Meister Lenz: Ein Herrenhemd

Der Liebste bekommt auch mal was!

Seit fast zwei Jahren (*hüstel, schäm*) verspreche ich dem Göttergatten, ein Hemd für ihn zu nähen. Ich weiß auch nicht, warum das so lang gedauert hat, denn Blusen für mich sind in der Zwischenzeit mehrere entstanden. Und ein Hemd ist dann auch nicht viel mehr Arbeit.

Vor ein paar Wochen war es dann so weit, dass ich mir endlich einen Ruck gegeben und ein schon ewig ausgedrucktes Schnittmuster wieder rausgekramt habe. Um meine mentale Hürde möglichst niedrig zu halten, habe ich mir ein Probehemd aus einem alten, karierten Bettbezug vorgenommen und mir mantramäßig vorgebetet: Es ist nur ein Probehemd. Ich gehe nicht davon aus, dass es beim ersten Mal passen wird. Es ist nur ein Probehemd. Es wird nicht beim ersten Mal passen…

Echt keine Ahnung, warum ich mich da so angestellt habe. Oder vielleicht doch, denn…

Nicht jeder Schnitt ist gut

Leider ist das erste Hemd nach dem Schnittmuster von dots design tatsächlich gründlich in die Hose (oder ins Hemd?) gegangen. Das nach dem Abmessungen meines Mannes genähte Hemd in Größe XXL war viel zu eng um die Brust. Die einzelnen Schritte – vor allem, was die vordere Knopfreihe, aber auch die Manschette der langärmeligen Version angeht – waren weder anhand der Beschreibung noch anhand der Fotos für mich nachvollziehbar  – keine Chance. (Ich hatte die Anleitung für einen Nähnachmittag bei einer Freundin schwarz-weiß ausgedruckt, vielleicht war das der Fehler.) Auf den Bildern erkennt man z.B. nicht, welche die rechte und welche die linke Stoffseite ist, oder wo genau die Naht verlaufen soll.

Das Schnittmuster von dots design gab es damals (vor einigen Jahren) gratis zum Download, inzwischen kostet es 10,- Euro. Ich hoffe die Schnitthersteller haben die Anleitung in der Zwischenzeit nachgebessert. Ansonsten rate ich Euch von diesem Schnittmuster und von dieser Anleitung (ich glaube, erstmals in der Geschichte dieses Blogs) definiv ab! Obwohl laut Webseite viele Kundinnen von dem Schnittmuster begeistert sind. Ich weiß nicht.

Das erste Hemd wanderte direkt in die Tonne. Ich habe gar kein Foto davon gemacht.

Dieser Näh-Nachmittag war trotzdem nicht vergeudet, denn ich habe dabei gelernt, warum ich englische Anleitungen mit vielen schematischen Skizzen so schätze, und dass ich gerne Geld für ein gut gemachtes Schnittmuster ausgebe. Wie für das nächste, mit dem das Nähen dann geklappt hat.

Mit Meister Lenz klappt’s!

Ich habe mich an Ines’ Rat gehalten und für ein zweites Probehemd den Schnitt „Meister Lenz“ gekauft. Ines hat dieses Hemd hier einmal für ihren schmalen Sohn genäht. Ich war mir nicht sicher, ob das Schnittmuster auch für meinen doch etwas stärkeren Mann geeignet ist, denn die Abmessung hat ergeben, dass er 10 cm mehr Brustumfang hat als für die größte Größe XL angegeben! Dafür eine um 10 cm kürzere Armlänge. Hm.

Zum Glück beinhaltet „Meister Lenz“ gleich am Anfang eine anschauliche Anleitung, wie man den Schnitt an kleine und große, dicke und dünne Männer anpassen kann, und das habe ich auch gemacht. Das heißt: Im Schnittmuster für Vorder- und Rückenteil (die ja je doppelt bzw. im Bruch zugeschnitten werden) sowie auch in der Passe je 2,5 cm zugegeben: 2,5 cm x 4 Teile = 10 cm insgesamt.

Vorderteil um 2,5 cm verbreitert – aber in der Schulter wäre es nicht nötig gewesen.

Um Brust und Bauch ist das gut geworden und sitzt schön locker – aber in der Schulter hätte es die Mehrweite nicht gebraucht. Da sitzt der Schulterpunkt jetzt etwas tief. Auf den Bildern fällt es nicht so auf, aber wenn er das Hemd an hat, sehe ich das genau und stört es mich.

Die Passe ist hübsch, nur die Schulternaht ist etwas zu tief.

Das Material kommt wieder einmal aus dem Fundus der Schneiderei Eder, ein Baumwoll-und-Polydings-Gemisch (wie ich per Brennprobe herausgefunden habe). Ziemlich fein und auch leicht durchscheinend, wirkt aber robust. Der Göttergatte meinte, zu tragen wäre der Stoff nicht so angenehm: Er kratzt ein bisschen.

Zum Glück ist es das zweite Probe-Hemd!

Die 12 kleinen Knöpfe für Knopfleiste und Ärmel stammen aus dem Grazer Kurzwarenladen meines Vertrauens.

Kragen und Knopfleiste

Das Nähen ging beim „Meister Lenz“ total problemlos! Schritt für Schritt gut erklärt und gut fotografiert, habe ich mich vorangearbeitet. Der Kragen, die Manschetten – alles gut.

Der Ärmel mit der Manschette ist sehr genau erklärt und wirkt sehr professionell.

Zum Glück aber habe ich auch dieses Teil immer nur als Probestück betrachtet, denn die um 10 cm gekürzten Ärmel sind dem Göttergatten nun doch etwas zu kurz, und was er um die Brust an Umfang mehr braucht, werde ich das nächste Mal in der Passe wieder rausnehmen. Der Schulterpunkt (an der Naht zwischen Schulter und Ärmel) sitzt einfach 2,5 cm zu weit unten.

Aber dafür ist ein Probestück ja da. Vor allem wenn man doch einige Änderungen vornimmt, so wie ich hier.

Der Gatte und der Pan

Im Großen und Ganzen ist das Probehemd aber gut gelungen. Der Göttergatte ist sehr stolz, hat es auch gleich nach dem Wochenende ins Büro angezogen. Und keiner hat geglaubt, dass das ein selbst genähtes Hemd ist.

Das ist doch das schönste Kompliment, das man als Hobbschneiderin bekommen kann, oder?

Der Göttergatte im ersten „Meister Lenz“

Sagt mal: Gibt’s eigentlich noch Linkparties, wo man Männersachen verlinken kann?

Das ist drin

  • Schnitt/ Anleitung: Meister Lenz von Lotte & Ludwig, um € 7,- selbst gekauft.
  • Änderungen: Brust 10 cm weiter gemacht (ok), Ärmel 10 cm gekürzt (zu viel)
  • Material: Baumwoll-Polyester-Gemisch, aus der Auflösung einer Schneiderei stammend. Der Stoff lag 90 cm breit, ich habe 200 cm verbraucht. Eine dunkle, feine Vlieseline (ich habe die Nummer leider nicht notiert) zur Verstärkung von Kragen, Manschetten und Knopfleiste. 12 kleine Knöpfe.
  • Werkzeug: Nähmaschine und Overlock
  • Arbeitszeit: Mit Abmessen und Anpassungen rund 12 Stunden.
  • Fazit: Der Schnitt funktioniert, die Anleitung ist gut. Nach diesem Schnitt werden noch einige Sommerhemden entstehen, vielleicht auch mal mit ausgefallenerem Muster.

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Für Söhne und Kerle
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14 Kommentare zu „Meister Lenz: Ein Herrenhemd“

  1. Da mäkelst du aber auf hohem Niveau. Das Hemd sieht wirklich sehr gelungen aus. Aber ich kenne das, wir haben einfach (zu) hohe Ansprüche. Dann drücke ich deinem Mann die Daumen, dass er bald ein weiteres, dann perfektes Hemd bekommt 😉
    Liebe Grüße
    Christiane

    1. Liebe Christiane, das wird er! Ein weiteres Hemd bekommen, nämlich. Sein Geburstag naht schon wieder, und diesmal habe ich keine „Ausreden“, alle Hürden sind schon genommen, ich muss einfach drauflos lesen. lg, Gabi

  2. Liebe Gabi,
    das freut mich sehr, dass der zweite Hemdenschnitt nun getaugt hat. Und die nötigen Anpassungen bekommst Du bei Hemd Nr. 3 dann richtig hin. Der Stoff sieht sehr hübsch aus, bloß schade, dass er kratzt. Hier im Stoffladen gab es neulich Blusen- und Hemdenstoffe, da habe ich auch zugeschlagen. Aber die erste Bluse habe ich wohl ein wenig zu klein genäht…
    Viel Freude beim Hemdennähen!
    Ines

    1. Ja, schade dass der Stoff kratzt. Ich muss mich jetzt auch mal in den alteingesessenen Grazer Stoffgeschäften nach Hemdenstoff umsehen. (In den neueren gibt’s vorwiegend bunten Kinderjersey.) Am besten gleich gemeinsam mit dem Mann, dann kann er sich was Hübsches aussuchen. lg, Gabi

  3. Sehr gut gelungen. Vor allem auch die Ärmelschlitze mit Knopf und die Manschetten mit der abgeschrägten Ecke. das Weitenproblem lässt sicher sicherlich leicht lösen, da es ja im Rücken unterhalb der Passe eine Falte gibt, die man tiefer oder weniger tief machen kann. Viel Erfolg beim nächsten Hemd.
    LG
    Siebensachen

    1. Liebe Siebensachen, du hast völlig Recht: Ich kann die Weite im Rücken über die Quetschfalte regulieren, und vorne vielleicht ein wenig gekräuselt an die Passe drannähen. Beim ersten Hemd hatte ich einfach einen Knopf im Hirn, aber das soll ja mal vorkommen. 😉 lg, Gabi

    1. Ja, den Stoff finde ich auch schön anzusehen, aber er kratzt halt ein bisschen, sagt der Gatte. Was wahrscheinlich im Sommer, wenn man schwitzt, nicht unbedingt besser wird. Beim nächsten Stoffkauf wird mich der Göttergatte begleiten und sich einen feinen Hemdenstoff für ein weiteres Hemd aussuchen. lg, Gabi

  4. Liebe Gabi,
    WOW das Hemd ist ja toll geworden, steht deinem Liebsten ausgezeichnet!! Und es freut mich das dass zweite „Probehemd“ so gut passt und du nicht aufgegeben hast. Schönes Foto und lustig ihn neben dem Pan sitzen zu sehen,ich dachte es sei derTeufel *lach*.
    Hey das klingt nach einem UFO Projekt. Da auch geplante UFOs oder auch Stoff-UFOs also NafO’s mit in die UFO Sammlung dürfen, würde ich mich sehr freuen, wenn du deinen Beitrag dort auch verlinkst. Da können auch Männerprojekte verlinkt werden. Ganz liebe Grüße sende ich dir aus dem sonnigen Heidelberg.
    Annette 🙂

  5. Gut für den Mann, dass du nicht schnell die Nähnadel hin wirfst, sondern hartnäckig dran bleibst. Sieht gut aus, die Nummer 2, gekaufte Hemden sitzen oft viel schlechter, da ist der etwas zu tief sitzende Schulterpunkt das geringste Thema.
    Es gab mal die Linksammlung „HerrMann“, monatlich.
    Herzliche Grüße, Tily

    1. Liebe Tily, HerrMann habe ich nicht mehr gefunden, wollixundstoffix steht nur mehr geladenen Lesern zur Verfügung. Aber „für Söhne und Kerle“ habe ich noch gefunden. Du hast schon Recht, es könnte noch schlechter passen, aber die nächsten Hemden werden dann einfach noch besser. Wie gesagt: Probeteil! lg, Gabi

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