Mädchen brauchen Hosentaschen! {Tutorial}

Wer ist eigentlich auf die hirnverbrannte Idee gekommen, Hosen für Mädchen herzustellen, die nur so tun als hätten sie Hosentaschen? Ich habe für meine Tochter nachträglich Taschen in Kaufhosen reingenäht. So geht’s. 

Manchmal, da lade ich mir einfach zu viel anderes auf meine Todo-Liste und es bleibt zu wenig Zeit zum Nähen. Wenn dann die Tochter quasi über Nacht weitere 10 cm wächst, daher die Sommerkleidung vom letzten Jahr keinesfalls mehr passt und ganz ehrlich NICHTS mehr anzuziehen im Kleiderschrank ist… Dann gehen wir hin und wieder zum Kleidungsschweden.

Aber wenn die Tochter dann zu Hause feststellt, dass diese Hosen nur so TUN, als ob sie vorne Hosentaschen hätten… Sie war wirklich baff und auch enttäuscht, wie das sein kann.

Wo soll man bei Fake-Taschen was einschieben?

Kann sein, dass die zwei, drei zusätzlichen Arbeitsschritte, die Hosentaschen einzunähen bedeuten, aus Rationalisierungsgründen bei der Produktion eingespart werden. Aber zum Glück kann Mama nähen! Und auch wenn das Auftrennen und Ändern von Kleidungsstücken nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört: Wie sehr die Tochter sich schlussendlich darüber gefreut hat, dass sie jetzt Taschentuch, Schlüssel und Handy einfach einschieben kann, das lohnt den Aufwand.

Den Schnitt habe ich mir für jede der beiden Hosen selbst gezeichnet, und zwar durch feines Schnittmusterpapier durchgepaust: Die Rundung entlang des Eingriffe, die gewünschte Taschentiefe entlang der Seitennaht, und mit einer kleinen Rundung wieder zurück hinauf zum Bund. Nach dieser Vorlage habe ich je zwei Taschenbeutel (also 4 Stück, je 2 spiegelverkehrt) gegengleich aus einem Reststoff zugeschnitten. 1 cm Nahtzugabe außenrum hinzufügen! Wenn Du die Taschenteile jetzt schon, gleich zu Beginn, mit einem Zickzackstich Deiner Nähmaschine oder mit der Overlock einfasst, erleichterst Du Dir die Verarbeitung.

Hosentaschen selbst zeichnen anhand der zu benähenden Hose.

Dann öffnest Du die Naht der Fake-Taschenöffnung mit dem Nahttrenner. Wenn Du an den Ecken oben und seitlich die innere Lage der Hose ca. 1 cm vorsichtig einschneidest, tust Du Dir später beim Einnähen des Taschenbeutels viel leichter.

Die Fake-Naht auftrennen

Nähe zuerst den vorderen Taschenteil fest: Steppe ihn zuerst innerhalb der Nahtzugabe auf der Hose fest, dann knickst du die Nahtzugaben nach innen um und steppst die Kante von außen doppelt mit der Kontrastfarbe ab. (Du stellst quasi die Ziernähte wieder her.) 

Der erste Teil der Hosentasche ist eingenäht, knapp innerhalb der Rundung in der Nahtzugabe.

Jetzt versäuberst du die Kante der kleinen Hosen-Klappe mit einem Zickzackstich. (Es hätte nicht geschadet, auch die andere Kante zu versäubern, das habe ich aber vergessen…) Dann legst du den zweiten Taschenteil am besten so auf den ersten, dass die Kanten übereinstimmen. Befestige den zweiten Taschenteil mit Stecknadeln an der kleinen Klappe (leider kein Foto). Steppe von der Innenseite entlang der Rundung den zweiten Teil des Taschenbeutels auf die kleine Klappe, dann nähe am besten noch einmal von der Außenseite mit Zickzackstich über die Jeanskante, damit sie schön flach gedrückt wird.

Den inneren Klappenteil versäubern.

Jetzt fehlt noch: beide Taschenteile rundherum zusammennähen (grüne Linie). Zum Schluss habe ich die Taschenbeutel noch jeweils in der seitlichen Nahtzugabe und oben am Bund mit ein paar Handstichen fixiert.

Rund 2 Stunden später: Beide Hosentaschen sind eingenäht.

So kann man die Hose nutzen. Gleich viel besser!

Nachher: Zufrieden!

Hast Du auch schon einmal nachträglich Hosenbeutel eingenäht? Welche anderen sonderbaren Eigenheiten fallen Dir bei Mädchenkleidung auf? Ich freu mich auf Deine Meinungen und Erlebnisse in den Kommentaren.

PS: Meine Freundin Marina hat mich auf einen sehr interessanten Artikel hingewiesen, der genau das Thema Hosentaschen behandelt: https://www.jetzt.de/mode/frauen-brauchen-groessere-hosentaschen LESEEMPFEHLUNG! Und dazu gibt es auch den Hashtag #WeWantPockets. Den werde ich ab sofort verwenden.

Und wenn dir meine Anleitung gefällt, freue ich mich über eine Einladung auf einen Kaffee (kleine Spende). ⇩

Das ist drin

Zubehör für Hosentaschen: Ein Stoffrest, sowie Nähgarn in einer unauffälligen Farbe (Dunkelblau) zum Nähen und in einer Kontrastfarbe (Gelb) fürs Absteppen.
  • Schnitt/ Anleitung: Denn Schnitt für die Hosentasche zeichnest Du Dir am besten selbst nach den Gegebenheiten der Hose: Schwung des Tascheneingriffs ist vorgegeben, und die Länge der Tasche kannst Du an die Länge der Hose anpassen.
  • Material: Kaufhose, Stoffreste, Nähgarn
  • Kosten: verschwindend
  • Werkzeug: Nähmaschine
  • Arbeitszeit: ca. 2 Stunden pro Hose, also für 2 Hosentaschen
  • Empfehlung: Es ist schon ein Aufwand, aber der Aufwand schlägt sich in Zufriedenheit des Kindes nieder. Nur: Wenn Du schon Hosen kaufst, kauf besser gleich welche MIT Taschen. 😉

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27 Kommentare zu „Mädchen brauchen Hosentaschen! {Tutorial}“

    1. Wie wahr das immer noch ist, habe ich vor ein paar Tagen festgestellt. Eine enge schwarze Hose, die ich vor ein paar Jahren gekauft habe, weil ich dringend eine brauchte. Ich trage sie praktisch nie. Sie hat KEINE TASCHEN, nur so komische Fake. Das werde ich jetzt jedenfalls auch für meine Hose ändern. Vielleicht trage ich sie dann auch öfter. Danke für deine Kommentare! Liebe Grüße, Gabi

    1. Klar brauchen Jungs Hosentaschen, aber Jungshosen haben IMMER Taschen. Mädchenhosen leider nicht immer! Frauenhosen ja auch nicht, siehe letzter Absatz. Hättest du mehr als die Überschrift gelesen wäre dieser misogyn zu verstehende Kommentar obsolet gewesen…

  1. Pingback: Mit der Ginger Jeans am MeMadeMittwoch - made with Blümchen

  2. Ganz ehrlich: Hosen ohne Hosentaschen – das geht gar nicht. Wo soll ich denn da all die wunderbaren Dinge hintun, die mich den ganzen Tag begleiten? Angeschnupfte Taschentücher, wunderhübsche Steine, den Lieblings-Kaugummi, den Einkaufszettel oder mein Handy? Eine großartige Idee also die Hose deiner Tochter derartig zu pimpen. Letztens ist mir übrigens ein Fake-Reißverschluss untergekommen. Auch sowas, was die Menschheit gar nicht brauchen kann.

    Alles Liebe
    Margit

    1. Genau! Du triffst es genau, wofür Mädchen aber auch Frauen Hosentaschen brauchen, und noch viel mehr! (Natürlich brauchen auch Jungs und Männer Hosentaschen, aber die bekommen sie ja sowieso schon mitgeliefert mit ihren Hosen.) Mir war allerdings nicht bewusst, dass es schon eine ganze Bewegung für Hosentaschen in Frauenkleidung gibt… Liebe Grüße, Gabi

  3. Liebe Gabi, Dein Beitrag hat mich sehr erstaunt. Letztes Jahr haben mein Mann und ich uns Jeans von Levis gekauft. Erst beim Tragen habe ich mich über meine Minitaschen, in die kaum ein Taschentuch passt, geärgert. Beim Waschen habe ich dann noch verärgerter festgestellt, daß in der Männerhose benutzbare, große Taschen sind. Aber das das Ganze Methode hat, ist unglaublich. Ich dachte wir wären schon viel weiter bei der Gleichberechtigung!
    Bei meinen Hosen habe ich tatsächlich schon an eine Nachbesserung gedacht. Mal sehen wann ich mich dazu aufraffe. LG Gabi

    1. Hallo Gabi, du bist nicht die Einzige, der erst jetzt die Augen aufgehen! Mir war diese unterschwellige Benachteiligung auch überhaupt nicht bewusst! Wenn bereits Taschen eingenäht sind, sollte es eigentlich ein Leichtes sein, diese zu verlängern, oder? Einfach unten aufschneiden und mit einem Stück Stoff verlängern. Dann ersparst Du Dir das doch etwas fummelige Nähen des Tascheneingriffs. Probier’s doch mal aus, und dann lass mich bitte wissen, wie lang es gedauert hat. Ich bemerke gerade: Ich habe glaub ich gar keine Kaufhose mehr, bei der ich mich über die zu kleinen Hosentaschen ärgern könnte… Liebe Grüße, Gabi

  4. Jetzt wo Du darüber schreibst, ist mir auch an den neuen Hosen meiner Tochter aufgefallen, wie klein die Hosentaschen sind. Unglaublich! Es war ja schon ein Aufwand Hosen zu finden, die nicht Skinny geschnitten sind!! Eine war falsch ausgezeichnet und wir haben eine super slim fit anprobiert: auch wenn es super elastisches Material ist – der Anblick der ganz dünnen Beine ist erschreckend. Ich fürchte, ich muss diesen Herbst tatsächlich Mädchen-Jeanshosen selber nähen… Liebe Grüße!

    1. Ja, gell? Mir war das ÜBERHAUPT nicht bewusst, dass Männerhosen größere Hosentaschen spendiert bekommen als Frauenhosen. Ich hab mich nur manchmal unbewusst gewundert, warum eigentlich mein Mann nicht auch immer eine Tasche dabei haben muss. Und das Thema skinny ist ja noch einmal ein anderes, wenn auch verwandtes. Meine Tochter mag gerne bequeme Hosen, und ich habe mir für sie einen „Jeggings“-Schnitt zugelegt. Der Schnitt sieht auch Fake Hosentaschen vorne vor… Wenn ich ihn nähe, kommen da jedenfalls Taschen rein. Wie aber übrigens auch in jedes meiner Kleidungsstücke. GROSSE Taschen. Ob man es glaubt oder nicht, es gibt ja sogar Damenschnitte, die große Taschen vorsehen. Wie das Heather Dress, das ich mir genäht habe. Solche möchte ich gerade für den kommenden Winter noch mehr haben!

  5. Ich kannte Fake-Taschen bisher nur bei Anzügen oder Jacken – aber bei Hosen??!! Hosen ohne Taschen gehen ja gar nicht. Bei Jungs- und Männerhosen habe ich das zum Glück noch nie festgestellt. Da sind ja zur Zeit sogar Cargo-Hosen mit extra viel und großen Taschen modern. Zum Glück kann Mama nähen!!!
    Liebe Grüße
    Ines

    1. Ja, es ist wirklich unglaublich. Es gibt ja sogar eine richtige Bewegung rund um den Hashtag #WeWantPockets. Jungs brauchen sich diese Gedanken glaub ich nicht zu machen. Oder wer weiß, was der Modeindustrie noch so alles einfällt… Liebe Grüße, Gabi

  6. Beatrix Lischka-Schiele

    Eins ist sicher, liebe Gabi – da hast du echten Mehrwert geschaffen!!! Und wenn du in der Nähe wärst: meine 12-Jährige wäre quasi mit jeder Hose bei dir zum ‚Aufpäppeln‘. Sie HASST genau aus diesem Grund die derzeitig so modernen Jeggings/Treggings/Jeans-Leggins.

    1. Ich verstehe Deine Tochter soooo gut! Werde aber in Zukunft von vornherein darauf achten, dass die Hosen Taschen haben. Solche Änderungs-Arbeiten gehören zu meinen absoluten Graus-Aufgaben. Aber auch die Jungs haben es nicht immer leicht: Mein Sohn hat sich jetzt auch jahrelang keine Hosen kaufen können, weil er die ganzen „skinny“ Modelle nicht tragen mag. Modebewusstsein und Bequemlichkeit bzw. praktisch gehen nur selten zusammen. Liebe Grüße, Gabi

  7. Hallo Gaby!

    Also weißt, das hat ja einen GANZ anderen Grund! Wenn keine Tasche in der Hose ist, sind 2 Lagen Stoff weniger und das Mädchen sieht um 2 mm dünner aus als wenn sie eine Hose mit Tasche trägt… Praktisch zählt natürlich nicht, denn Schönheit muss leiden. Das lernen die Mädchen doch wirklich ganz früh…

    „Sarkasmus-Modus aus“

    Sensationelle Arbeit! Ich habe auch 2-3 Hosen mit Fake-Taschen. Ich war immer zu faul, aber das ist wirklich eine gute Lösung! Mir gehen vor allem die Taschen hinten ab, wegen Handy und Schlüssel. In der Beuge mag ich das eh nicht so gerne. Da habe ich leider auch Hosen, die keine Tasche hinten haben.

    Ich verlinke deinen Artikel sehr gerne bei fix it, bei den Reparaturanleitungen 🙂

    lg, Maria

    1. Ah, liebe Maria, die „fix it“ Linkparty gibt es noch? Ja, verlinke den Artikel bitte gerne dort!
      Hosentaschen am Hintern sind ja eigentlich noch leichter draufzunähen. Frau muss nur auf die Idee kommen, nicht wahr?
      Liebe Grüße, Gabi

    1. Es ist schon ein bisschen ein Aufwand, aber es lohnt sich bestimmt! Ohne Taschen geht bei mir gar nicht. Bin gespannt, ob Du berichtest. Es ist nicht besonders schwer, nur ein rechtes Gefummel. Liebe Grüße, Gabi

  8. Alsooo, dass Damen und Mädchen Jeans (vor allen Dingen) immer kleinere Taschen bekommen, finde ich schon ziemlich … Mist. Aber gar keine?
    Jetzt hast Du echt so schöne eingenäht, die möchte man am liebsten auch so sehen können, oder 😉
    Gut, dass Mamas so vielseitig sind
    Ach, heute geht Deine Post raus.
    Liebste Grüsse
    Nina

    1. Damit man die Taschen sieht, hab ich die Hose ja auch von innen fotografiert. 🙂 Wenn ich die Taschen etwas länger gemacht hätte, hätten sie auch (ist ja auch seeeehr modern) am unteren Rand des Beines rausschauen können. Aber das wollte die Tochter nicht, auch gut! Liebe Grüße, Gabi

  9. Ich glaube fast, dass ist bei einigen der Hauptgrund zu nähen: dass sie einfach überall Taschen einnähen können. Da hast du deine Tochter bestimmt sehr, sehr glücklich gemacht.
    Ich hatte bislang dieses Problem noch nicht, wahrschienlich ist Jungenkleidung insgesamt praktischer.
    Liebe Grüße Christiane

    1. Hihi, da hast Du Recht! Auch für mich ist einer der Hauptgründe beim Nähen, dass ich mir überall Taschen rein mache. Sogar in viel getragene und geliebte alte Röcke habe ich nach und nach Taschen reingenäht. Ich denke/fürchte auch, dass Jungenkleidung praktischer ist. Woran liegt das wohl? „Schönheit muss leiden“ oder so ein Schmarrn? Liebe Grüße, Gabi

  10. Das passiert ja leider nicht nur bei Mädchenhosen. Auch bei Frauenhosen sind so manches Mal keine, zu kleine oder Faketaschen vorhanden. Bisher habe ich dann nicht zugeschlagen…. Was mir bei so manch Schnäppchen schwer gefallen ist.

    LG
    Zottellotte Sonja

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