Post.Kunst im Sommer 2020: Ins Blaue

Wieder haben Michaela Müller und Tabea Heinicker zur Post.Kunst Aktion aufgerufen, diesmal zum Thema „Ins Blaue“, mit Briefmarken und Hochdruck. Meine Reise geht zu einer Traum-Destination.

Nur Blau

Segeln: Das war ja nun hier bei mir am Blog schon öfter Thema. Jeden größeren Urlaub verbringen wir am Segelschiff. Und der Göttergatte und ich sprechen schon lange davon, dass wir – wenn die Tochter mit der Schule fertig ist – eine Weltumsegelung machen werden. Ein Mal rundherum, auf eigenem Kiel, vermutlich ein Jahr lang.

Schiff besitzen wir noch keines, nur diese Sehnsucht. Aber irgendwie bin ich mir sicher, dass wir die Reise bis in sieben Jahren, wenn die Tochter maturiert hat, ermöglichen werden. Schon vor ein paar Jahren sagte die Tochter (damals noch im Kindergarten) beim Blick auf den Globus: „Und zu den Osterinseln kommen wir am besten über die Karibik und dann durch den Panamakanal!“

Vor der großen Reise werden wir aber erst noch ein bisschen Probieren müssen, zum Beispiel den Atlantik überqueren. Ich bin mir nämlich ganz und gar nicht sicher, wie ich das vertrage, tage- und wochenlang keine Küste zu sehen, nur Wasser und Himmel. Ein Mal habe ich das schon erlebt, dass wir mehrere Tage ohne Sicht auf die Küste unterwegs waren, auf einem Törn von Palma de Mallorca nach Catania/Sizilien. Das ist ein sehr seltsames Gefühl, wenn es rundherum nur mehr Blau ist. Wolkenlos und windstill war es dazu. Der Hintergrund meiner Postkarte ist inspiriert von einem Foto, das ich auf diesem Törn gemacht habe.

Mittelmeer fern von der Küste, am Weg von Palma nach Catania (2012)

Bermuda

Im Sommer 2018 wäre mein Göttergatte beinahe auf die Bermuda-Inseln geflogen, um beim Rahmenprogramm des „America’s Cup“ (die älteste und bekannteste Regatta der Welt) mitzuarbeiten. Seitdem träume ich von „Bör-mju-da“! Ein kleines Inselhäufchen, das ziemlich allein und verlassen mitten im nordatlantischen Ozean liegt, ungefähr auf der Höhe von Marokko.

Bermuda liegt ganz allein im Atlantik

Bermuda ist ein britisches Überseegebiet, daher findet sich die Silhouette von Königin Elizabeth auf meiner Briefmarke. Die Währung heißt „Bermuda-Dollar“, nach den Inseln sind das Bermudadreieck und die Bermuda-Shorts benannt. (Wobei, ein interessantes textiles Detail: Die Bermuda-Shorts enden 2 inch = 5 cm oberhalb des Knies und werden in englischen Überseegebieten mit Blazer und Krawatte ganz normal zu Geschäftsterminen getragen.)

Auf einer Fläche von knapp 54 km2 gibt es auf den Bermuda-Inseln keine Flüsse (Regenwasser wird in Zisternen gesammelt) und kaum Autos, dafür sind Mopeds das Nationalgefährt. Bermuda lebt von Landwirtschaft im subtropischen Gebiet, vom Tourismus, und es ist eine Steueroase.

Irgendwann will ich da hin!

Die Briefmarke

Den Stempel für die Briefmarke habe ich aus dem weichen, blauen Factis Stempelgummi geschnitzt, durch den mein geliebtes, superfeines Pfeil Schnitzmesser gleitet wie durch Butter! Es schnitzt sich darin tatsächlich viel leichter als in den dünneren aber härteren „SoftCut“ Platten, die ich früher immer verwendet habe.

Großartigerweise haben Michaela und Tabea vorab eine Plotterdatei zur Verfügung gestellt, die ich sehr gerne zum Ausschneiden der Briefmarken mit Zackenrand genutzt habe! Für die Briefmarke wollte ich etwas dünneres Papier verwenden, das möglichst wasserfest sein sollte, damit die Aquarellfarbe das Papier nicht völlig wellt. Ich dachte zuerst an das wasserfeste Steinpapier, das ich letztens für den Blätter-Schablonendruck verwendet habe. Aber das Teststempeln auf verschiedenen Papieren hat das ernüchternde Ergebnis gebracht: Stempelfarbe verläuft auf Steinpapier gewaltig. Das ist nicht zu gebrauchen.

Abdrucke auf unterschiedlichen Papieren: Kopier-, Stein-, Skizzen-, Aquarellpapier

Normales Kopierpapier (Büropapier) hätte auch funktioniert, der Abdruck war sauber. Auf Aquarellpapier wurde der Abdruck zu grob. Am schönsten wurde der Abdruck aber auf dem Skizzenpapier, das glatter als gewöhnliches Papier ist: Ein ein sauberer Abdruck, der nicht durchsuppt. Ich habe zuerst gestempelt, dann gemalt, damit die Segel weiß bleiben konnten.

Vor dem Kolorieren der Briefmarken mit Aquarellfarbe hatte ich noch etwas Bammel: Hoffentlich würde die Stempelfarbe nicht verlaufen! Aber auch das hat zum Glück gut geklappt, der Abdruck blieb scharf.

Die Postkarte

Vorlage für den Hintergrund für die Postkarte – Ihr habt es schon geahnt – ist mein Foto von oben, von der Reise Palma-Catania. An dem Foto fasziniert mich, wie der Himmel am Horizont fast weiß ist und dann graduell nach oben dunkler wird. Diesen Effekt wollte ich unbedingt einfangen, und habe dabei ganz schön geschwitzt: Denn von Aquarell habe ich eigentlich keine Ahnung… Im Unterschied zum Himmel sollte das Meer einige flache Wellen bekommen und ebenfalls dunkler werden, nach unten hin. Ein kleines Büchlein mit Anleitungen zur Aquarell-Malerei und mehrere fehlgeschlagene Versuche später habe ich den Verlauf dann bei einigen der Postkarten ganz gut hinbekommen. Zumindest so, dass ich selbst zufrieden bin, und das heißt ja schon viel bei mir. 😉

Auf das Kuvert habe ich ein weiteres blaues (Himmels-)Bild aus meiner Sammlung gedruckt und es dann mit weißem Stift beschriftet. Keine gute Idee, denn der freundliche Postbeamte hat zwar meine Kreativität gelobt, aber leider die Kuverts nicht zur Beförderung angenommen. Deshalb bin ich noch einmal nach Hause und habe die schönen Kuverts für den Versand in nichtssagende Kuverts verpackt. (Weil ich spät dran war ohne weiteren Hinweis. Ich hoffe, die Empfängerinnen verzeihen!)

Grmpf. Bei der nächsten Postkunst werde ich mich an die Vorgaben der Post bezüglich Lesbarkeit der Anschrift und einzuhaltende Ränder halten.

Aber Ende gut, alles gut! Meine Postkarten sind gut bei den Empfängerinnen aus meiner Gruppe (und bei ein paar weiteren) angekommen und haben gefallen. Und da ich diesmal als Erste in meiner Gruppe dran war, kann ich mich nun behaglich zurücklehnen und brauche mich nur mehr auf die blauen Postkarten der anderen zu freuen!

Danke Michaela und Tabea, für Eure immer so anregenden Themen, fürs Organisieren und fürs Sammeln der Ergebnisse bei Euch am Blog. Dahin verlinke ich meinen Beitrag jetzt gerne und freue mich aufs Stöbern und Gustieren bei ganz viel anderer, blauer Sommerpost! Am Ende der Aktion stelle ich dann in einem anderen Beitrag die Karten vor, die ich bekommen habe, und was ich daraus gemacht habe.

Das ist drin

Benutzte Geräte und Materialien

Alle Materialien selbst gekauft:

  • weicher blauer Stempelgummi von Factis
  • Buchstabenstempel von Manufactum
  • Stempelkissen von Memento
  • Schnitzmesser 0,5 mm von Pfeil
  • Layoutblock, markerfest, 75 g/m2 von Boesner
  • St. Petersburg Aquarellfarbe
  • sehr scharfes japanisches Messer (bzw. Kombi-Gerät) zur Papierbearbeitung von Manufactum

Verlinkt bei

12 Kommentare zu „Post.Kunst im Sommer 2020: Ins Blaue“

  1. Juhu, und ich bin ein der Glücklichen, die sich über die Extrapost gefreut haben 🙂 Vielen Dank dafür! Wenn du es nicht verraten hättest, hätte ich nicht gedacht, dass du keine Erfahrung mit dem Aquarellieren hast. Ich mag diese ungleichmäßigen Blautöne im Himmel und im Meer, auf der Karte und auf der Briefmarke sehr. Und auch die Queen und die anderen Details sind dir echt gut gelungen.
    So einen Lebenstraum zu haben ist etwas Feines. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr ihn verwirklichen könnt.
    Liebe Grüße Christiane

  2. Fabelhaft! An deine Postkarten gefällt mir einfach alles – und auch diesmal hast du den Entstehungsprozess so ausführlich und anschaulich dokumentiert. Ich weiß, das ist dir wichtig (mir auch), aber man kann das gut und schlecht machen. Ich wollte dir sowieso mal sagen, dass mir dein Schreibstil und der Aufbau deiner Posts sehr gut gefallen, z.B. die Zwischenüberschriften farblich abgesetzt und zum Schluss die verwendeten Materialien. Also, wirklich alles rumum eine Klasse für sich.
    LG
    Siebensachen

    1. Vielen herzlichen Dank, liebe Siebensachen, für Deinen wundervollen Kommentar! 🙏 Ich freue mich wirklich sehr über Deine/Eure so begeisterten Rückmeldungen auf meine Karte! Das motiviert mich sehr, am Bloggen dran zu bleiben. (Hatte ich aber sowieso vor…) Liebe Grüße, Gabi

  3. Jetzt wäre mir Dein wunderbarer Beitrag fast durch gegangen!
    So schön Deine Karte, ich mag Dein/Eure Geschichte dahinter sehr. Und bewundere den feinen Stempel.
    Schrift ist für mich ja das Schlimmste und gelingt fast nie. Auch die Aquarellbereiche sind wunderbar! Wenn man weiter hinten dran ist, wird irgendwie die Latte immer höher gehängt. Aber ich denke, ich bleibe bei meinen Plänen.
    Ich hoffe so sehr, dass Dein / Euer Traum sich erfüllt. Als Teen hatte ich mal ein Shirt geschenkt bekommen: It s better on the Bahamas
    Bis dahin wunderschöne Segelturns
    Liebe Grüße und schönes Wochenende!
    Nina

    1. Liebe Nina, die Schrift war auch das Frickeligste zu schnitzen an dem Stempel! Und fast wäre es daneben gegangen… Lass Dich nicht von den anderen Karten verunsichern und bleib bei Deinem Plan! Jede Karte passt doch ganz individuell zu der jeweiligen Gestalterin – nachmachen ist nie eine gute Idee.
      Ob es auf Bermuda wirklich besser ist als hier, wage ich zu bezweifeln. Mit Sicherheit ist es „anders“, und als alte Ethnologin zieht mich das „Andere“ einfach immer wieder magisch an. Noch ein schönes Rest-Wochenende! Liebe Grüße, Gabi

  4. Für mich wäre das nix. So gaaaaar nix. Ich bin eine Landratte die sehr gerne mal einen Nachmittag am Wasser verbringt. Aber dann ists gut. Deine Post jedoch verstehe ich total. Sie schafft es mich zum Träumen zu bringen… da finde ich die lange Segelei reizvoll. Danke!

  5. Liebe Gabi, es fasziniert mich, wie unglaublich aufwändig du deine Ideen sowie die Testungen und schießlich die Umsetzung für uns aufbereitest. Da stimmt einfach alles, die Geschichte drumrum fehlt auch nicht. Dein Ergebnis ist sehr stimmig und kunstvoll. Der Gedanke an rundum nur Meer über eine längere Zeit lässt mich auch erschauern. Deine Überlegungen zur Atlantik-Überquerung gefallen mir, schon allein, dass du so intensiv drüber schreibst, zeigt deine mutige Entschlossenheit.
    LG eSTe

    1. Oh danke, liebste eSTe, für Deinen herzerwärmenden Kommentar! „Mutige Entschlossenheit“ – naja… Das wird sich ja dann rausstellen, wie mutig und entschlossen ich bei der Reise bin, und ob die Weltreise damit gestorben sein wird oder nicht. Ich freu mich jedenfalls riesig über Dein Lob, und dass die Briefmarke samt Karte so gut ankommt. Liebe Grüße, Gabi

  6. Ach wie und ausführlich du deine Post-Kunst-Reise beschreibst, das freut mich so sehr… genau wie die Sonderpost, die mich erreichte.. und über den Doppelumschlag habe ich mich schon gewundert. Spaßbremsen sind diese Postleute, unmöglich.
    Ich danke von Herzen und wünsche dir, dass der Bermuda-Traum wahr wird.
    Michaela

    1. Liebe Michaela, das Geheimnis um den Doppel-Umschlag musste ich jedenfalls auflösen. (Da ich schon spät dran war, habe ich mir nicht mehr die Zeit genommen, noch einen Zettel mit Erklärungen dazuzugeben. Ich hoffe, Ihr verzeiht!) Ja, ich wollte mich endlich mal auch mit einer Karte bei Dir und Tabea bedanken, dass Ihr das alles immer Euch ausdenkt und so toll organisiert! Schön, wenn sie Dir gefällt. Ach und Bermuda, das wird sicher, irgendwann. Erst Mal geht’s bald in den Urlaub, wie gewohnt nach Kroatien zum Segeln. Auch schön. Liebe Grüße! Gabi

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