Paspel, Biese und Keder, das kennt nicht ein jeder
Keder, Paspel und Biese, was bedeuten wohl diese?
Biese, Keder und Paspel, auf dass ich mich nicht verhaspel.
Schön, so ein Reim.
Gut.
Naja.
Also.
Heute ein Beitrag, der mir schon länger im Kopf herumgeht.
Als nämlich mein lieber Bruder vor einiger Zeit auf einen Kurzbesuch da war, und als wir so vor einem Haufen aussortierter Stoffmuster von Möbelstoffen standen, überlegte der Sohn laut, ob ich nicht aus den Stoffen einen Patchwork-Bezug für unsere Wohnzimmercouch nähen könnte. Ikea hat die Ektorp Couch mit zweieinhalb Sitzen plus Bettauszug aus dem Sortiment genommen, man kann deshalb keine neuen Überzüge mehr dafür kaufen. (Man kann sich bei externen Firmen teuer welche bestellen. Eine dieser Firmen sitzt in Australien… Aber ob „man“ das will, das ist eine andere Frage…)
Wir gingen ins Wohnzimmer zum leicht verschlissenen roten Cordsamt-Überzug der Couch, und ich überlegte laut, wie ich das wohl angehen könnte, weil ich es mir schwierig vorstelle, das Schnittmuster von so großen Teilen abzunehmen und das Ganze dann zu nähen.
Und der Bruder meinte: „Ja, mit diesem Keder, das ist sicher nicht einfach.“
Und ich: „Mit diesem was? Wie war das Wort?“
Und er: „Keder. Biese.“
Und ich: „Ist das Deutsch oder Englisch oder was. Was ist das für ein Wort?“
Und er: „Nein, Keder. Ist Deutsch, glaub ich.“
Da lerne ich von meinem „kleinen“ Bruder neue nähtechnische Begriffe, na sowas.
Die Google-Suche hat dann Folgendes ergeben, für alle, die wie ich sich nicht so ganz sicher sind/ waren, wo jetzt genau die Unterschiede liegen. Biese und Paspel kannte ich ja, Keder war mir neu. Und Wikipedia kann das sowieso viel offizieller definieren als ich.
Eine Biese ist eine Stoff-Falte ohne Inhalt: „Biesen sind schmal (ca. 1 mm bis 1 cm) abgesteppte Falten, deren Faltenbruch auf der rechten Stoffseite liegt und flach umgebügelt wird. Sie werden vor allem an Kleidungsstücken und Weißwäsche als Dekoration verwendet und treten meist in Gruppen von drei oder mehr parallel verlaufenden Biesen auf, die alle in die gleiche Richtung umgebügelt werden, z. B. auf der Brust von festlichen Herrenhemden, bei Damenblusen zwischen Schulter und Brust.“ (Quelle: Wikipedia)
Eine Paspel ist eine Stoff-Falte mit Inhalt: „Die Paspel besteht aus einem längs gefalteten Stoffstreifen, zwischen dessen Lagen eine Schnur eingelegt werden kann. Die Paspel wird beim Schließen der Naht eines Kleidungsstückes mitgeführt, so dass von außen die Bruchkante des Streifens als kleiner, die Nahtlinie betonender Wulst sichtbar wird.“ (Quelle: Wikipedia) Eine schöne Anleitung zum Selbst-Herstellen von Paspeln gibt es zum Beispiel bei Nahtzugabe.
Und das Wort Keder kommt aus dem Zeltbau und bedeutet die Verstärkung eines Randes mit einer Schnur oder einem Seil, um sie leichter in eine Halterung einführen zu können:
„Ein Keder ist die Randverstärkung eines Tuchs oder einer Plane, die meist aus Kunststoff oder stoffumhülltem Leder besteht. Der Keder hat runden Querschnitt und zum Zwecke der Befestigung eine breite flache Kederfahne. Diese stellt die Verbindung zwischen Plane und Keder dar. Meist ist die Kederfahne eine Ummantelung, die den Kederwulst in sich birgt. Kederfahne und Plane werden in der Regel miteinander verschweißt, selten auch vernäht.“ (Quelle: Wikipedia)
Wikipedia erwähnt aber auch, dass bei Polstermöbeln ebenfalls von Keder gesprochen wird, obwohl es sich genau genommen um eine Paspel handelt. Also hatte der Bruder doch auch wieder recht, was die Fachterminologie bei Möbeln anbelangt!
Vielleicht ist das für die meisten von Euch eh ein alter Hut, aber bei mir schlägt voll die Sozialwissenschaftlerin durch: Ich liebe solche (für mich) Neuentdeckungen von wunderbaren Worten!
Der Göttergatte und ich haben dann nach dem Abendessen noch weiter mit den Begriffen sprachgespielt und gereimt, aus „Biese“ plus „Paspel“ wurde durch einen Verhaspler „Pieseln“ und aus „dänisches Bettenlager“ (lief gerade in der Radiowerbung) wurde „dämliches Bettenlager“, und dann sind wir halb am Boden gelegen vor Lachen. Nicht besonders hochtrabend, aber sehr witzig in dem Moment.
Ich wünsche Euch einen wunderschönen Abend, hoffe, Ihr hattet heute auch so viel Spaß wie ich bei jener Gelegenheit, und entlasse Euch hoffentlich mit einem Lächeln ins Wochenende!
Habt Ihr auch so nähtechnische Lieblingsbegriffe? Oder welche, die ihr sprachspielerisch lustig findet? Ich bin sehr gespannt auf Eure Lieblingsworte.
Verlinkt bei
Pingback: Stoffspielereien im Jänner: Biesen | made with Blümchen
Also Biese und Paspel war mir schon ein Begriff, aber Keder hatte ich auch noch nie gehört!
…und wieder was gelernt auf deinem Blog! 😉 Danke dir!
Und? Wird die Couch jetzt neu bezogen? Da bin ich ja dann sehr gespannt!
Liebe Grüße
Charlie
Jaaaaa… najaaaaa… Ich hab da immer diese kleinen, netten, „schnellen“ Projekte, die sich dazwischendrängen, und das Megaprojekt „Couchbezug“ wird verschoben und verschoben. So ganz überzeugt bin ich selbst noch nicht von der Patchwork-Variante, die Kinder wiederum können sich mit meiner Wunschfarbe hellgrau nicht so recht anfreunden. Wahrscheinlich muss dieses Projekt einfach auch noch ein bisschen reifen. (Vielleicht ist das jetzt aber auch nur eine bequeme Ausrede… 😉 ). Also: Kommt Zeit, kommt sicher auch ein neuer Couchbezug.
….und irgendwann sind bestimmt auch mal die Polster selbst durchgesessen…und dann muss eine neue Couch her 😛
Wie gut ich das auch kenne…