Stoffspielereien im Jänner: Textile Behälter

Eine textile Faltschachtel zusammengeklappt und geöffnet

Willkommen zum ersten Stoffspielerei-Termin im Jahr 2024! Gabi vom Blog „langer Faden“ ist heute erstmals Gastgeberin, und sie hat sich das Thema „Textile Behälter“ ausgesucht. Ich habe eine faltbare Stoffschachtel als Reise-Näh-Mülleimer fabriziert.

Mechthild hatte so einen faltbaren Behälter bei unserem Nähtreffen in Mettingen (Nordrhein-Westfalen) im letzten Sommer dabei. Das Ding hat einen sofortigen „Will-auch-haben“ Reflex bei mir ausgelöst, den ich aber erst jetzt umgesetzt habe. Zur Verdeutlichung, wie genial das Teil ist, zeige ich euch am besten das kurze Video, das ich letzten Sommer gemacht habe.

Ich weiß nicht, wo meine Skizze und die Notizen hingekommen sind, die ich mir im Sommer ganz sicher gemacht habe. Also musste ich improvisieren und habe eine Kantenlänge des Würfels von 12 cm angenommen. Ich habe eine Skizze gezeichnet und Reste von einem Lieblings-Streifenstoff herausgekramt.

Skizze bzw. Faltplan der textilen Schachtel
(Oben: Skizze bzw. Faltplan der textilen Schachtel. In der rechten Skizze habe ich die zusammenhängend ausgeschnittenen Stoffteile blau umrandet. Die Streifen deuten die Richtung des gestreiften Stoffe an. )

Ich habe als erstes 8 Dreiecke für die Seiten und 1 Quadrat für den Boden aus „Decovil light“ ausgeschnitten: Diese Teile verleihen dem Behälter Stabilität, gleichzeitig sind sie flexibler und leichter als das dickere Decovil. Das bringt einen deutlichen Vorteil beim späteren Wenden der zusammengenähten Teile.

Stoff und ein Stofflineal.
1 Quadrat (Boden) und 8 Dreiecke (für die Seitenteile) auf Decovil ligth markieren.

Die Dreiecke habe ich mit den jeweils passenden Abständen und Nahtzugaben auf die Stoffstücke aufgebügelt. (Decovil light ist auf der Rückseite beschichtet, sodass es beim Bügeln auf dem Stoff haftet.) Nach dem Aufbügeln habe ich den Streifen in drei Teile zerschnitten und mit einer zweiten Stofflage gedoppelt.

Stoffstücke auf einem Bügelbrett angeordnet.
Die Decovil-Teile auf den Stoffstreifen aufbügeln. Die Skizze hat mir beim richtigen Ausrichten der Teile auf den Streifen geholfen

Die drei Teile habe ich auf jeweils drei Seiten zugenäht, 1mm von der Decovil-Kante entfernt. Die jeweils vierte Seite blieb als Wendeöffnung offen. Die Ecken zurückschneiden, die Teile wenden und gegebenenfalls die Ecken mithilfe des wunderbaren Gerätes in der Mitte ausformen.

Stoffstücke, Klammern, ein Gerät zum Ausformen der Ecken.
Ein Seitenteil vor und nach dem Wenden.

Die Wendeöffnungen habe ich mit Handstichen (Matratzenstich) geschlossen. Könnte man wahrscheinlich auch mit der Maschine, aber es sieht mit der Hand für mich sauberer aus. Die Kanten zwischen den Teilen, damit das Gebilde dreidimensional wird, muss man jedenfalls mit der Hand schießen; da kommt man mit der Maschine nicht hin.

Ansicht zweiter Stoffstücke mit einer Naht, Nadel und Faden.
Die Seitenteile mit Matrazenstich/ Leiterstich zusammennähen.

Beim Zusammenbauen darauf achten, dass die Lücken zwischen den Dreiecken alle in die gleiche Richtung zeigen, damit sich der Behälter zum Schluss gut legen kann!

Die Teile einer textilen Schachtel werden mit Klammern zusammengehalten.
Alle Teile zusammensetzen

Durch die notwendigen Handnähte dauert das Projekt rund 2 bis 2,5 Stunden. Ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich zum nächsten Nähtreffen ebenfalls einen praktischen Behälter für Fadenreste mitnehmen kann!

Eine textile Faltschachtel zusammengeklappt und geöffnet
Faltschachtel zusammengeklappt und geöffnet

Liebe Mechthild, falls du das hier liest: Vielleicht kannst du mir den Namen der Kursleiterin nennen, bei der du dieses Schächtelchen genäht hast, oder einen Link zur ursprünglichen Anleitung, damit ich die Urheberin dieser genialen Schachtel nennen und würdigen kann.


Alle Beiträge zum Thema „Textile Schalen“ sammelt heute unsere Gastgeberin Gabi vom Blog „Langer Faden“. Schau bei ihr vorbei, und lass dich inspirieren!

Und wenn dir die Aktion „Stoffspielereien“ so gut gefällt wie uns, dann mach doch nächstes Mal einfach mit!

Der nächste Treffpunkt ist am 25.02.2024 zum Thema „Blumig“ bei 123-nadelei.

Wenn du (noch) keinen eigenen Blog hast, dann kannst du einen oder zwei Gastbeiträge auf unserer zentralen Stoffspielerei-Seite veröffentlichen, bis du einen eigenen Blog beginnst. 😉 Dafür solltest du dich bitte mindestens eine Woche vor dem jeweiligen Termin bei mir (gabi@madewithbluemchen.at) melden, damit ich Zeit habe, die Bilder nachzubearbeiten und deinen Beitrag einzustellen.

Ich wünsche dir einen schönen Februar und viel Spaß beim Karneval (falls du den feierst)!

Die Stoffspielereien

Bist du auch eine Stoffspielerin?

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Lass dich vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Machst du nächstes Mal mit?

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Die Stoffspielerei-Termine 2024

Das ist drin

  • Schnitt/ Anleitung: selbst entwickelt nach dem Vorbild des Schächtelchens, das ich bei Mechthild gesehen habe.
  • Material: Reste von einem stärkeren Canvas-Streifenstoff; Decovil light
  • Kosten: verschwindend, da alles aus dem Fundus
  • Werkzeug: Lineal, Nähmaschine
  • Arbeitszeit: ca. 2-2,5 Stunden

Nachtrag, 18.2.2024: Dass es für diese Art Klappschachtel keine Anleitung gibt, stimmt so nicht ganz. Regina Langbein hat schon vor Jahren eine Anleitung – nach dem Vorbild einer Kindergeldbörse – ausgetüftelt und geschrieben, die sich dann in Quilterkreisen verbreitet hat und auch plagiiert wurde. Reginas Blogpost findest du hier, und ihre Anleitung (die sich von dem, was ich hier selbst entwickelt habe, in einigen Punkten unterscheidet, im Sinne von: Ihre Anleitung ist besser) bekommst du auf Anfrage bei ihr selbst.

28 Kommentare zu „Stoffspielereien im Jänner: Textile Behälter“

  1. Liebe Gabi, super ist deine Faltschachtel, eine wirklich gut durchdachte Konstruktion. Du hast auch wieder eine genaue Anleitung gefertigt, vielen Dank dafür. Ein sehr praktisches Teil, das ganz sicher gern als Geschenk angenommen wird.
    LG eSTe

  2. ja, ich kenne dieses zusammenfaltbare Behältnis auch als Portemonnaie aus Leder. Toll,, dass du das sozusagen aus der Erinnerung hinbekommen hast. Ich überlege schon, ob ich eine Anwendung für mich habe ….
    LG
    Beate

  3. Liebe Gabi, hübsch und praktisch, und noch so eine genaue Arbeitsanleitung, was will man mehr. Raffiniert finde ich die Teilung der Einlage, damit sich das Wunderwerk zusammenfalten lässt, das werde ich mir für andere Projekte merken. Für mich wäre so ein Behälter zur Zeit praktisch, um kleine Wollknäuel (Sockenstricken aus Resten) beisammen zuhalten. Als Kindergeldbeutel kenne ich die Form auch, und dahinter steckt schlicht und einfach die Origamitechnik. Liebe Grüße von Tyche

    1. Ja, den Hinweis auf Kindergeldbeutel habe ich mehrmals bekommen; in dieser Form kannte ich das nicht. Ich bin immer noch ganz fasziniert von der Form und könnte ständig aufklappen – zuklappen – aufklappen – zuklappen … Liebe Grüße, Gabi

  4. Liebe Gabi,
    ich habe mein Kästchen bei der VHS Bielefeld in einem „QuiltenfürAnfänger“ Kurs gelernt. Den Namen der Kursleiterin habe ich leider nicht mehr. Dieses Muster ist sehr weit verbreitet, es gibt keine Originalanleitung. Wie Kaze kenne ich dieses Muster auch aus Leder. Dein Exemplar gefällt mir sehr. Schöner Gruß Mechthild

  5. Ja, dieses Faltmodell kenne ich auch noch als Geldbeutel in flacher. Sehr gut, dass es sich auch als Fadensammler eignet. Danke für die Konstruktionsbeschreibung. Das macht das Nachschlagen viel einfacher. Liebe Grüße, Elvira

    1. Sehr gerne! Ich finde deine um alte Kordeln tiefergestochenen Schalen sehr hübsch! Das ist eine tolle Idee für eine alte Leine, die ich noch in einer Kiste aufbewahre, und die für „Rope Bowls“ zu dick ist. Deine Idee nehme ich auf meine zu-Werkeln-Liste. Vor allem habe ich auch noch Stoffstreifen übrig von der Webkanten-Spielerei. Ein schönes Zusammentreffen. Liebe Grüße, Gabi

  6. Ah ein Zauberkasten. Tatsächlich kenne ich den Ursprung solch eines Kästchens aus meiner Nähgruppe und auch Geschichten, wie die Anleitung sich verbreitet. Im Original hat solch ein Kästchen für Fäden und Schnipsel einen Deckel.
    Deine Darstellung aus dem Gedächtnis sind gut nachvollziehbar erklärt. Deine Version dem gestreiften Stoff ist schön geworden und auch praktisch.
    LG Ute

    1. „Zauberkasten“ ist auch eine sehr schöne Beschreibung. Wie kann ich mir das mit dem Deckel vorstellen? Der müsste ja wahrscheinlich gerade ein bisschen weiter sein, um oben drauf zu passen. Klappt der dann auch zusammen, oder ist der einfach nur gerade so hoch wie das zusammengefaltete Kästchen? Du hast nicht zufällig ein Bild von sowas, oder? (Wenn jemand sowas hat, dann du!) Liebe Grüße, Gabi

  7. Prima aus Stoff!!! Ich kenne das als Geldbörse, aber aus Leder, aber natürlich viel kleiner. Eine der Töchter hatte so etwas. Auf die Idee, dieses Prinzip in Stoff zu machen, wäre ich nie gekommen. Toll, dass das funktioniert! Super praktisch, gefällt mir sehr, will ich auch unbedingt haben/ machen..
    Hach die Liste wird immer länger!
    viele Grüße, Karen

    1. Ja, meine Liste ist durch diese Stoffspielereien auch wieder um einige will-unbedingt-machen-Projekte angewachsen! Ich war so froh über das Thema; das war der beste Anlass, mir Gedanken über dieses praktische Teil zu machen und es gleich umzusetzen. Die Stoffspielereien: Sie leben hoch! Liebe Grüße, Gabi

  8. Liebe Gabi, so ein praktischer Behälter! Dekorativ sieht er auch noch aus. Trotz der Handnähte, läßt sich so ein Teil doch recht schnell nähen. Im Februar macht unsere Quiltgruppe das nächste Nähwochenende, da könnte ich so einen Behälter auch brauchen. Danke, für die genaue Anleitung! Liebe Grüße Gabi

  9. Eine super Idee! Danke, dass Du dies zeigst. Das möchte ich auch ausprobieren 🙂 Zwar habe ich derzeit so gar keine Verwendung für ein solches geniales textiles Gefäß, aber was nicht ist, kann ja noch werden und dann wäre ich gut vorbereitet. Liebe Grüße

    1. Bei Manchem, wenn es dann da ist, wundert man sich, wie man bisher ohne auskommen konnte. Und bei anderen Dingen wieder nicht… Bei mir ist es eben sehr konkret die Anwendung für Fäden und Stoffabschnitte vor allem bei Nähtreffen. Dafür ist der Behälter genial! Liebe Grüße, Gabi

  10. Die sind ja einfach nur genial!! Die muss ich mir merken. davon kann man theoretisch einen ganzen Stapel haben (statt Plastik Körbchen/Boxen) so vielseitig!
    Danke Dir.
    Schönen Sonntag noch und liebe Grüße
    Nina

  11. Will auch haben, will auch haben…! Obwohl, von Handnähten hab ich erstmal wieder genug 🙂 Aber könnte man die Seite nicht auch mit der Nähmaschine nähen und dann aueinander bügeln? Jedenfalls ein geniales Teil, dieser Behälter. Und ich fange schon an, zu überlegen: wenn man noch einen schmalen Deckel dazu macht, könnte man den zusammengefalteten Behälter beim Transport darin verstauen.
    Liebe Grüße Christiane

    1. Liebe Christiane, das mit dem Deckel finde ich eine hervorragende Idee! Irgendjemand anderer hat auch kommentiert, dass anscheinend normalerweise ein Deckel sogar dazu gehört. Hm. Müsste ich mir noch überlegen, wie der konstruiert sein könnte. Jedenfalls wieder einmal ein sehr schönes und inspirierendes Thema für alle! Falls du die Schachtel nachmachst und eine Idee hast, wie man die Seiten mit der Nähmaschine nähen könnte (mir ist keine eingefallen) – gerne her damit! Liebe Grüße, Gabi

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