Stoffspielereien im März: Sashiko

Heute sind die Stoffspielereien zu Gast bei Ute vom Blog 123-nadelei, die diese japanische Stickerei-Technik als Thema vorgeschlagen hat. Ich habe mir dieses Mal original japanisches Stickgarn und Nadeln zum Probieren besorgt.

Zwei Mal habe ich hier am Blog schon etwas mit Sashiko Verziertes gezeigt: Eine Bluse aus gefärbten, alten Stoffwindel im Januar 2019, und ein Nadelbriefchen im April 2019. Die Bluse hatte ich mit weißem Häkelgarn bestickt, und das Nadelbriefchen mit rotem und hellblauem Stickgarn (Baumwoll-Mouliné).

Für die heutige Stoffspielerei ging es mir aber vor allem darum, einmal die „richtige“ Sashiko-Technik mit „richtigem“ Sashiko-Garn und „richtigen“ Sashiko-Nadeln, also den original japanischen Dingen, zu üben. Deshalb habe ich eine Bestellung in der Schweiz aufgegeben, und meine Freundin Heike von 3hefecit.eu hat sich an der Bestellung beteiligt.

Die Lieferung an Garnen und Nadeln für mich und Heike. Das Buch im Hintergrund ist wieder ein neues Projekt…

Das Sashiko-Garn ist besonders glatt (nicht sehr verzwirnt) und gleitet aus diesem Grund wirklich sehr leicht durch den Stoff.

Häkelgarn (unten)ist viel stärker verzwirnt als das japanische Sashiko-Garn (oben).

Jetzt ist mir auch erst klar geworden, wie wichtig die richtigen Nadeln sind: Die Sashiko Nadel ist ca. 5 cm lang, dick und stark. Dass ist auch gut so, denn eine normale Nadel würde sich wahrscheinlich verbiegen. Bei der „richtigen“ Sashiko-Technik wird nämlich nicht die Nadel durch den Stoff gestochen, sondern der Stoff über die Nadel geschoben, wie man es in diesem Video sehr schön sieht.

Die Nadel hält man dabei zwischen Daumen und Mittelfinger. Und die Basis des Mittelfingers, die dem Nadelende Widerstand bietet, schützt man am besten mit einem passenden Lederfingerhut. (Den ich gleich mitbestellt habe.)

Diese Nadelhaltung finde ich derzeit noch extrem unbequem. Meine Hand verkrampft sich regelmäßig dabei. Allerdings fand ich nach ein, zwei Reihen, dass man tatsächlich viel viel schneller vorankommt, wenn man den Stoff in größeren und kleineren Falten über die Nadel schiebt, bis die Nadel voll ist, und dann den Stoff über die Nadel nach hinten ziehen.

Wenn man dann den Stoff etwas dehnt, damit er sich nicht krinkelt, poppen die (möglichst gleichmäßigen) Stiche ein bisschen „wie kleine Reiskörner“ heraus. Diese Beschreibung habe ich in einem weiteren YouTube-Video aufgeschnappt. Ich finde, sie beschreibt den Effekt sehr schön.

Das Sashiko-Garn zu einem Zopf geflochten, wie ich es früher auch bei Perlgarn-Strängen gemacht habe.

An der Frage, ob man auf der Rückseite der Stickerei einen Knoten ins Garn machen soll, scheiden sich die Geister. Die andere Variante für die Fadenenden ist, über ein paar Stiche den alten Faden und den neuen Faden parallel durch die gleichen Löcher zu führen. Ich habe diesmal diese zweite Variante versucht, und das hat eigentlich ganz gut funktioniert. Die Fadenenden lässt man bis zum Schluss der Stickerei an der Oberseite der Arbeit hängen.

Aus dem Buch „Sashiko, japanisch sticken“ von Agnès Delagne-Calvet (Haupt-Verlag) habe ich das Projekt eines Tischläufers ausgewählt. Den will ich schon gaaaanz lang machen, und die vielen kleinen Quadrate mit unterschiedlichen Mustern – mal gerade, mal gerundet –  geben viel Gelegenheit zum Üben der Technik. Der Stoff ist ein dunkelblaues Leinen, das ich einmal bei der Auflösung der Bestände eines Handarbeitsgeschäftes ergattert habe.

Fertig mit dem Tischläufer-Projekt bin ich noch lange nicht, aber ein Anfang ist getan, und dieses Sticken macht mir Freude.

Spät aber doch melde ich mich – heute ausnahmsweise aus Wien, wo ich dieses Wochenende eine Versanstaltung moderiert habe – zu den heutigen Stoffspielereien! Ute von 123-Nadelei ist Gastgeberin und sammelt die Beiträge, in ihrem eigenen, sehr ausführlichen und inspirierenden Beitrag mit ihren vielen, ganz tollen (auch bunten) Sashiko-Werken! Vielen Dank für dieses schöne Thema, liebe Ute!

Edit: Im Weihnachtsurlaub 2023/2024 ist die Tischdecke fertig geworden:

Die Stoffspielereien

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Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Die Stoffspielerei-Termine 2023

Der Beitrag passt im Übrigen auch zum Jahresbingo bei Antetanni: „Eine neue Technik für mich“

18 Kommentare zu „Stoffspielereien im März: Sashiko“

  1. Sehr spannend, was du zum originalen Sashikogarn und -nadeln schreibst. Man sieht sie immer auf Handarbeitsmessen und ich denke mir, wozu brauche ich noch mehr Extras? Sticknadel und weißes Stickgarn tun es doch auch? Ich werde es mal ausprobieren, Sashiko finde ich schon so lange sehr schön. Diesmal hat meine Zeit nicht für eigene Arbeiten gereicht. Dein Tischläufer wird jedenfalls sehr schön! LG Gabi

    1. Ich verstehe deine Bedenken gut: Wozu brauche ich noch mehr Extras? Ich denke zwar, dass man anstelle des originalen Garns gut auch Perlgarn, Mouliné-Stickgarn oder auch Häkelgarn verwenden kann – je nach Material des Stoffes. Aber die extra langen, extra starken und un-biegsamen Nadeln machen aus meiner Sicht für diese Technik tatsächlich Sinn. Liebe Grüße, Gabi

  2. Ich bin nicht so der Tischläufer-Fan, aber in diesen könnte ich mich verlieben. Der wird sehr fein. Viel Durchhaltevermögen und Erfolg.
    Deine Bluse von damals ist auch sehr schön.

    Herzliche Grüße aus der Ferne,
    Clara

    1. Oh, bei uns liegt eigentlich immer ein Läufer auf dem langen Tisch. Im Unterschied zu den anderen, die eher dünne Patchwork-Decken sind, wird dieser hier grafisch-schlicht. Leider hält die Durchzeichnung mit Schnittmuster-Papier nicht gut auf dem glatten Leinenstoff, sodass ich die meisten Muster noch einmal nachzeichnen muss. Zu deinem klaren, grafischen Stil passen diese Muster natürlich auch hervorragend! Liebe Grüße, Gabi

  3. Der Tischläufer wird bestimmt ein Glanzstück, ähnliches habe ich auf japanischen Seiten auch als Wanddeko gesehen. Nimm Dir Zeit dafür, es soll ja meditatif sein! Die besonderen Einkäufe für diese Stoffspielerei sind ein Luxus par éxcellence, die Stärke Deiner Sashikonadeln möchte ich auch gerne erfahren – meine fand ich viel zu dick und zu grob.
    Danke für den schönen Appetitmacher, liebe Grüße von Tyche

    1. Liebe Tyche, ich MUSS mir Zeit dafür nehmen – schnell geht da gar nichts. Das würde nur unordentlich. Mein Nadelpaket war das in hellerem Papier, mit vier Nadeln, davon aber leider nur eine lang genug für die „richtige“ Technik. Diese habe ich verwendet, sie ist 0,8 mm dick. (Das zweite Nadelpaket, mit drei längeren Nadeln in dunklem Papier, hat meine Freundin Heike mitbestellt. Ich muss sie noch nach ihren Erfahrungen mit den längeren, dickeren Nadeln fragen.) Ich finde dein Buchhüllen-Projekt sehr fein, so schön reduziert. Liebe Grüße, Gabi

    1. Danke liebe Beate. Bis der Läufer fertig ist, wird es noch eine Weile dauern. Die vorgezeichneten Muster halten nicht so toll auf dem glatten Leinen. Ich muss noch einmal vorzeichnen. Liebe Grüße, Gabi

  4. Oh, so ein Sashiko Sampler ist so ein tolles Projekt! Spannend finde ich ja die Sashiko-Nadeln – nach dieser Stoffspielerei werde ich noch einmal gezielt nach dünneren Exemplaren suchen. Sagst Du mir wie dick die „Long Type Sashiko Needle“ sind, die Du auf dem einen Foto zeigst? Die Nadeln in der hellgrauen Verpackung habe ich wohl auch, bei denen ist bei mir 0,99 und 0,84mm als Durchmesser angegeben. Liebe Grüße Kerstin

    1. Die „long type“ hat meine Freundin Heike mitbestellt. Ich muss sie fragen, wie dick diese Nadeln sind. Ich hatte das andere Paket mit kürzeren Nadeln bestellt. Die von mir verwendete, längste Nadel aus dem hellen Paket ist 0,8 mm dick. (Habe ich mithilfe eines Messgerätes meines Mannes gemessen.) Ich mag das schneeflockenartige Muster, das du ausprobiert hast! Liebe Grüße, Gabi

    1. Ja, eine Form des Stickens oder Absteppens. Eigentlich ganz einfach, weil ja nur Vorstich verwendet wird, aber ich finde es sehr dekorativ. Schaut auch in unterschiedlichen Farben schön aus. Liebe Grüße, Gabi

  5. Nun sehe ich bei dir den „richtigen“ Gebrauch des Fingerhutes … und bin froh zu lesen, dass sich auch bei dir die Finger noch weigern, diese Nadelhaltung zu akzeptieren. Ich habe wohl schon zu lange gequiltet und tue mir schwer mit der Umstellung. Dein Tischläufer wird bestimmt toll. Ich habe vor einiger Zeit einen solchen von einer lieben Freundin geschenkt bekommen, nie ausgelegt und erst neulich zu einer japanischen Reistasche umgenäht, die ich jeden Tag in die Hand nehme. Ich hätte ein Foto anfügen können, wären aber „fremde Federn“ gewesen. LG Elvira

    1. Liebe Elvira, ich ertappe mich beim Sticken auch die ganze Zeit dabei, dass ich in meine gewohnte Nadelhaltung zurückwechseln möchte. Zwinge mich aber ganz bewusst dazu, bei diesem Projekt die neue Nadelhaltung zu üben. Es kommt mir ein bisschen vor, wie wenn ich plötzlich auf eine andere Art stricken sollte. (Da gibt’s ja diese „Wurftechnik“, bei der der Faden mit der rechten Rand über die Nadel geworfen wird… Kann ich nicht. Mag ich nicht.) Ich bin gespannt, ob ich mich am Ende dieses Projektes an die Nadelhaltung gewöhnt haben werde.
      Die „fremden Federn“ deiner Freundin hätten mich persönlich in deinem Beitrag nicht gestört. Aber deine eher freie Herangehensweise, mit geschwungenen Linien und farbigen Garnen, gefällt mir sehr. Liebe Grüße, Gabi

  6. Deine gründliche Vorbereitung erleichtert die Sashiko-Nadelei. Ein schönes Projekt hast Du gestartet und offensichtlich hast Du Spaß an Deinem Tischläufer-Sashiko-Sampler-Projekt.
    Gut sichtbar ist Dein Fotovergleich zum Garn.
    Weiterhin eine relaxte Zeit – auch unterwegs – mit Deinem neuen Projekt.

    LG Ute

    1. Dankeschön! Weil ich vorletztes Wochenende (am Stoffspielerei-Wochenende) bis inklusive Montag unterwegs war, und dann wieder viel zu tun, komme ich erst heute zum ausgiebigen Lesen und Kommentieren. Ich bin total begeistert von der Vielfalt deiner Projekte und deiner Meisterschaft in dieser Technik – die halt auch zum Teil vom vielen Üben kommt. Liebe Grüße, Gabi

  7. Der Läufer ist tatsächlich eines der ansprechendsten Modelle im Buch. Ganz so ambitioniert war ich nicht, mehr als 2 Musterfleckerln sind es nicht geworden. Danke für den Anstups und fürs mitbestellen, ich hätte sonst vermutlich gekniffen. Was schade gewesen wäre, denn ich mag diese Art von Stickerei. Und auf den fertigen Tischläufer bin ich dann sehr gespannt. Der Anfang sieht schon mal sehr vielversprechend aus.
    LG heike

    1. Liebe Heike, ich habe ja im Endeffekt auch nur erst ein „Musterfleckerl“ fertig bekommen. Erschwerend kam hinzu, dass ich nicht – wie sonst üblich – erst am Samstag vor dem Stoffspielerei-Sonntag mit dem Projekt beginnen konnte, weil ich ja an dem Wochenende beruflich unterwegs war. Aber meine größeres Projekt Tischdecke motiviert mich halt dazu, weiter zu üben. Und die unterschiedlichen Muster geben gerade und geschwungene Linien vor. Da ist sozusagen alles dabei. Und Übung mach die Meisterin. 🙂 Liebe Grüße, Gabi

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