein Ding, das mir Freude bereitet: Mein Fahrrad - made with Blümchen

  2. Liebe Gabi,
    dein Postkartenläufer ist so schöng geworden! Das Blau des Hintergrundes lässt die unterschiedlichen Postkarten leuchten, und das Binding passt wirklich wunderbar dazu. Das ganze Stück strahlt Fröhlichkeit aus – das gefällt mir richtig gut! Schön ist auch, wie du die Namen und Herkünfte festgehalten hast. Ich habe ähnlich mittelmäßige Erfahrungen mit Buchstabenstempeln auf Stoff. Vielleicht gibt es da wirklich bessere Farben, dann wäre es eine tolle Sache.

    Das war ein schönes Gemeinschaftsprojekt. Ich denke gerne daran zurück. Danke nochmal, dass du mitgemacht hast, und viel Freude mit deinem Werk!

    1. Danke für Deinen Kommentar, liebe Clara! Mein Gewissen nagt und sagt: „Du hättest noch mehr quilten sollen!“ aber eigentlich (und auch uneigentlich) mag ich es mit den klaren, geraden, Linien – so wie es jetzt ist – sehr gern! Ursprünglich wollte ich Wellenlinien zwischen den einzelnen Postkarten quilten, aber die blauen Streifen sind zu schmal dafür. Es passt schon so, wie es ist. Danke fürs Organisieren von diesem wunderbaren Tausch! Liebe Grüße, Gabi

  3. Liebe Gabi,
    der Läufer ist perfekt – und mehr quilten geht ja immer noch.
    Das einmal drumrum reicht aus und die Motive kommen gut zur Geltung. Ich muss jetzt meine Postkarten auch aus der Kiste befreien!!!
    Liebe Grüße
    Ines

  4. Liebe Gabi, ein tolles Stück ist das geworden und das Streifenbinding gibt noch einen richtig guten Abschluss. Du hast alle Postkarten nochmal so richtig schön vorgestellt und dem Ganzen einen würdigen Rahmen gegeben. Besonders gefällt mir das klare, moderne Design und die Stoffdrucke. Ist das die Bügelpresse auf dem Foto? Mit den eckigen Platten? Sieht aus wie eine umgebaute Ständerbohrmaschine ;o) Ich geb zu, dass ich mich mit solchen Profi-Schneiderinnen.-Gerät überhaupt nicht auskenne ;o) Aber gut, dass Du weißt, wie frau damit umgeht!
    Hab ein schönes Wochenende, viel Sonne und bitte gesund bleiben, ganz liebe Grüße .Katrin

    1. Jaaaa, über das Streifenbinding freue ich mich sehr, dass mir das empfohlen wurde. Die Vorstellung der Postkarten war mir noch ein großes Anliegen, einfach um noch einmal „Danke“ zu sagen bei den Tauschpartnerinnen. Erst bei der Aufzählung ist mir aufgefallen, wie viele der Frauen ihre Blogs geschlossen haben! Nur mehr Clara, Ines und ich sind übrig, die wir uns nicht von der DSGVO abschrecken haben lassen. Schon krass.
      Die Presse heißt eigentlich nicht „Bügelpresse“ (da hab ich mich verschrieben), sondern es ist eine „T-Shirt Transferpresse“ mit dem freundlichen Namen „Powerzwerg“. 🙂 (Heißt tatsächlich so). Sie hat unten eine Gummiplatte und ist von oben beheizbar. Den oberen Teil kann man beiseite schwenken, um auf der Gummiplatte das zu pressende Gut glatt aufzulegen (meist Stoff und eine Transferfolie, die aus dem Plotter kommt). Wenn alles passt, wird der obere Arm zurückgeschwenkt und richtig fest runtergepresst. 10 Sekunden und die Transferfolie hält bombenfest. (In diesem Video sieht man das. So eine Transferpresse ist eigentlich kein Profi-Schneiderinnen-Gerät, wird aber zum sehnlichen Wunsch, wenn man einen Schneidplotter besitzt und das ewige Pressen mit dem Bügeleisen satt bekommt. Auch Klebe-Vliese lassen sich damit wunderbar schnell aufbringen! Uns hat Covid-19 erreicht: Der Tanzlehrer meines Sohnes und zumindest eine seiner Klassenkolleginnen haben’s. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir auch angesteckt sind, spüren aber (noch) nicht nicht viel. Wir hoffen, dass wir glimpflich davonkommen! Bleibt zu Hause und bleibt gesund! Liebe Grüße, Gabi

  5. Ja, vor dem Quilten meines ersten Quiltwerks (vermutlich der Bernina-Sugaridoo-Quilt) fürchte ich mich auch schon. Ich habe mich jetzt gleich mal für einen Kurs Quilten für Anfänger im November angemeldet. Gute Idee, erst mal mit einfachen geraden Linien anzufangen.
    Wirklich eine schöne Idee, dieser Postkarten-Quilt. Danke für die Erinnerung, und dass du noch mal die einzelnen Postkarten und die Enstehung deiner eigenen „Karte“ vorgestellt hast. Tolles Bild! Und als Tischläufer eignet sich der Quilt ja wunderbar.
    Liebe Grüße Christiane

    1. Liebe Christiane, es war ja gar nicht mein erstes Quilten: Das habe ich schon mit Anfang 20 frei von der Leber weg erledigt. Und so richtig gefürchtet habe ich mich auch nicht davor, nur nicht entscheiden können. Dein Kurs im November wird ja hoffentlich stattfinden und nicht wegen der Epidemie abgesagt werden, ich drück Dir die Daumen. Es ist alles halb so wild. Und wie sagt Ines immer so schön: „Einfach drüber!“ Es ist ja nur Stoff. 😉 Liebe Grüße, Gabi

  6. Liebe Gabi,
    dein Postkarten-Quilt ist sehr schön geworden.
    Ich habe meine Postkarten aus der zweiten Gruppe noch in einer Projekt-Mappe liegen und immer noch nicht die richtige Idee, was ich mit ihnen anstellen soll.
    Liebe Grüße
    Marietta

    1. Ach spannend, bei Dir schlummern sie auch noch in einer Mappe? Für Kissen zu viel und für eine Zudecke zu wenig. Obwohl: Jeweils vier zu einem rechteckigen Kissen zusammengefasst, also drei Kissen, das könnte ich mir schon auch recht schön vorstellen. Oder als Wandquilt wäre vielleicht auch noch eine Idee, vielleicht sogar zum saisonal Wechseln an einem Ort? Für den Frühling Blumen, für den Sommer die Postkarten, für den Herbst Kürbis und Waldtiere und für den Winter was Weihnachtliches? (Fällt mir ein, weil ich gerade an einem Miniquilt für die Wohnungstür nähe, wo ich mal einen für Weihnachten geschenkt bekommen habe.) Oder einfach zum dran Freuen in der Mappe, bis die zündende Idee kommt? Liebe Grüße, Gabi

  7. Oh ja, liebe Gabi, ich erinnere mich – zwei Jahre ist das schon her?! Ich liebe diesen klaren, plakativen Ausdruck der Motive. Sehr nett hast du allen Schöpferinnen dieser sehr schönen Blöcke ein paar Zeilen gewidmet und bewundernswert wurde die Idee zu deinem Samitzteich umgesetzt – wow, das war ganz schön aufwändig. Insgesamt war diese Tauschaktion ein Volltreffer, dein Tischläufer ist klasse.
    LG eSTe

    1. Danke Dir, liebe eSTe! Ich freue mich sehr an dem fertigen Tischläufer, dass ich die schönen Blöcke vor dem versteckten Dasein in der Kiste jetzt endlich errettet habe. Da die Vorgabe für alle war, hochwertige Patchworkstoffe zu vernähen, kann ich das gute Stück auch bedenkenlos in die Waschmaschine stecken, sollte mal ein Fleck drauf kommen. Und grundsätzlich mag ich die schönen, selbst gemachten Sachen gerne verwenden, auch wenn sie dadurch vielleicht abgenutzt werden. Aber zum in-Kisten-Schlummern habe ich sie nicht gemacht. Liebe Grüße, Gabi

    1. Ja, nachdem ich so lange daran herum überlegt habe, habt Ihr mir dann sehr geholfen mit dem Hinweis auf Geradlinigkeit. Da passte „gerade“ einfach besser dazu, und strukturiert jetzt auch noch mal zusätzlich die Rückseite. Liebe Grüße, Gabi

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