Ein kurzer Bericht vom Steirischen Spitzentag und erste Klöppelversuche
Vor vier Wochen habe ich enthusiastisch berichtet, dass mein Klöppel-Starterset eingetroffen war und hatte weiters angekündigt, dass ich den Steirischen Spitzentag besuchen würde. Und wie ist das dann weitergegangen? Heute ein kurzer Bericht zum Spitzentag und zu dem, was sich daraus ergeben hat.
Der Steirische Spitzentag
Am Sonntag 18. Oktober 2015 veranstaltete der Verein Klöppeln und Textile Spitzenkunst in Österreich den Steirischen Spitzentag in den Räumlichkeiten der Heilandskirche in Graz.
Neben einem kleinen Buffet und einem Privatflohmarkt des Vereins befanden sich im Erdgeschoß Verkaufsstände mit Klöppelzubehör und einer großen Auswahl an Garnen. Es ist ja wirklich unglaublich: Mit jeder neuen Technik, die mit Nadel und Faden zu tun hat, könnte ich unendlich Material aufrüsten und Geld ausgeben! Die Vielfalt ist hier – wie so oft – berauschend! Aber ich habe mich (noch) zurückgehalten.
Zwei Damen führten das Klöppeln vor, an einem Tisch konnte man auch selbst ein bisschen probieren.
Die Bandbreite dessen, was mit Klöppeln aktuell fabriziert wird, fand ich schon bemerkenswert. Weihnachtliche Klöppelarbeiten waren zu sehen, und – eine feine Idee – zarte Spitzen mit Filz zu ganz entzückenden Taschen kombiniert. Klassisch sind ja die Spitzendeckchen, und voraussichtlich werde ich zu Übungszwecken auch einige herstellen müssen. (Was man mit fertigen Spitzendeckchen allerdings alles anstellen kann, haben bei den Stoffspielereien im Oktober Feuerwerk by Kaze und 123-nadelei gezeigt…)
Aber spannender als Deckchen finde ich es eigentlich, Kleidungsstücke wie zum Beispiel Schals herzustellen. Ich könnte mir vorstellen, einmal so einen luftig-leichten Sommerschal zu klöppeln, auch wenn es wahrscheinlich gestrickt oder gehäkelt schneller ginge. Ich glaube, dass – bei entsprechender Übung – Klöppeln ähnlich meditativ für mich sein könnte wie Stricken. Und dann ist die Geschwindigkeit, mit der das Werkstück fertig wird, nebensächlich.
Am meisten beeindruckt – gerade weil das Stück nicht nur schön sondern auch tragbar ist – hat mich eine zur Gänze selbst geklöppelte Jacke. Frau Kögl aus Wien hat sich die Vorlage (den „Klöppelbrief“) dafür eigens nach ihren Maßen entwerfen lassen. Die Herstellerin hat bestätigt, dass sie in diese Jacke unendlich viel Zeit investiert hat. Aber es hat sich gelohnt, und sie führt das gute Stück zu festlichen Anlässen aus.
Neben dem Shoppen, Schauen, Bewundern, Anregungen Holen und Fachsimpeln ist der Hauptzweck solcher Veranstaltungen aus meiner Sicht immer das Netzwerken. Als blutige Möchtegern-Anfängerin habe ich beim Klöppeln interessiert zugeschaut und einige nette Gespräche mit netten Frauen geführt. Als ich von meinem Vorsatz erzählte, mir das Klöppeln selbst per Youtube beizubringen, wurde ich umgehend zu einer anwesenden Kursleiterin eskortiert geleitet und war auf sehr nette Weise quasi schon „einkassiert“. Am Abend des darauffolgenden Tages (Montag) besuchte ich schon den ersten Abend meines ersten Klöppelkurses. So schnell kann’s gehen. 🙂
Beim Klöppelkurs
Und ehrlich gesagt war es ein guter Ratschlag, dass man Klöppeln am besten in einem Kurs lernt, und war es die richtige Entscheidung, mich so spontan zum Klöppelkurs überreden zu lassen.
Sich das Klöppeln selbst aus Büchern oder anderen schriftlichen Erklärungen beibringen zu wollen halte ich für illusorisch. In einem alten Handarbeitsbuch habe ich vor Kurzem das Kapitel „Einführung ins Klöppeln“ nachgelesen: Wenn ich jetzt nicht schon eine Ahnung davon hätte, wie das geht, würde ich bei der ausführlichen schriftlichen Erklärung nur Bahnhof verstehen. Ich finde Klöppeln muss man vorgezeigt bekommen. Und üben, natürlich.
Das Angebot von wirklich guten Anfängervideos (Tutorials), zum Beispiel auf Youtube, ist aber enden wollend. Es gibt ein paar Videos auf Französisch, aber auf Deutsch habe ich auf Anhieb nichts gefunden, in dem die Grundlagen so erklärt würden, dass ich als Anfängerin das nachvollziehen könnte.
Der große Vorteil im Kurs: Eine erfahrene Klöpplerin zeigt die Handgriffe, schaut dann beim Selber-Tun zu und greift korrigierend ein. Man bekommt sofort Feedback auf das Getane, und das ist schon fein, weil sich auf diese Art Fehler oder schlechte Gewohnheiten gar nicht erst einschleichen können. Außerdem ist die kleine Runde der Damen, die sich im Kurs trifft, äußerst sympathisch und unterstützend.
Also mein Tipp für alle, die das Klöppeln erlernen möchten: Sucht Euch einen Kurs! (Oder sucht Euch zumindest jemand, die weiß wie’s geht und die es Euch erklärt.) Klöppelvereine führen Listen der KursleiterInnen in den Regionen. In Österreich ist das der Verein Klöppeln und Textile Spitzenkunst. Auf dessen Linkseite findet Ihr Verweise auf Vereine in Deutschland. Sonst hilft sicher Google weiter. Soweit ich gesehen habe, bieten auch einige Handarbeitsläden, die sich aufs Klöppeln spezialisiert haben, regelmäßig Kurse an.
Die ersten Versuche
Wenn ich mir so Projekte mit unzähligen Klöppeln anschaue, wird mir (noch) fast schwindelig.
Dabei sind die Grundlagen des Klöppelns eigentlich gar nicht so schwierig (finde ich). Klar gibt es Menschen, die sich schwerer tun und welche, denen es leichter fällt. Wie bei jeder Handarbeit. Wer räumliches Vorstellungsvermögen besitzt, wer etwas analytisch begabt ist und wem repetitive Vorgänge liegen, der tut sich sicherlich leichter.
Klöppeln ist eine Art Weben oder Flechten, nur dass die Fäden nicht in einem Rahmen eingespannt sind sondern an Klöppeln hängen, wodurch das Verflechten und Verweben der Fäden erleichtert wird. Der Vorgang ist (zumindest am Anfang und bei kleinen Projekten) recht übersichtlich, weil man zu jedem Zeitpunkt immer nur mit 4 Klöppeln (2 Paaren) gleichzeitig arbeitet.
Das Anfängerstück ist wohl immer ein Bändchen, mit dem die einzelnen Grundmuster (auch „Schläge“ genannt) geübt werden. Obwohl die Techniken sehr unterschiedlich sind, hat mich das Anfertigen dieses Bändchens ans Freundschaftsbänder-Knüpfen erinnert (sehr beliebt in den späten 1980er-Jahren, erfährt glaube ich auch gerade wieder ein Revival).
Die Tochter hat das übrigens auch gleich lernen wollen und blockiert jetzt häufig mein Klöppelkissen, wenn eigentlich ich üben sollte. Und der coole Teenager-Sohn hat sich ein Armband in Schwarz und Giftgrün gewünscht. So haben wenigstens meine Anfänger-Übungsstücke auch eine Verwendung.
Na, wer hat jetzt Lust bekommen, das auch einmal zu probieren?
Ein wunderbarer Bericht über diese Ausstellung. Ich bin ebenfalls dort gewesen und war verzaubert von all den schönen Werken und Möglichkeiten die man mit Klöppeln herstellen kann. Ich habe mich auch entschlossen diese Technik zu lernen und werde in Wien einen Kurs besuchen. Viel Spaß auch beim Klöppeln, vielleicht sieht man sich ja mal bei ein oder der anderen Ausstellung. lg Evi
Hallo Evi, schön dass Du vorbeischaust und ebenfalls das Klöppeln für Dich entdeckt hast! Bei mir war es zwischenzeitlich etwas ruhig um dieses Thema, aber jetzt habe ich mit frischem Elan neu begonnen und mir ein Projekt über den Winter vorgenommen. Auf das freue ich mich jetzt schon richtig! lg, Gabi
„Sich das Klöppeln selbst aus Büchern oder anderen schriftlichen Erklärungen beibringen zu wollen halte ich für illusorisch.“
Doch, geht, hab ich gemacht. Als Teenie, mit 14 oder 15. Damals gab es in der DDR praktisch nur im Erzgebirge Klöppelkurse und als Berlinerin war das für mich unerreichbar. Es gab aber ein recht gutes Anleitungsheft.
Klöppel waren damals „Bückware“ (d.h. wurden nur unter dem Ladentisch verkauft) und ich hatte keine Aussicht, an welche ranzukommen. Ich hab dann solche im Backofen härtbare Knete genommen und mir welche selber geformt. Waren ein bißchen krumm (wird halt bei aller Sorgfalt nicht so schön gleichmäßig wie beim Drechseln), aber haben ausreichend gut funktioniert.
Später habe ich dann mal ein Klöppelkissen bekommen und habe es noch. Aktuell habe ich aber kaum Verwendung für Geklöppeltes, daher habe ich schon lange nichts mehr gemacht. Aber kommt vielleicht mal wieder…
Ich hoffe, Du hast viel Spaß dabei!
Das Anleitungsheft aus DDR-Zeiten ist in Ostdeutschland übrigens häufig auf Flohmärkten zu finden. Wenn Du mal da hinkommst, ist es einen Versuch wert, das zu finden (Verlag für die Frau). Ich finde es sehr gut aufgebaut und hilfreich.
Knüpfen-Klöppeln. Verlag für die Frau. Leipzig 1980. ISBN 3730400630
Wow, es muss Dir wirklich viel daran gelegen haben, das Klöppeln zu lernen, wenn du Dir sogar die Klöppel selbst hergestellt hast! Gut, ich nehme meine Aussage zurück, du hast das Gegenteil bewiesen. Wenn das so ein gutes Buch/ Heft ist, dann muss ich mir das rein schon zum Anschauen besorgen. Wie ich jetzt gesehen habe, behandelt es auch Makramee und andere Knüpftechniken. (Makramee ist gerade wieder im Kommen.) Vielen lieben Dank für den Hinweis!
(PS: Ich hoffe es ist für Dich in Ordnung, dass ich den Link zu ebay gelöscht und stattdessen einen dauerhafteren Verweis auf das Buch eingefügt habe.)
Na ja, der ihbäh-Link war nur drin, damit Du gleich den Titel siehst und es Dir evtl. sofort unter den Nagel reißen kannst 🙂
Liebe Gabi, ach ist das herrlich, mal was übers Klöppeln zu lesen.
Ich habs klöppeln von Oma gelernt, komm ich ja aus nerr Region wo das Klöppeln quasi erfunden wurde (Erzgebirge) , aber nun steht mein Klöppelsack mit ner halbfertigen Spitze schon soo lang im Schrank. Zeit wird es ihn mal abzustauben 🙂
Danke für die Inspiration
GLG Mandy
Hallo Mandy, fein, dass Du Dich so freust! Du bist jetzt die zweite, die sich zum Klöppeln „bekennt“. Dabei ist Spitze gerade wieder so aktuell in der Mode! Ich möchte mir für diesen Sommer definitiv ein bis zwei Kleidungsstücke mit Spitze aufwerten. Was hast du mit deinem Spitzenprojekt vor? Zeig doch mal Dein Klöppelprojekt auf deinem Blog, das würde mich sehr interessieren! Glg, Gabi
Liebe Gabi,
heute morgen habe ich deinen Klöppelpost entdeckt ( und dich jetzt auch endlich über Bloglovin abonniert). Nach einem schwatzhaften Vormittag habe ich ihn endlich auch gelesen. Ach, wie ist das schön! Klöppeln besitzt ja so eine ganz eigene Anziehung. Ich wollte damals nach dem Studium im ersten Berufsjahr unbedingt klöppeln lernen und habe mir auch eine Klöppelrolle samt Zubehör angeschafft. Eine Kollegin wies mich damals in die ersten Schläge ein. Und später wurde mir dann ein Teil einer Ausstattung vererbt. (In meinem Post über seltene Techniken habe ich eine Bild meines Lieblingsbildes gezeigt). Leider liegt jetzt alles unbenutzt herum, das Nähen geht grad schneller von der Hand.
Wenn du nicht so weit wegwohnen würdest, würde ich mich mit glatt zu einem gemeinsamen Klöppeltag verabreden. Denn wenn du jahrelang mit Klöppeln pausierst und es auch nie so richtig gut kannst, verschwindet diese Fingerfertigkeit leider wieder… . Ich müsste auch wieder mit einem Bändchen beginnen.
Toll sind deine Bilder. Ich wußte nicht, dass man auch Schals (und Jacken!!) klöppeln kann. Welches Garn wird für Schals verwendet? Und wer erstellt solche Klöppelbriefe – einfach klasse.
Ganz liebe Grüße
Ines
Hallo Ines, über deinen ausführlichen Kommentar freue ich mich jetzt aber gewaltig! Ja, Klöppeln dauert, aber ich kann immer zwischendurch mal kurz üben, ein paar Reihen hin und her. Ich wiederum würde sooo gern mehr nähen (du hast ja ganz tolle Patchwork-Projekte), aber dazu müsste ich die Zeit haben, länger am Stück am Nähtisch und an der Maschine zu sitzen, und das geht gerade gar nicht. Bei mir geht derzeit eher hier ein Häkelsternchen und da ein paar Reihen gestrickt zwischendurch.
Welches Garn für die Schals verwendet wurde: Siehst du, das weiß ich jetzt gar nicht, hab ich gar nicht gefragt. Für mein Gefühl war es eine Art Lace-Garn, aber das werde ich nachfragen. Die Dame aus Wien hat sich den Klöppelbrief für ihre Jacke nach Maß zeichnen lassen, von „einer Russin“, die sie bei einem Klöppeltreffen oder -kurs kennengelernt hat. Ich find’s auch faszinierend. Auf die Idee muss man erst mal kommen!
Stimmt, die Distanz Ulm-Graz ist mir leider auch ein bisschen zu weit für ein schnelles Klöppeltreffen. Aber wenn Du’s wirklich wieder angehen willst: Vielleicht findest du ja eine Gruppe bei Dir in der Nähe? Oder gründest eine? Von den Kursleiterinnen hier in Graz habe ich gehört, dass die durchaus auch einen Kurs in der Umgebung abhalten, wenn sich eine Interessentinnengruppe zusammenfindet. Hängt natürlich davon ab, wie viel Zeit und Energie du investieren kannst/ willst. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ein abendlicher Fixtermin in der Woche mit meiner Familie ganz gut zu vereinbaren ist.
Ganz liebe Grüße, und ich freu mich, mehr von Dir zu lesen! Gabi
Liebe Ines, ich habe letztens im Klöppelkurs nachgefragt: Die Schals wurden zum Großteil aus Seidengarnen geklöppelt. Ich habe leider noch überhaupt keinen Überblick über Markennamen, Qualitäten und Ähnliches… Wird mit der Zeit schon kommen. Liebe Grüße, Gabi
Oh wie schön! Ein Klöppelpost! Die lese ich immer besonders gerne, weil ich das ein absolut „abgefahrenes“ Handwerk finde. Aufgrund deines letzten Posts habe ich mir mal ein Video im Netz dazu angesehen…mir schwirrte danach etwas der Kopf um ehrlich zu sein. Aber die Ergebnisse sehen schon toll aus! Bei der gezeigten Jacke heute blieb mir aber erst mal der Mund offen stehen. Das ist doch ein Lebenswerk, oder? Hammer!
Haha! Mein erster Gedanke bei deiner Kursarbeit war auch ein Freundschaftsbändchen wie „Früher“. 😉 Sag mal, wie lange hast du denn dann für dein Übungsbändchen gebraucht? (Und wie man sieht ist es sogar total im Trend, wenn deine Kinder sogar schon Interesse anmelden). Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg beim Lernen und Ausprobieren!
Liebe Grüße
Charlie
Oh wie schön, du freust dich so! Bei so viel Begeisterung und positivem Feedback bin ich direkt geneigt, weitere Klöppel-Posts zu verfassen! Wie lange ich für das Bändchen gebraucht habe… schwer zu sagen. Jede Kurseinheit dauert drei Stunden, und am Ende der drei Stunden war ich fertig, aber ich habe auch viel gewartet und in der Zwischenzeit den anderen zugeschaut. Die Kursleiterin geht von Teilnehmerin zu Teilnehmerin und hilft, wo Hilfe gebraucht wird. (Ich bin die einzige totale Anfängerin, die anderen klöppeln alle schon schwierigere Muster.) Also waren es Summa Summarum vielleicht 45 Minuten? Ich bin ja auch noch nicht schnell, aber gefühlsmäßig geht das schneller als Freundschaftsbänder knüpfen. Beim nächsten Übungsbändchen werde ich mal mitstoppen. Dir noch einen schönen Sonntag! lg, Gabi
sieht super aus – wenn man es kann 🙂
ich glaube, ich würde verzweifeln ….
bin schon neugierig, wie du weitermachst!
glg andrea
Liebe Andrea, es ist wirklich nicht so schlimm, glaub mir. Zumindest die Bändchen nicht, aber wahrscheinlich werd ich auch noch sitzen und fluchen, wenn das Ganze komplizierter wird… Ich bin auch schon gespannt. Überlege, eine Einsteiger-Video-Serie zu drehen, gerade weil ich selber so ganz am Anfang stehe. Lassen wir uns überraschen! lg, Gabi