Heute sind die Stoffspielereien mit dem Thema „Wasser“ zu Gast bei Beate vom Blog „Siebensachen zum Selbermachen“. Ich wollte zunächst färben, habe mich dann aber doch fürs Filzen entschieden. Dafür braucht man (Schaf-)Wolle, Seife und… Wasser!
Vor ziemlich genau einem Jahr, im Juni 2024, war ich beim „Wollsymposium“ in Ebensee, wo wir eine Woche lang mit über 50 Sorten Schafwolle experimentiert haben: Wir haben sie gewaschen, kardiert, versponnen und gefilzt. Drüben am Textilportal habe ich einen Bericht über diese wunderbare Woche geschrieben.
An den ersten Tagen war es eine „geschlossene“ Veranstaltung, um zwei professionellen Spinnerinnen und zwei Filzerinnen die Möglichkeit zu geben, in Ruhe mit den Materialien zu experimentieren. Ab Mittwoch gab es dann Publikumstage, an denen die Veranstaltung auch für das interessierte Publikum geöffnet war.
Im Raum fürs Filzen standen Tische und (Un-)Mengen kardierter Wolle bereit, an den Wänden hingen gefilzte Beispiele aus unterschiedlichen Wollen. Unter der fachkundigen Anleitung der beiden professionellen Filzerinnen Petra Riedl-Mandak (Filz & Freude) und Constanze Kroeg (Webseite) entstanden individuelle Werke.









Weil das „Nassfilzen“ eine (wie der Name schon sagt) recht feuchte Angelegenheit ist, sollte man die darunter liegende Arbeitsfläche (falls sie feuchtigkeitsempfindlich ist) vor der Nässe schützen. Dafür kann man eine Plastikfolie über die Arbeitsfläche breiten, oder in dem Youtube Video, das ich später erwähne, hat die Filzerin eine (saubere) Auto-Fußmatte als Unterlage verwendet.
Petra und Constanze hatten die Arbeitstische zusätzlich mit Noppentischtüchtern aus Plastik bedeckt (in den Bildern oben teils grün, teils grau zu sehen), wodurch man mehr Reibung und Widerstand beim Filzen bekommt. Dann braucht man noch warmes (heißes) Wasser, Kernseife oder eine andere milde Seife, und am besten eine Handbrause, mit der man das Seifenwasser aufsaugen und über die Wolle brausen kann.

Wichtig ist auch die Wahl der Wollsorte, das haben wir in Ebensee letztes Jahr festgestellt: Die Wolle vom Tiroler Bergschaf zum Beispiel „filzt schon beim Hinschauen“ (wie Joachim Regensburger vom Ötztaler Schafwollzentrum zu sagen pflegt), während Milchschaf sehr schlecht filzt, weil diese Woll-Haare viel glatter sind. Tipp: Falls du so genannte „Filzwolle“ kaufst, kannst du davon ausgehen, dass du damit filzen kannst. 😉😉 Da ich noch jede Menge Bergschafwolle in drei braunen Farbschattierungen zu Hause hatte, habe ich halt die verwendet.
Das Projekt „Sternschale“ habe ich auf Youtube gefunden. Es ist eine runde Schale, oder ein Gefäß, das aus zwei Schichten besteht, für zwei unterschiedliche Farben innen und aussen. Wenn es gefiltz ist, wird die Öffnung sternförmig aufgeschnitten. Die kreisrunde Schablone, über die gefilzt wird, habe ich aus einer dickeren Plastikfolie geschnitten, wie wir sie als Rutsch-Schutz in unseren Küchenschubladen liegen haben, und dieselbe Folie habe ich auch zum Schutz der Arbeitsfläche aufgelegt. (Siehe oben.)

Leider hab ich vergessen, Fotos vom Prozess zu machen, weil da mein Sohn gerade angerufen hat, der derzeit durch China reist…. Aber im Youtube-Video kannst du es dir anschauen.
Ein Kreis aus festem Plastik wird mit Stücken von gekämmter oder kardierter Wolle umhüllt, d.h. man legt welche drunter und welche drauf. Ich habe zusätzlich noch auf die äußerste Schicht sehr helle Flocken um den Rand gelegt, zur Verzierung.

Dann wird die Wolle befeuchtet und beseift, und mit den bloßen Händen zuerst sanft, dann fester „gestreichelt“. Dadurch beginnen die Schuppen der Wollfasern sich zu verhaken. Je länger man „walkt“ und reibt, desto dichter und fester wird das Objekt, dabei schrumpft es auch. Die Plastik-Schablone in der Mitte verhindert das Zusammenkleben von Oberseite und Unterseite.
Ich habe mein Werkstück ca 45 Minuten massiert und geknetet. Zu Beginn sanft, dann immer fester, je kompakter der Filz wird. Wenn man das Gefühl hat, die Wolle sitzt fest und straff auf der Schablone, ist das Objekt fertig. Dann schneidet man den Filz vorsichtig auf, nimmt die Schablone heraus und arbeitet mit einer Hand ( Faust ) im Gefäß weiter, um die Rundung „auszubeulen“, damit das Gefäß von einem flachen Kreis zu einem dreidimensionalen Stück wird. Das hat alles besser funktioniert, als ich erwartet hatte! Es befindet sich eine leichte Verdickung (Wulst) am Rand, wo ich hellere Streifen zur Zierde aufgesetzt habe, finde das aber ok.

Zum Schluss spült man die Seife unter fließendem Wasser gründlich aus und lässt das Gefäß trocknen.
Das hat Spass gemacht, und ich habe Lust bekommen, auch noch eine kleinere oder grössere Flasche zu filzen, wie auf dem ersten Bild vom letzten Jahr sichtbar. (siehe ganz oben.)
„Alle Stoffspielerinnen treffen sich heute bei Beate vom Blog „Siebensachen zum Selbermachen„, die unsere Gastgeberin ist.
Die Stoffspielereien gehen in die Sommerpause. Da können wir uns viel Zeit fürs Fertigstellen Unfertiger Objekte (UFOs) nehmen, die wir dann am 28. September 2025 zum Thema „Der letzte Schliff“ bei Petersilie und Co zeigen.
Mach gerne mit, beim UFO-Abbau über den Sommer!
Ach, und weil’s so schön ist, muss ich doch noch meinen Ohrwurm der letzten Tage verlinken: „Wasser ist zum Waschen da“ von den „Drei Peheiros“. Viel Vergnügen!
Die Stoffspielereien
Bist du auch eine Stoffspielerin?
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Lass dich vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Wenn du mitmachen möchtest – auch ohne eigenen Blog – kannst du auch einen Gastbeitrag zu den Stoffspielereien schreiben. Dafür solltest du dich spätestens eine Woche vor dem Termin mit Bildern und Text per E-Mail bei mir melden.
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine eigenen Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.
Die Stoffspielerei-Termine 2025
- 26.01.2025: „Kawandi“ bei made with Blümchen (= hier, bei mir)
- 23.02.2025: „Feuer“ bei zwisch-en-durch
- 30.03.2025: „Biesen und Falten“ bei Langer Faden
- 27.04.2025: „Nadelkissen“ bei feuerwerk by KaZe
- 25.05.2025: „Die Farbe Blau“ bei Stoffnotizen
- 29.06.2025: „Wasser“ bei Siebensachen zum Selbermachen
- Juli und August: Sommerpause
- 28.09.2025: „Der letzte Schliff“ bei Petersilie und Co
- 26.10.2025: „Applikation“ bei 123-nadelei
- 30.11.2025: „Techniken im Dialog“ bei Tyche
- Dezember: Winterpause
Das ist drin
- Schnitt/ Anleitung: Youtube Video
- Änderungen: keine
- Material: Wolle vom Tiroler Bergschaf, über das Ötztaler Schafwollzentrum. Ungefähr 20 g Dunkelbraune für aussen, 20 g Mittelbraune für innen, und ein paar Gramm helle Wolle für aussen
- Kosten: Ein paar Cent
- Werkzeug: verschiedene Noppenfolien
- Arbeitszeit: ca. 1 Stunde
Verlinkt bei
Wie schön, dass eines der Felder im Bingo! 2025 von Antetanni lautet: „Etwas aus Filz“. Tadah! Feld angekreuzt, und es sieht doch aus, als ob da bald eine Reihe voll würde…

Ja, Wasser ist nötig fürs Filzen. Schön, dass du es als Thema gewählt hast. So eine ursprüngliche Gestaltung von Flächen in der Geschichte der Menschen. Ich habe mal eine Woche an einem Kunstprojekt zum Filzen von Hüten teilgenommen, weiß also sehr gut, was du da gemacht hast.
Es hat so wie das Spinnen auch, einen sozialen Ansatz, weil man es gemenschaftlich gemacht hat. Mich begeistert es immer, wenn in Filmen so etwas aufgegriffen wird. In „Outlander“ z.B. gibt es eine Szene, wo Frauen in einem Dorf gemeinsam an einer großen Flächen walken, allerdings mit Urin statt Wasser. Mit Gesang. Wie lange es braucht ehe aus losen Fasern eine kompakte Fläche entsteht…
Viele Grüße Karen
Oh, die Hutmacherei mit Hilfe von Filz – das ist ja nochmal eine ganz andere Welt! Und die großen Flächen… Constanze Habringer-Kroeg, die Kursleiterin war, hat schon so manche Jurte gefilzt. Daran dürfte man auch eine ganze Weile arbeiten… Dagegen ist mein kleines, feines Projekt ein Feines. Filzige Grüße, Gabi
Eine intensiv haptisch nasse Technik mit schönem Ergebnis, genau Dein Ding mit den Naturmaterialien. Ich bewundere diese Technik und die Ergebnisse gerne, fange aber selbst lieber nicht damit an denn diese Technik benötigt spezielle Materialien, Zubehör, Lagerplatz und Zeit.
LG Ute
Richtig: Die Materialien und ihr Lagerplataz sind aus meiner Siche die Knackpunkte bei der Arbeit mit Woll-Flocke oder Kardenbändern. Denn die wollen wirklich, wirklich gut vor Motten geschützt werden. (Ich lege diese unverarbeitete Wolle 1x im Quartal für ein paar Tage in den Tiefkühler, und bewahre sie sonst in gut verschlossenen Plastikboxen auf.) Ich hatte es mir aufwändiger vorgestellt, zu Hause zu filzen. Es war eine schöne Abwechslung zum Sticken und Nähen und Stricken, das ich sonst hauptsächlich betreibe. Liebe Grüße, Gabi
die Filz-Stern-Schale eine sehr schöne filzarbeit * dazu noch in zwei farben !
lieber gruss
mo
Vielen Dank!
Nassfilzen – das ist eine super Idee zum Thema! Danke für die Beschreibung des Prozesses. Spontan konnte ich mir nicht vorstellen, wie man die Dreidimensionlität hinbekommt. Dein Objekt ist toll!
LG
Beate
Vielen Dank, liebe Beate! Die dreidimensionale Form bekommt man überraschend einfach hin, und sie ist auch im fertigen Objekt überraschend stabil. Ich darf noch ein bisschen daran arbeiten, den „Wulst“, der den Rand der kreisrunden Schablone markiert, dünner zu machen, oder zum Verschwinden zu bringen. Da zeigt sich halt dann die Meisterschaft der erfahrenen Filzerin, die ich bei Weitem noch nicht bin… Das kommt durch die Übung. Und jetzt weiß ich ja, dass ich ganz zufällig alle nötigen Dinge tatsächlich zu Hause habe. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi, du beschreibst den Filzvorgang, den Aufwand, das Material usw. so ausführlich – da schmerzen mir schon beim Lesen die Hände! Sogar geeignetes Material war schon in deinem Vorrat, und die fertige Sternschale sieht sehr originell aus. Ich habe nur wenig Erfahrungen mit Filzen, und die waren ungewollt…Mir gefällt an deiner Schale besonders die Mustergestaltung, auch mit Naturtönen kann man schöne Effekte erzielen. Mir gefallen die leisen Farben ja ohnehin meistens besser.
Liebe Grüße,schöne Sommer – Seegel(?) ferien, Tyche
Dir schmerzen die Hände? So anstrengend finde ich es gar nicht, denn man muss nicht unbedingt extrem fest drücken. Es geht auch sanfter, dauert dann halt etwas länger. Aber mit Geduld und Streicheleinheiten verfilzt sich die Bergschafwolle so oder so. Oje, „ungewollte Erfahrungen mit Filzen“ klingt nach Wollpulli in der Waschmaschine oder so… Aber sogar aus solchen verunglückten Kleidungsstücke hat einmal jemand schöne Täschchen und Wärmeflaschen-Überzüge gebastelt.
Ich plane eine längere Sommerreise, und Segeln werden wir auch wieder. (Ohne Segeln ist es nicht wirklich Sommer.) Ich suche kleine Handarbeitsprojekte zusammen, die ich auch mit auf die Reisen nehmen kann. Danke für die guten Sommerwünsche, und ebenso welche zurück!
Ein so handfeines Projekt, in der Herstellung und beim späteren Benutzen! Filzen eignet sich gut in der warmen Jahreszeit, da plantscht man gerne mit Wasser draußen. Die unterschiedlichen Haarqualitäten sollte man wirklich beachten, sonst ist man ziemlich frustriert, wenn‘s so rein garnicht filzt oder zuviel. Da darf es gerne etwas mehr nach „Schaf“ riechen. Liebe Sommergrüße von Elvira
Ooooh, gerade den noch leicht verbleibenden Schafgeruch der Schale finde ich besonders angenehm! Draussen filzen ist bei mir nicht so einfach – wir haben weder Garten noch Balkon, und im (zwar großen, aber von allen Seiten von Wohnhäusern umschlossenen) Innenhof unserer Wohnhausanlage mag ich mir nicht von allen Nachbarn zuschauen lassen. Aber auch in der Wohnung macht Pritscheln Spaß! Oder vielleicht miete ich mich mal im Garten/Terrasse einer Freundin ein. Es klingt, als ob du schon öfter gefilzt hättest? Da muss ich mal bei dir am Blog stöbern gehen. Sommergrüße zurück! Gabi
Auf Filzen wäre ich beim Thema Wasser nicht gekommen, passt aber natürlich gut. Die Sternenschale ist sehr schön, mir gefällt vor allem der gezackte Rand. Das das Projekt anfängertauglich sein soll, hätte ich nie und nimmer vermutet. Liebe Grüße Gabi
Filzen ist im Grunde ganz einfach, deshalb ist es denke ich auch so ein beliebtes Thema für Workshops mit Kindern. Ähnlich, wie man einen Stein einfilzen kann, oder eine Seife, geht das eben auch mit Schablonen, die man anschließend wieder entfernt. Es juckt mich in den Fingern, auch noch die eine oder andere Flaschenform auszuprobieren. Mit mehr Übung hätte ich den „Wulst“ um die Mitte, wo die Wolle noch dicker ist, wahrscheinlich vermeiden können. Aber für die insgesamt zweite Filzarbeit in meinem Leben bin ich sehr zufrieden damit! Schönen Sommer, Gabi
Eine spannende Technik! Gefilzt habe ich noch nie. Interessanterweise war ich vergangenen Jahreswechsel im Ötztal und auch im Schafwollzentrum – jedoch habe ich damals gar nicht realisiert, wie nah es an Deinen Projekten ist! Liebe Grüße!
Nein, du warst im Ötztal!? Joachim Regensburger hat die Wolle für unsere AUTwool Woll-Weste gewaschen, wir haben regelmäßig Kontakt. Ich bin gar nicht so der Fan vom Filzen, aber es hat sich dieses Mal angeboten, und auch Spaß gemacht. Ich finde es lohnt sich, es mal auszuprobieren. Dein Bundle-Dye mit Blüten finde ich mega! Liebe Grüße, Gabi
Filzen ist wunderbar! Auch wenn ich jetzt schon länger nichts mehr gefilzt haben. Eigentlich bietet sich das Wetter an, draußen zu filzen…
Ein sehr schönes Gefäß hast Du gewerkelt.
Mit lieben Grüßen und eine kühle Ecke
Nina
Ich war dem Filzen gegenüber bisher eher skeptisch. Ich finde die Formen und Muster von Gefilztem meist zu „verwaschen“, ich mag lieber klarere Formen. Der Tag letztes Jahr war daher mein erster Filzversuch überhaupt. Wie schön, dass wir die Stoffspielereien haben, sodass ich mich aus meiner Komfortzone wagen konnte! Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, da kann doch noch mehr kommen. Liebe Grüße, Gabi