Zarte Häkel-Kristalle {Rezension}

An diesem zweiten Adventsonntag und an den beiden, die noch kommen werden, stelle ich Euch drei Projekte mit Schneeflocken in unterschiedlichen Techniken vor. Heute: Zarte Häkel-Kristalle.

Schnee-he-flöckchen, Weißröckchen, wa-hann kommst du geschneit?

Das fragt man sich wirklich, nach diesem extrem warmen November und wenn jetzt, Anfang Dezember, vor lauter frühlingshafter Temperaturen die Palmkätzchen rauskommen: Wo bleiben die Rodelnachmittage, die Spaziergänge durch zauberhaft verschneite oder rauh-bereifte Winterlandschaften, und wo bleibt die Freude, die Hände beim Weihnachtsmarkt an einem heißen Punsch wärmen zu können? Heißer Punsch? Schon beim Gedanken daran bricht mir der Schweiß aus. Ich brauche ein paar absolut auftau-resistente winterliche Boten, die mich ein bisschen mehr in Weihnachtsstimmung versetzen!

(Hinweis: Ich habe das Buch selbst gekauft und die Meinung ist meine eigene.)

Haekel-Schneesterne_Buch

Vor Kurzem habe ich mir das Buch „Zauberhafte Schneeflocken: 100 zarte Kristalle selbst gehäkelt“ von Caitlin Sainio gekauft (ISBN 3772463231). Die Autorin ist Maschinenbauerin von Beruf und konstruiert auch in ihrer Freizeit: nämlich kleine, feinteilige Muster zum Häkeln. Man stelle sich vor: EINHUNDERT verschiedene Schneeflocken! Wie viel Zeit, Hirnschmalz und Herzblut die Autorin in die Entwicklung all dieser zauberhaften Häkelmuster gesteckt hat! Das Buch beginnt mit Informationen über Material, benötigtes Zubehör, Häkeltechniken und Tipps zur Fertigstellung, unter anderem, wie man die fertigen Flocken für verschiedene Zwecke mit Stärkeflüssigkeit oder mit Kleber mehr oder weniger fest machen kann.

Dann folgt ein allgemeiner Teil mit Erläuterungen zu den Anleitungen und einem „Häkelkurs zum Auffrischen“, in dem die wichtigsten Maschen (feste Masche, Luftmasche, Stäbchen,…) erklärt werden. Die Abbildungen dazu sind sehr deutlich, aber ihr wisst ja schon, dass ich eher skeptisch bin, was das Lernen von Handarbeitstechniken aus Büchern anbelangt. Besonders bei diesem Buch ist es meiner Meinung nach günstig, wenn man vorab schon Häkel-geübt ist, oder zumindest weiß, wie man eine Häkelschrift liest.

Die Modelle selbst sind in die Kategorien „einfach“, „mittel“ und „anspruchsvoll“ eingeteilt, wobei mir die Flocken im Abschnitt „anspruchsvoll“ nicht viel schwieriger vorkommen als die im Abschnitt „leicht“, oder umgekehrt gesagt: Auch die im Abschnitt „leicht“ sind zum Teil schon ziemlich komplex. Sehr nett finde ich, dass jedes Modell einen winterlichen Namen bekommen hat, häufig den Namen eines eisigen Sturmwindes.

Haekel-Schneesterne-klein
einfache Modelle
Haekel-Schneesterne-gross
anspruchsvolle Modelle

Alle Modelle sind auf einer sechseckigen Grundform aufgebaut. Manche erinnern mich in ihrer Flächigkeit eher an „normale“ Spitzendeckchen, aber es sind genügend filigrane Modelle dabei, dass ich zufrieden bin.

Sehr gut finde ich auch, dass die Autorin pro Modell eine schriftliche Anleitung, eine Häkelschrift und ein Bild einer fertigen Schneeflocke in Originalgröße anbietet. So kann man sich aussuchen, wonach man lieber arbeitet, oder zwischen den beiden Möglichkeiten Anleitung und Häkelschrift hin und her wechseln und gleichzeitig anhand des Fotos überprüfen, ob das richtig aussieht, was man gehäkelt hat.

Probehäkeln

Um herauszufinden, welche Größe mit am besten gefällt, habe ich zur Probe das Modell Nr. 73, „Sansar“ (ein kalter Nordwestwind im Iran) drei Mal gehäkelt: Mit einem Häkelgarn Stärke 20 und einer Häkelnadel Nr. 1, mit Garn Stärke 15 und Nadel Nr. 1,5, und mit Garn Stärke 10 und einer Nadel Nr. 2.

Zum Häkeln jeder dieser Schneeflocken brauche ich ungefähr eine halbe Stunde. Die mittlere Größe (mit Garn 15 und Nadel 1,5, rechts im Bild) hat für mich die beste Wirkung: Immer noch filigran, aber nicht so fitzelig zu arbeiten wie mit Garn 20 und Nadel 1 (im Bild oben).

Haekel-Schneesterne_Vergleich
Noch leicht zerknautschte Flocken

Nach dem Häkeln müssen die Flocken gestärkt werden, damit sie ihre endgültige Form bekommen. Hierfür ist ein im Buch inkludiertes Raster äußerst hilfreich, anhand dessen man die fertigen Häkelflocken genau sechseckig ausgerichtet zum Trocknen aufspannen kann. Damit werden die Sterne wunderbar gleichmäßig. Ich habe das Raster kopiert, mehrmals auf einer A3-Seite eingefügt und ausgedruckt. Das Raster habe ich mit Buchschutzfolie überzogen (damit es sich durch die Feuchtigkeit der in Stärkeflüssigkeit getränkten Flocken nicht zu wellen beginnt) und es auf eine Styroporplatte geklebt.

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gestärkte Häkelflocke zum Trocknen aufgespannt

Zur Abrundung bietet das Buch noch einige Vorschläge für kleinere und größere Projekte mit den Schneeflocken, darunter Geschenk-Anhänger und ein aus vielen einzelnen Schneeflocken zusammengesetzter Schal. Für das nächste Jahr, wenn ich mehr Zeit habe, steht unbedingt so ein Spitzenschal auf meiner to-crochet-Liste!

Haekel-Schneesterne-haengen4
„Sansar“ in drei Größen

Fazit

Sehr gut am Buch finde ich die Fülle verschiedener Modelle; da ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei. Weiters ist das Buch wirklich durchdacht und aufwändig gemacht, mit einer detaillierten schriftlichen Anleitung, einer Häkelschrift und einem Foto für jede einzelne Flocke.

Allerdings sollte man aus meiner Sicht bereits Erfahrung im Häkeln haben; das Buch ist eher nicht für Anfängerinnen geeignet. (Außer du bist sehr ambitioniert und frustrationstolerant.)

Um derzeit 15,- Euro (es gibt ausschließlich Hardcover) finde ich das Buch auch preiswert.

Wenn Du dich beeilst, schaffst du es noch vor Weihnachten, ein Exemplar des Buches zu ergattern und ein paar Schneeflocken zu zaubern. 😉

Für alle anderen, die gerade nicht häkeln können oder wollen, habe ich in den unendlichen Weiten des Internets noch ein ganz wunderbar langsames Video davon gefunden, wie Schneeflocken entstehen. Ich gehe jetzt die zweite Kerze am Adventkranz anzünden und häkle vielleicht noch 1, 2 Flocken.

Habt es schön, bis nächsten Sonntag!

Literaturhinweis

Zauberhafte Schneeflocken: 100 zarte Kristalle selbst gehäkelt“ von Caitlin Sainio.
frechverlag 2013
ISBN 978-3-7724-6323-5

Anm. 1: Über das „Verzeichnis Lieferbarer Bücher“ (z.B. www.buchhandel.de oder www.buchhandel.at) kann man Bücher bestellen und an die örtliche Buchhandlung schicken lassen. Das dauert nicht länger als wenn das Buch direkt per Post kommt, aber man unterstützt auf diese Art seinen lokalen Lieblingsbuchladen und nicht die großen Konzerne, die die kleinen Buchläden verdrängen.

Anm. 2: Im Impressum des Buches findet sich der Hinweis, dass die „gewerbliche Nutzung“ der gezeigten Modelle untersagt ist. Diese Stelle war mir nicht ganz klar, also habe ich bei der Autorin und beim Verlag nachgefragt: Die Vervielfältigung der Vorlagen und Anleitungen ist untersagt, aber selbst gehäkelte Schneeflocken darf man verkaufen so viel man will. (Caitlin Sainio hat übrigens prompt auf meine Anfrage geantwortet und war sehr sympathisch.)

Schneeflocken-Schwerpunkt im Advent 2015

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Auf den Nadeln im Dezember
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Häkelliebe (12/2015)

17 Kommentare zu „Zarte Häkel-Kristalle {Rezension}“

  1. Pingback: {Nadelbrief} Wochen 1-4 - made with Blümchen

  2. Solche Häkelsterne sind immer wieder schön. Auch ich hatte letztes Jahr welche gehäkelt und erst nach Weihnachten aufgehängt. Dann kam auch der Schnee, nächstes Jahr hänge ich sie früher ans Fenster ;-))
    LG Ute

    1. Du meinst: Erst wenn die Schneeflocken am Fenster hängen, kommt der Schnee? Verflixt. Ich habe gar keine ans Fenster gehängt, dabei wartet meine Tochter schon die längste Zeit sehnsüchtig auf Schnee. Hurtig noch ein paar gehäkelt und aufgehängt, dazu vielleicht noch einen kleinen Zauberspruch („Hexhex!“, oder was würdest Du vorschlagen?), mal sehen ob’s funktioniert. 😉 lg, Gabi

    1. Hallo Nadia, nur Mut! Die Häkelkristalle in diesem Buch sind zum Teil (so kommt es mir vor) schon eher schwierig, aber du findest im Netz (auf Pinterest etc.) sicher auch genügend kostenlose Anleitungen, die einfacher sind. Im Adventkalender von Frau Scheiner gab es zum Beispiel vor Kurzem eine Anleitung, die durch ausführliche Stufenfotos leichter nachzuvollziehen ist. Einfach mal probieren, es lohnt sich! lg, Gabi

  3. Hallo liebe Gabi,
    meine Güte, sind das hübsche und zarte Gebilde. Ganz toll gelungen, deine adventlichen Stimmungsheber. Und dein Fahhrad sieht spitze damit aus! NEID!

    Mir fallen sofort so ca. 29 Ideen ein, was man mit den zarten Flocken noch anstellen könnte – dunkle Pullover aufpimpen (statt Lederflicken am Ellebogen, das stelle ich mir gleichzeitig traumschön und urkomisch vor!), Windlichtgläser damit dekorieren und natürlich einharzen!!!!! Aber auch ein Schneeflocken-Beanie taucht sofort vor meinem geistigen Auge auf (technisch überhaupt machbar? Ich als Nicht-Häklerin bin auf diesem Terrain eindeutig im freien, improvisatorischen Fall angelangt).

    Zur Frage, wie man die Dinger denn noch steif bekommt, kann ich mit folgender Empfehlung dienen: Buchbinderleim (oder Ponal-Wasser-Gemisch), dann zwischen zwei Plastikfolien zwei Tage trocknen und pressen. Und wer es lieber hochglänzend mag, kann in Anschluss beidseitig Harzgel auftragen! Damit sind die Flocken dann auch wasserfest versiegelt (aber bitte von offenen Flammen fernhalten!)

    Weiterhin viele schöne Ideen und Umsetzungen wünscht Dir
    herzlichst
    Edna Mo

    1. Liebe Edna Mo, ich sehe schon: Ich muss dich als Creative Art Director engagieren! Schneeflocken statt Lederflicken auf den Ärmeln und eine Schneeflocken-Beanie… wunderbar! Fürs Einharzen bist du die Spezialistin, das kann ich wiederum gar nicht. Ich könnte höchstens ein paar Flocken für Deine Experimente zur Verfügung stellen, quasi: Co-Creation. Deinen Tipp mit Ponal-Wasser-Gemisch (wir haben auch einen Ponal wasserfest im Hause) nehme ich herzlich dankend entgegen und werde das jedenfalls ausprobieren. Gleich nach dem ModPodge, das ich gestern im Bastelladen beschafft habe, oder parallel dazu. Oje, da brauche ich noch viele Experimentier-Flocken, und für Weihnachten auch noch welche… Aber im Gegensatz zu Krippen und Schweifsternen können Flocken in meiner Welt auch noch nach Weihnachten experimentiert werden. Eigentlich den ganzen Winter lang. Liebste Grüße, Gabi

  4. Danke! Also für mich, als Häkeldepp, ist dann das Video genau das Richtige! HAHA 😉 Das ist ein schönes Video.
    Deine Häkelkristalle sind wieder total toll. Das ist bestimmt auch ein super Projekt fürs Wartezimmer beim Arzt oder bei der nächsten Bahnfahrt. Wie viele Kristalle hast du denn inzwischen schon?
    Und egal ob die schwere oder leichte Variante – die sehen alle definitiv schwieriger aus als ne Häkelblume 🙂
    Kommen die Kristalle bei euch an den Baum?
    Liebe Grüße
    Charlie
    P.S.: Also inzwischen friert es nachts bei uns schon. Aber ich mache mir keine Illusionen. Weiße Weihnacht gibt es nicht mehr – dafür dann aber Ostern im Schnee!

    1. Hey Charlie! Leider hab ich noch nicht sehr viele Kristalle – einfach keine Zeit gehabt mit den vielen Prüfungen vor Weihnachten. Aber in den nächsten zwei Wochen möchte ich noch ganz viel handarbeiten: Zur Weihnachtsvorbereitung aber auch zur Entspannung nach der letzten stressigen Zeit. Ja, ein paar sollen an den Baum, ein paar möchte ich verschenken, und ein paar zieren inzwischen mein Fahrrad. 😉 Als ich das Rad weihnachtlich dekorierte meinte der Sohn liebevoll: „Mama, du bist echt ein Freak!“ (im Sinne von: ausgeflippt, verrückt, aber auch cool). Ich nehm das mal als Kompliment…

  5. Bist du eine fleißige Häklerin! Ich finde die Schneeflocken sehr zart – richtig passend. Bin schon gespannt auf die weiteren Schneeflocken-Projekte. Ich liebe ja an Weihnachten Sterne aller Art – und Schneeflocken sind ja fast Sterne!
    Liebe Grüße, hab eine gute Woche
    Ines

    1. Gell, ich mag dieses Modell auch sehr gern, gerade weil es fast so zart wie eine richtige Schneeflocke ist. Und witzig: Ich hatte beim Schreiben dieses Textes zunächst überall „Schneesterne“ stehen, und das dann beim Überarbeiten gegen „Schneeflocken“ ausgetauscht. 🙂 Sterne – Flocken, nicht so viel Unterschied. Ich wünsche Dir auch eine gute Woche!

    1. Hallo Maria,
      Ja, ich denke auch, dass sie am Christbaum gut aussehen werden, oder aber am Fenster, oder auch am Rad 😉 Mein Fahrrad harrt nämlich noch seiner winterlichen Dekoration, und ich muss noch ein bisschen tüfteln und experimentieren, wie ich die Schneeflocken steif gleichzeitig wasserfest bekomme. Mit Wäschestärke und Zuckerwasser wird das nicht so, wie ich es mir vorstelle. Vielleicht muss ich mal einen Kleber ausprobieren, der dann hoffentlich nicht gelb wird.

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