Für die Adventspost 2019, bei der ich gerade noch in die siebente und letzte Gruppe gerutscht bin, habe ich mein absolutes Weihnachts-Lieblingsrezept 24 Mal auf Karten geschrieben. Heute stelle ich Euch mein Projekt und das Rezept vor, in diesem Beitrag findet Ihr die Karten, die ich bekommen habe, und das Buch, das ich daraus gebunden habe.
Die Gestaltung
Die Vorgaben der Post.Kunst Organisatorinnen Tabea Heinicker & Michaela Müller waren:
- 24 Postkarten 12,5 x 21 cm Querformat
- Thema: Mein Lieblingsweihnachtsrezept
- Technik: Handschrift; Illustrationen willkommen
- Material: Kraftpapier, Packpapier, Karton
- Farbe: frei
In unserer Gruppe 7 sind wir zwar nur 18 statt 24 Personen, ich habe trotzdem 24 Karten hergestellt und die übrigen 6 an liebe Post-Kunst-Bekannte geschickt, die mich schon hin und wieder mit zusätzlicher Post überrascht haben.
Ursprünglich wollte ich für die Illustration Schneeflocken schnitzen, oder Weihnachtskugeln, war aber mit meinen Entwürfen nicht zufrieden. Dann habe ich mich an die Sternenstempel erinnert, die ich letztes Jahr für einen Tischläufer geschnitzt habe. Damals habe ich eher zufällig verteilt auf Stoff gestempelt. Für die Postkarten habe ich jetzt die sechs verschiedenen Sterne mit Doppelklebeband geordnet auf einer durchsichtigen Acrylplatte fixiert: Der Abdruck hat ziemlich genau auf das vorgegebene Format gepasst.
Eigentlich wollte ich goldene Sterne stempeln, das ergab aber leider zu wenig Konstrast für mein Empfinden, auch wenn es im schrägen Licht dezent glänzt. Deshalb bin ich auf dunkelgrüne Farbe umgestiegen. Von der Farbplatte und der Gummirolle hat sich trotzdem noch ein wenig goldiger Glanz auf die Karten übertragen. Für ein wenig zusätzliches „Blingbling“ habe ich alle Sterne mit goldenem Gelschreiber umrandet.
Längere Zeit habe ich gegrübelt, wie ich das Rezept vollständig und in gleichmäßigen Abständen auf die Vorderseite bringen kann. Ich dachte an einen Linienspiegel, wie ich ihn als Kind zum Briefeschreiben auf schönem Papier verwendet habe. Aber einen Linienspiegel legt man hinter das Papier, von wo er durchscheint. Der braune Karton ist aber nicht durchsichtig. Dann habe ich mir einen Linienspiegel auf Transparentpapier (vom Geometrisch Zeichnen) gezeichnet. Und beim Schreiben immer eine Zeile runter geschoben, so hat das nach zwei Testkarten super funktioniert!
Diese Art der Rezepte-Notation habe ich von den Rezepten übernommen, die früher in Wien immer meinem wöchentlichen Bio-Kistl beigelegen sind: Links habe ich alle Zutaten im Überblick (also die Einkaufsliste) und rechts daneben sehe ich direkt, was ich jeweils mit der Zutat machen soll. Ich muss nicht immer von der Zutatenliste (wieviel Mehl?) wieder ins Rezept zurück springen und suchen, wo im Ablauf ich war. Mir mag das: Alle meine Lieblingsrezepte habe ich genau in diesem Schema auf Karteikarten abgeschrieben und verwende diese Karteikarten sehr gerne.
Aber anscheinend geht keine meiner Postkarten-Aktionen ohne kleinen Widerstand: Ich hatte alles beisammen (Karten gestempelt und getrocknet, weißen Stift gekauft, Linienspiegel ausgetüftelt) und lag super in der Zeit: Es war Samstag Nachmittag, ich voll im Schreibfluss, am Montag sollten die fertigen Karten zur Post. Da war der weiße Gelstift zu Ende! Ich hatte tatsächlich schon nach knapp der Hälfte der Karten-Vorderseiten den ersten Schreiber ausgeschrieben. Und Samstag Nachmittag in Graz, keine Chance, diesen Gelstift an diesem Wochenende nachzukaufen… Ich habe geflucht, dann gelacht und die Karten am Montag Vormittag fertig geschrieben, nachdem ich gleich zwei weitere Stifte nachgekauft hatte. Zweieinhalt Stifte habe ich mit Vorder- und Rückseiten tatsächlich ausgeschrieben.
Die weiße Schrift auf dem braunen Papier erinnert mich an Zuckerguss auf Lebkuchen, und mit den grünen Sternen kommt auch was von Tannenwald ins Spiel. Ich mag die Wirkung voll gern.
Das absolute Tüpfelchen auf dem i sind aber auch bei dieser Aktion die Briefmarken! Dieses Jahr gibt es ausgerechnet eine Serie mit Weihnachtsbäumen in den Farben, die ich verwendet habe! Danke österreichische Post, für Eure wunderschönen Briefmarken!
Das Rezept: Eierlikörkugerl
Eierlikörkugerl sind eher aufwändig, aber tatsächlich mein süßes vorweihnachtliches Lieblingsrezept. Vor ca. 15 Jahren habe ich regelmäßig im Advent mit Ursula gebacken, und dieses Rezept habe ich mir von ihr behalten. Mit Eierlikör pur kann man mich jagen (sprich: den mag ich nicht so gern), aber in der Kombination mit Walnuss und weißer Schokolade,ergibt das fein-schmelzend-weiche Pralinen.
Hier das Rezept:
5 Dotter | > mit |
1 Pkg Vanillezucker | > und |
160 g Staubzucker | > schaumig rühren. |
120 g glattes Mehl | > und |
1 Messerspitze Backpulver | > unterrühren. |
Schnee von 5 Eiklar | > vorsichtig unterheben. Die Biskuitmasse 12 Minuten bei 200 Grad backen. 2 Tage trocknen lassen. Das Biskuit fein zerreiben. Die Biskuitbrösel mit |
200 g geriebenen Walnüssen | > und |
1/2 Liter Eierlikör | > vermischen. Mit Mokkalöffeln ca. 120-150 kleine Kugeln formen. Kalt stellen. |
600 g weiße Kuvertüre | > im Wasserbad schmelzen. Die Kugeln mit der weißen Schokolade überziehen. Trocknen lassen. |
ca. 100 g dunkle Schokolade | > im Wasserbad schmelzen und in feinen Streifen über die Kugeln gießen. Genießen! |
Ein paar Tipps:
- Wenn man keine zwei Tage Zeit hat, um das Biskuit trocknen zu lassen, kann man es nach dem eigentlichen Backvorgang noch im Rohr bei niedriger Temperatur (60 Grad) nachtrocknen lassen. Feuchtes Biskuit verklebt die Reibe. Je trockener das Biskuit, desto leichter lässt es sich fein reiben.
- Die Menge der Kugeln schwankt bei mir meist zwischen 120 und 150 Stück. Es ist nicht so genau. Die Kugeln sollten ca. 2 cm im Durchmesser haben, also wirklich kleine Happen sein. Ich verwende einen Mokkalöffel zum Abmessen und rolle die Kügelchen dann zwischen den Handflächen wie Mini-Knödel. Dieses Jahr sind es bei mir „nur“ 120 Kugeln geworden.
- Zum Überziehen der Kugeln mit weißer Schokolade nehme ich zwei Gabeln zu Hilfe, damit die Kugel schön rundherum überzogen sind, aber die Schokoschicht nicht zu dick wird (siehe Video). Wenn Du ein professionelles Konditoren-Werkzeug zur Verfügung hast, kannst Du natürlich auch das verwenden. Bei 600 g weißer Schokolade bleibt noch etwas übrig, aber es lässt sich mit weniger Schokolade nicht vernünftig arbeiten.
- Die erwärmte dunkle Schokolade fülle ich in eine kleine Plastiktüte, die ich über ein Wasserglas stülpe, damit sie offen bleibt. Von der Plastiktüte schnippsle ich ein winzig kleines Stück vom Eck ab und gieße dann zügig Streifen über die weißen Kugeln (siehe Video).
Und jetzt: Gutes Gelingen und feines Genießen!
Das ist drin
- Marpa Jansen Skizzenblock einseitig rau, 230g/m2, braun
- Lukas Acryl Studio Acryl Farbe permanentgrün hell
- Unigball signo broad Schreiber, pigment ink in weiß; diese Stifte decken ganz toll; davon habe ich zweieinhalb Stück (!) verbraucht (bei Boesner)
- Hybrid Gel grip Schreiber in Gold (bei Libro)
- Österreichische Post Briefmarken Sonderedition Weihnachten 2019, genial dazu passend
Alle Materialien habe ich selbst ausgesucht und bezahlt.
Pingback: Bücher binden aus Postkarten - made with Blümchen
Liebe Gabi,
was für ein wunderbarer Post, was für wunderbare Karten, was für eine wunderbare Inspiration! Danke, dass du uns mit in deine Werkstatt genommen hast!
GLG nach Graz
Christiane
Dankeschön!
Liebe Gabi, das ist ja großartig ? Hab vielen Dank für die ausführliche Beschreibung Deiner Vorgehensweise! Besonders der Linienspiegel hat es mir angetan, denn nicht immer ist es möglich zu radieren und außerdem ist das ein zusätzlicher (Zeit-)Aufwand der mit dem Transparent erheblich reduziert wird. Vielen Dank für das Video dazu ?
Ich bin auf Dein Büchlein gespannt, das Du aus den Karten binden wirst und mag auch diese Idee sehr, Hachz, was für tolle Inspirationen am frühen Morgen… Dankeschön!!!
Hab ein schönes Weihnachtsfest mit Deinen Lieben und geniesst die gemeinsame Zeit ,
Alles Liebe Katrin
Liebe Katrin, sehr gerne! Bei meinen Karten wäre es eben auch nicht möglich gewesen zu radieren. Da hätte ich wahrscheinlich die halben Sterne zerstört. Für das Büchlein warte ich noch, bis alle Karten da sind, das binde ich dann Anfang Januar. Dazu habe ich schon länger ein Rezensionsexemplar von Michaela Müllers erstem Buch „Bunte Bücher“ hier liegen – zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen. Lernen wir uns 2020 auch mal in echt kennen? Kommst du eventuell im Mai zur Nadelwelt in Karlsruhe? Oder bei Ingrid? Wie auch immer, ich wünsch Dir erstmal eine wunderbare Weihnachtszeit! Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi, Deine Karte hat mich wunderbar überrascht und nach dem Lesen Deines Blogs freut sie mich umso mehr. Vielen lieben Dank für die Post. Und die Briefmarke ist echt super passend. Und ein Wiedersehen? Wie wärs mit der Nadelwelt im Mai? Dir und den Deinen wünsche ich noch einen schönen 4. Advent und ein frohes Weihnachten. Liebe Grüße Christiane
Liebe Christiane, sehr gerne! Endlich konnte ich mich mal revanchieren, nachdem ich schon einige Karten von Dir bekommen habe. Treffen auf der Nadelwelt: Sehr gerne! Ich weiß noch nicht ganz genau, an welchen Tagen ich dort bin, aber dort sein werde ich im kommenden Jahr definitiv! Ich bin ja voraussichtlich dabei, bei der Nadelbriefchen-Ausstellung – das wird spannnend! Ich wünsch Dir eine geruhsame Zeit rund um Weihnachten und freue mich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr! Liebe Grüße, Gabi
Ich finde Deine Karte so wunderbar, so viel, was Du geschrieben hast, gestaltet hast! Deine Stempel sind auch wunderbar. Und damit der Beweis, dass Du sehr wohl Stempel schnitzen kannst. Danke auch für Deine persönliche Note. Und ich mag auch noch Eierlikör sehr gern. Eine geruhsame Adventszeit, festliche Feiertage
Nina
Liebe Nina, grafisch geschnitzte Stempel sind nicht das Problem. Figürliche Darstellungen (also z.B. ein Tierstempel) hingegen sehr wohl! Schlagwort: „Ich kann nicht zeichnen!“ Vielleicht ist das eine alte Überzeugung aus Schultagen, die ich jetzt endlich mal ablegen könnte… Wir werden es sehen, wenn ich mich an Maikes Tierstempel mache. Dir auch eine feine Weihnachtszeit und hoffentlich viel Ruhe zwischen den Feiertagen! Liebe Grüße, Gabi
Sterne, und dann auch noch in grün, damit kann man mich glücklich machen 🙂
Die Zutaten habe ich schon gekauft, ich hoffe, ich komme vor Weihnachten dazu, deine Eierlikörkugerl auszuprobieren.
Liebe Grüße Christiane
Liebe Christiane, die Eierlikörkugerl schmecken auch nach Weihnachten noch vorzüglich. Obwohl ich das Rezept so gern mag, muss ich mich jedes Jahr aufraffen, sie zu machen. Vor allem, weil es bei mir so ein mehrstufiger Prozess ist über mehrere Tage. Aber das Ergebnis entlohnt für den Aufwand! Bin gespannt, ob Du das Rezept ausprobierst und wie es Dir schmeckt! Deine Zitronenkekse klingen auch ganz fantastisch, die probiere ich wiederum aus. Aber wahrscheinlich erst nach Weihnachten. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi,
Die Karten sind wunderschön geworden.
Bei der Angabe ein halber Liter Eierlikör musste ich erst mal schlucken. Aber auf die Menge relativiert sich das dann doch.
Danje für das Rezept und die Idee für die Aufteilung der Rezeptkarte.
Viele Grüße Anja
Liebe Anja, ein halber Liter ist auf die Menge tatsächlich nicht so viel. In jedem Hustensaft ist mehr Alkohol drin. Also solang du nicht die ganzen Kugerl selbst aufisst, sondern auch anderen was davon abgibst, ist alles in Ordnung. 🙂 Die Aufteilung der Rezeptkarte liebe ich wirklich! Alle Rezepte, die uns schmecken, schreibe ich auf diese Art ab. Liebe Grüße, Gabi
Oh, das ist aber ein schöner Blogpost über deine Adventspostkartenentstehung. Ich liebe es, dir beim Schreiben über die Schulter zu schauen! Danke für die ausführliche Dokumentation. und die Briefmarken! Die Österreichische und Schweizer Post sind so viel besser als die Deutsche, die haben kaum noch schöne Marken im Angebot, werden immer teurer und unverschämter.
Liebe Grüße
Michaela
Liebe Michaela, danke für Deinen schönen Kommentar und noch VIEL MEHR DANKE fürs Organisieren der Post-Kunst-Aktionen! Die Österr. Post ist unter Philatelist/innen schon lange bekannt für ihre wunderschön gestalteten Briefmarken, und ich finde auch, da haben sie ein Alleinstellungsmerkmal unter den ganzen Versanddienstleistern, die nur mehr schnöde, funktionale Labels auf die Briefe und Pakete kleben. Jetzt habe ich zwar erst zum dritten Mal an der Post.Kunst teilgenommen, aber es ist jedes Mal ein Genuss! Vielen lieben Dank noch einmal, und schöne Weihnachten! Liebe Grüße, Gabi