T-Shirts bemalen

Ein meditativer Akt der Dauerhaftigkeit

Hin und wieder muss ein T-Shirt bemalt werden. Es ist meist ein Spruch oder eine Aussage, die mich anspringt und bettelt: „Bitte transferiere mich! Es muss mich jemand tragen!“ Wie beim aktuellen Motiv, das mir bei lottapeppermints „Nerd ’n‘ Geek Linkparty“ ins Auge gesprungen ist, wo es als Bild einen schönen Rahmen ziert. (Alles klar? Das Motiv symbolisiert die drei „Heiligtümer des Todes“ aus dem gleichnamigen Harry-Potter-Band.)

Und dann setze ich mich also hin und trage langsam und sorgfältig mithilfe einer Schablone und eines kleinen Pinsels Stofffarbe auf, bis sie sich in das Material eingesaugt hat. Das sieht dann null aus wie mit der Hand gemalt, sondern eher wie siebgedruckt. Und es ist nach dem Bügeln extrem dauerhaft. Dazu hat der Prozess für mich so eine langsame Qualität, fast mediativ, wenn ich an einem Abend zwei bis drei Stunden an einem T-Shirt sitze. Hin und wieder mag ich das.

Material

Schablonieren_Material

  • einen saugfähigen (Baumwoll-)Stoff, auf den das Motiv übertragen werden soll. Den Stoff (T-Shirt, Tasche,… oder was auch immer) am besten vorher einmal waschen. (ohne Abbildung)
  • ein Motiv, auf einem etwas dickeren Papier ausgedruckt (120g/m2) für die Schablone
  • ein wirklich scharfes, feines Cuttermesser.
  • eine selbstheilende Schneidmatte (ja, genau, so eine wie zum Stoff zuschneiden; gibt’s auch in Kleiner für Papierarbeiten) oder alternativ ein Holzbrett als Schneidunterlage
  • eventuell auch eine wirklich scharfe kleine Schere, so eine wie für Scherenschnitte verwendet wird. Eine Nagelschere tut’s wahrscheinlich auch.
  • Zeitungspapier oder sonstiges Altpapier zum Unterlegen (ohne Abbildung)
  • flüssige Stoffmalfarben, z.B. in kleinen Döschen, für helle oder dunkle Stoffe, passend zum Stoff, den man bemalen will (beim Kauf drauf achten!)
  • einen sehr feinen und flexiblen Pinsel. Aus meiner Sicht lohnt es sich, mal in ein Set wirklich guter Pinsel zu investieren!
  • für größere Flächen eventuell einen Stupfpinsel
  • Stecknadeln oder Sicherheitsnadeln oder Kreppklebeband zum Fixieren der Schablone auf dem Stoff
  • ganz gewöhnliches Backpapier (soches wie für Kekse) zum Drunter- und Drüberlegen beim Bügeln (weil hitzebeständig!)
  • ein Bügeleisen
  • Geduld (ohne Abbildung) bzw. Bereitschaft zur Meditation 😉

Die Schablone vorbereiten

Meist begebe ich mich zuerst auf die Suche nach einer zum Spruch passenden Schriftart. Bei der Suche im Internet nach „Fonts“ findet man ziemlich schnell eine ganze Menge Schriftarten – gratis oder gegen Gebühr – zum Beispiel auch bei fontriver.com oder fontsquirrel.com. Tipps zum Installieren einer neuen Schriftart auf deinem Computer, damit du die neue Schriftart auch in allen Programmen verwenden kannst, findest zu zum Beispiel hier für Mac, und hier für Windows.

Ich versuche am Computer Motiv und Schrift in eine Form und Größe zu bringen, die später gut am Shirt aussieht. Das braucht normalerweise ein paar Iterationen von Ausdrucken, Auflegen aufs T-Shirt, nicht zufrieden Sein, Verändern, Ausdrucken, Ausprobieren… Wenn alles passt, drucke ich das Motiv auf etwas dickerem Papier/ feinem Karton (120 Gramm) aus.

Vor dem Schneiden ist noch wichtig, dass man „Stege“ stehen lässt, damit die inneren Teile von z.B. dem kleinen e, a, o… festgehalten werden. Ich markiere mir diese Stege meist mit einer weißen Tipp-Ex Flüssigkeit, damit ich sicher daran denke, drum herum zu schneiden!

Dann das Motiv mit einem äußerst scharfen Cuttermesser sehr sorgfältig ausschneiden, vor allem Vorsicht bei den Ecken, damit nichts einreißt! Das ist schon mal der erste Akt der Meditation, weil das meist ein Weilchen dauert und Konzentration erfordert.

Motiv ausschneiden, dabei Stege stehen lassen.
Das Motiv sorgfältig ausschneiden, dabei Stege stehen lassen.

Bisher habe ich dieses langsame Ausschneiden immer genossen. Ganz langsam, mich auf nur dieses Eine konzentrieren können, sorgfältig schneiden… Aber dieses Mal hat es mich genervt, weil ich mir dachte: Mit einem Plotter ginge das alles vieeel, viel schneller!

Aber würde ich es von einem Plotter ausschneiden lassen, ginge die „slow“ Qualität verloren. „Entschleunigen“ und gleichzeitig aufmerksamer Sein wird bereits seit geraumer Zeit von verschiedenen Bewegungen propagiert: Zum Beispiel bemüht sich Slow Food um die Rettung und den bewussten Genuss regionaler Lebensmittel; Slow City verbessert die Lebensqualität in Städten und betont kulturelle Diversität; und Slow Time möchte Entschleunigung und Achtsamkeit in den Alltag bringen.

Ich bin häufig viel zu schnell getaktet für alle in meiner Umgebung, und manchmal auch für mich selbst. Diese Zeit zu haben, diese Zeit mir zu nehmen und beim Werkeln „runterzukommen“ ist echter Luxus für mich.

Schablonieren_alteSchablonen
Einige alte Schablonen

Malen und meditieren

Hinter die zu bemalende Stoff-Fläche (also bei einem T-Shirt ins Shirt rein) unbedingt mehrere Schichten Zeitungs- oder anderes Papier legen, damit sich die Stofffarbe nicht auf den Rücken des T-Shirts durchdrückt. Die zugeschnittene Schablone lege ich an der gewünschten Stelle auf den Stoff und fixiere sie dort zunächst mit einigen Sicherheitsnadeln. Dann schlüpfe ich meist probehalber ins T-Shirt rein, weil mir besonders bei Schriften auf der Vorderseite wichtig ist, dass die horizontal und vertikal gut auf meinem Oberkörper ausgerichtet sind. Wenn das alles passt, dann klebe ich die Schablone rundherum mit Kreppklebeband auf den Stoff, damit wirklich nichts verrutschen kann.

Dann skizziere ich mit dem feinen Pinsel und der Farbe die Konturen der Schablone ganz fein nach und übertrage somit die Umrisse des Motivs auf den Stoff. Dabei gut aufpassen, dass der Pinsel nicht zu nass ist, damit nicht unabsichtlich Farbe unter die Schablone und damit aus dem Motiv rausgezogen wird. Wenn die Konturen fein nachgezeichnet sind, kann man die Schablone abnehmen und die Form nach und nach, Pinselstrich für Pinselstrich ausfüllen. Dabei kann man noch kleinere Konturen vornehmen und die Stege übermalen. Dann gut trocknen lassen.

Schablonieren_malenBügeln

Zum Bügeln das T-Shirt auf links wenden, und ein Blatt Backpapier hinter den zu bügelnden Stoff (wieder damit sich keine Farbe durchdrückt) und ein Blatt oben drauf legen (damit keine Farbe aufs Bügeleisen kommt). Dann mit hohem Druck und möglichst hoher Temperatur (aber nicht zu heiß für den Stoff!) die Farbe fixieren.

Galerie

Über die Jahre sind auf diese Weise einige größere und kleinere T-Shirts entstanden. Hier drei davon. Für die miese Bildqualität muss ich mich entschuldigen. Aus den geplanten, lustigen Tragefotos wurde aufgrund mangelnden Tageslichtes und mangelnder Zeit leider nichts. There’s room for improvement.

Feines Tutorial

Edna Mo hat ein ganz hinreißendes, ausführliches, zweiteiliges Tutorial zum Schablonieren und Bedrucken von Textilien verfasst – schaut Euch das doch mal bei ihr an, es lohnt sich!

Edna Mo, Stoffdruck I: Schablone herstellen

Edna Mo, Stoffdruck II: Schablonendruck

Und? Welche ist Eure Lieblingsmethode zum Verzieren von Kleidungsstücken? Ich freu mich, wie immer, auf Eure Kommentare unten!

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16 Kommentare zu „T-Shirts bemalen“

  1. Mensch, jetzt wollte ich ewig schon kommentiert haben, aber irgendwie kam immer was dazwischen. Deinen Post habe ich schon längst gelesen und als ich das „Teaser-Bild“ gesehen hatte, musste ich sofort an Harry Potter denken. Bin ich jetzt ein Fan oder ein Freak, dass ich sowas weiß? 😉
    Ich merke schon, du stehst auf die meditativen Fieselarbeiten! Und es lohnt sich aber immer total. Das Shirt bzw. die Shirts sind wirklich super! Allein schon das so wahnsinnig saubere Ausschneiden der Vorlage…nee…dafür bin ich nicht gemacht. Umso mehr faszinieren mich deine Arbeiten!
    Eine tolle Idee und wirklich sehr schön umgestezt!
    Liebe Grüße
    Charlie

    1. Liebe Charlie, danke für die Komplimente! Keine Sorge, ich würde dich „nur“ als Fan einstufen, nicht als Freak. 😉 Freut mich dass auch Du HP-Fan bist! Eine Frage an Dich als Besitzerin eines Plotters: Das Ausschneiden der Vorlage wäre mit einem Plotter wahrscheinlich wirklich ratz-fatz erledigt, oder? Ich bin am Überlegen… Vor allem weil der Göttergatte auch Interesse angemeldet hat, für seine Bastelarbeiten… Wie häufig nutzt Ihr Euren Plotter? lg, Gabi

      1. Also das Ausschneiden wäre tatsächlich ganz schnell mit dem Plotter erledigt. Das Aufbügeln auch – zumindest je nachdem wie farbig du es haben willst. Wenn es nur einfarbig sein soll, dann brauchst du auch nur eine Folie und die wird in einem Rutsch aufgebügelt. Also wirklich schnell.
        Ganz am Anfang haben wir den Plotter auch mal beim Papierschneiden ausprobiert und er ist wirklich EXTREM genau und schneidet die feinsten Feinheiten.
        Bei uns ist hauptsächlich Moritz der Plottermaster, da ich mich selbst damit noch nicht so eingearbeitet habe. Daher nutzen wir den Plotter NOCH nicht sooo oft. Aber das kommt. Am Wochenende habe ich meinen ersten Plot selbst gemacht (ist ja jetzt auch kein Hexenwerk, aber das Programm muss man halt auch erst mal verstehen) und sobald ich selbst fit genug bin, werde ich das tolle Teil sicher öfter benutzen. Ich vergesse nur manchmal was es für supertolle Möglichkeiten damit gibt.
        Also ich kann ihn auf jeden Fall empfehlen…auch, wenn es jetzt nicht gerade ein Schnäppchen ist…aber welches Hobby ist das schon!?

        1. Hallo Charlie, und danke für Deine ausführliche Antwort! Noch mal zur Sicherheit: Mit entgräten, einzelne Teile rausfitzeln, am Stoff platzieren und aufbügeln: Wie lang würde das für das Horcrux-Motiv deiner Meinung nach insgesamt ungefähr dauern? (D.h.: Wie lang dauert „wirklich schnell“?) Ich gehe am kommenden Wochenende Probeplotten bei einer Bekannten. Wahrscheinlich potenziert sich dabei der „willhaben-Faktor“… Jaaa, auch ich kann sehr viel Geld ins Hobby investieren: Geräte, Bücher, Materialien… Aber im Vergleich zu einem Bekannten, der sich einen Porsche als Hobby zugelegt hat und ihn wochenende-lang poliert, sind das ja Peanuts, was ich investiere. lg, Gabi

          1. Hmmm also in Minuten.
            Wahrscheinlich so:
            5 Minuten zum Digitalisieren (das macht ja meistens Moritz, daher ist er da schneller).
            1 Minute zum Ausdrucken
            2 Minuten zum Entgittern
            3 Minuten zum Aufbügeln und Abziehen (in dieser Größe)

            Für ein Motiv, das du schon mal digitalisiert hast also insgesamt etwas mehr als 5 Minuten.
            Verschmerzbar, oder?

            Der Nachteil ist halt, dass man nicht überall draufbügeln kann. Bestimmte Materialien schmelzen (Filz, Fleece etc.) und auf anderen enteht ein blöder Glanz. Solange du aber mit ganz normalen Baumwollstoffen / Jerseys arbeitest sollte das aber kein Problem sein.

            Inzwischen hast du ja wahrscheinlich auch schon selbst mal Probegeplottet?!

            Liebe Grüße

            Charlie

          2. Ok, danke für Deine ausführliche Beschreibung! Ja, ich war gestern bei einer „Plotterparty“ bei Himmelgrau (www.himmelgrau.at) und habe mir das mal angeschaut. Schon beeindruckend, wie schnell und mühelos das geht und was man alles mit dem Ding machen kann… Der Göttergatte guckt ganz interessiert… Sieht ganz so aus als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wir uns auch so ein Gerät zulegen… Wo doch auch wir beide es benutzen könnten (wir nehmen einfach jede „Ausrede“, die uns einfällt, um uns einen Plotter zuzulegen…) lg, Gabi

  2. Hallo Gabi!

    Jetzt bin ich gerade Deinem Link gefolgt und total angefixt. Diese Nerd & Geekparty – einfach genial! Ich hatte gerade viel Spaß mit mir selbst und den vielen bunten Bildern. Hirn tanzt gerade Samba 😉

    Ich muss da unbedingt auch mitmachen, so genial! Und ich weiß auch schon womit.

    lg
    Maria

    1. „Angefixt“? Hihi. Samba tanze ich gerne mit. Ich bin ja schon sehr gespannt auf Deinen Beitrag zur Linkparty! Naaataaaalieee! Da hat sich jemand Neuer für Deine Linkparty gefunden! Super.

  3. Hallo Gabi!

    Das ist ja eine sehr nette Idee. Meine Tochter hat vor langer Zeit einmal eine große Begeisterung für das Bemalen von Shirts gehabt und wirklich tolle Sachen hinbekommen.

    Ich hätte vermutlich nicht die Geduld fürs Ausschneiden, bei mir muss immer alles schnell gehen *lach* bei dem Absatz musste ich ganz laut schmunzeln…

    lg
    Maria

    1. Hallo Maria, ich hab auch noch ein paar mehr sehr aufwändige T-Shirts im Fundus, allerdings nicht mit Schablone sondern per Hinterlegen des Motivs gemalt. (Die zeige ich ein anderes Mal!) Ich bin ja immer die Geduld in Person *hüstel*… naja, nicht wirklich. Aber wie gesagt – so hin und wieder, zum Runterkommen fein. Wie geht’s Dir eigentlich beim Stricken größerer Teile? Das geht ja auch nicht ganz so schnell. Und – wie Ines in ihrem Kommentar schreibt – bei ihr hilft Stricken zum Entschleunigen. Ist das bei Dir auch so? lg, Gabi

  4. Danke fürs Zeigen. Die Idee mit dem dickeren Papier ist gut. In letzter Zeit habe ich Stoffmalereien auch schon mit „Freezer-Papier“ gesehen: das lässt sich aufbügeln und wieder abziehen. Ich habe zwar eine Rolle davon, habe aber bisher immer das „meditative“ Ausschneiden mit dem Cutter gescheut. Danke fürs Zeigen der Stege – planst du im Vorraus, wo du Stege stehen lässt? Oder spontan während des Schneidens?
    Gechmunzelt habe ich über dein „Lebenstempo“. Bei mir heißt es auch immer: Renn uns nicht um!
    (Ich sollte wieder mehr stricken – das hilft bei mir…)
    Liebe verschneite Grüße
    Ines

    1. Hallo Ines, von dem Freezer-Papier habe ich auch schon gehört, aber bisher noch keinen Anlass gesehen, welches zu kaufen. Vielleicht ändert sich das jetzt. Ich zeichne die Stege VOR dem Ausschneiden mit weißem Tipp-Ex an, weil ich das im Eifer des Gefechts schon manchmal übersehen habe. Und nachträglich dünne Stegchen flicken ist doof. Und: Jaaa! Stricken hilft! Bei mir auch. lg, Gabi

  5. Totaaal guuuut! Ich freu mich gerade total, das mein Bild dich zu einem so coolen Shirt inspiriert hat! Das Motiv ist echt super für ein Shirt 😀
    Und sehr schön, dass du damit auch bei der Linkparty dabei bist. Ich freu mich 🙂
    Liebe Grüße,
    Natalie

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