Nach den Stoffspielereien im Jänner zum Thema Perlen sind für mich zwei Punkte offen geblieben. Zum einen hatte ich ein Video begonnen, weil ich finde, dass man damit die Techniken viel anschaulicher zeigen kann. Ich hatte schon gedreht, aber mit dem Schneiden und Nachbearbeiten bin ich nicht rechtzeitig für die Stoffspielereien fertig geworden. Dieses Video habe ich jetzt fertiggestellt.
Zum anderen hat sich herausgestellt, dass es (mindestens) noch eine andere Variante des Perlenstrickens gibt, die ich nicht behandelt hatte, und die möchte ich heute nachreichen.
Spielart 5: Das Muster „quer stricken“
Auch bei dieser Spielart werden die Perlen vorab auf den Faden aufgefädelt. Alle anderen bisher behandelten Varianten wurden glatt rechts gestrickt, diese Spielart wird jedoch kraus rechts gestrickt (also alle Hin- und Rückreihen werden immer rechts gestrickt). Jeweils in den Hinreihen lässt man die Perlen ins Muster einfließen.
Die Perlenöffnung liegt bei dieser Spielart – von der Strickrichtung unten-nach-oben aus betrachtet – also nicht senkrecht und auch nicht schräg, sondern waagerecht im Strickbild. Daher muss ich – wenn ich dasselbe Muster stricken möchte wie im Jänner – die Strickschrift hochkant legen.
Nach dieser Technik gearbeitet hat schon kaze bei ihren Perlen-Stulpen vom März 2015. (Danke, Karen, dass ich Dein Foto verwenden darf!) Außerdem scheint diese Machart sowohl ziemlich alt als auch weit verbreitet zu sein.
Ines Nähzimmerplaudereien entdeckte nach meinem Beitrag im Jänner beim Aufräumen vermutlich 100 Jahre alte Stulpen mit eingestrickten Perlen. Der Rand ist ebenfalls mit zwischengefassten Rocailles gehäkelt. (Ines wohnt im renovierten Bauernhaus ihrer Vorfahren und entdeckt in alten Truhen und Schränken immer wieder textile Schätze. Mich frisst der Neid.)
Ines postete das Foto auf Instagram und gab mir die Erlaubnis, ihr Bild auch hier zu veröffentlichen.
Sie schreibt: „Die Stulpen sind auch einfach da; ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass meine Uroma oder Oma die tatsächlich getragen haben. Für solche städtischen Sachen war vermutlich keine Gelegenheit. Vielleicht eingetauscht? Oder eine Jungmädchenarbeit meiner Oma? Da sie schon 1938 verstorben ist, wird das wohl ein Rätsel bleiben.“
Eine Leserin aus der Südsteiermark (ohne Blog) hat mir ein Foto von wunderhübschen Stulpen mit Rosenmuster geschickt, von denen sie viele strickt. Auch ihr Foto darf ich hier veröffentlichen.
Leider habe ich (noch) nicht nachgefragt, wie sie das wirklich genau macht. Ob sie wohl die Perlen wirklich vorab im Musterverlauf auffädelt? Was macht sie, wenn sie sich beim Auffädeln geirrt hat?
Vorteile dieser Methode (sind aus meiner Sicht gleich wie beim Einstricken glatt rechts):
- Mann kann die ganze Fädelei vorher erledigen und sich dann aufs Stricken konzentrieren.
- Man kann relativ kleine Perlen verwenden, weil der Arbeitsfaden nur ein Mal durch das Loch durch muss
Nachteile dieser Methode (sind aus meiner Sicht gleich wie beim Einstricken glatt rechts):
- Das Muster erscheint nur auf der Vorderseite, und nicht auf der Rückseite der Strickarbeit. Beim Stricken in der Runde (z.B. Stulpen) ist das aber egal.
- Man muss die Perlen immer auf dem Faden nachschieben. Wenn der Lochdurchmesser klein ist und die Perlen nicht gut rutschen, kann das mühsam werden. Oder bei sehr feiner Wolle den Faden unter Umständen sogar durchscheuern. (Auch dann lieber weniger Perlen auf mehrere Partien fädeln.) Dieses Problem könnte man vielleicht beheben, wenn man die Perlen auf einen dünnen Beilauffaden fädelt.
- Wenn das Muster mehrfarbig kompliziert ist, muss man beim vorab-Auffädeln besonders sorgfältig sein.
Das kraus rechts Stricken eignet sich aus meiner Sicht gut für Stulpen. Eine Bordüre an einer Jacke (Saum oder Ärmel) müsste quer gestrickt und danach angenäht werden.
Das Video
Im Video zeige ich die fünf Spielarten des Perlen-Strickens. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich im Jänner mit der Veröffentlichung gezögert habe: Professionelle Videos sind wesentlich schärfer. (Und Ihr wisst ja, wie selbstkritisch ich bin.) Aber solange ich keine professionelle Kamera habe, die von selbst die Schärfe nachregelt, wird die Bildqualität jetzt nicht besser, und ich war beim Wieder-Anschauen und Bearbeiten nach so langer Zeit doch ganz zufrieden mit meinen Erklärungen. Man kann hoffentlich das Wichtigste erkennen, und damit gebe ich das Video jetzt frei. Viel Vergnügen!
[youtube https://youtu.be/CaPfnnJlC-4&rel=0]
Ich bin ja seeeehr gespannt auf Kommentare! Falls jemand die Geduld aufbringt, das 20-Minuten-Monster-Teil bis zum Ende fertig zu schauen. Was glaubt Ihr: Sollte ich es lieber in mehrere kürzere Videos aufteilen?
Die offiziellen Stoffspielereien machen Sommerpause. Das hält mich aber nicht davon ab, im Juli und August zwei Themen der letzten Zeit wieder aufzugreifen, die mich weiter beschäftigt haben.
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findet Ihr bei „Siebensachen zum Selbermachen“. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.
Der nächste Treffpunkt – nach der Sommerpause – ist am 25. September 2016 zum Thema „Von Gold bis Blech – Metallstickerei“ bei Suschna.
Liebe Gabi,
heute Abend konnte ich endlich Dein Video anschauen (großer Sohn ging aus, Mama bleibt wach und hat deshalb ausreichend WLAN – Video geht grad kopfhaltungsbedingt nur am Smartphone): Danke!
Deine Erläuterungen haben mir manches deutlich gemacht und wenn ich denn wieder stricken kann, muss ich unbedingt Perlen mitreinstricken. Und wenn ich die Stulpen nachstricke! Und bei KAZE muss ich jetzt auch noch stöbern gehen.
Herrlich Deine österreichische Stimme – das klingt so richtig heimelig. Jetzt bin ich ja gespannt auf Dein zweites Nachspiel.
Ganz liebe Grüße
Ines
Noch ein Nachtrag: bei uns in der Gegend sagt man nicht Stulpen sonder „Gäderstutza“ , also Geäderstulpen , d.h. Stulpen, die das Geäder (sprich das Handgelenk) warm halten. Mein Vater hat früher immer gesagt, dass er „Gäderstutza“ braucht, die wurden dann aber für ihn aus Sockenwollenresten einfach ca. 10 cm im Bündchenmuster gestrickt und wurden bei der Arbeit draußen im Winter getragen.
Gute Nacht,
Ines
Liebe Ines, Danke für Dein Kommentar! Das erste zu dieser Nachspielerei. Ich befürchte ja, dass es hier nicht nur so still ist weil alle auf Urlaub sind, sondern weil die Qualität des Videos nicht zu Begeisterungsstürmen anregt… Ich glaube, ich muss mal bei ein paar Personen persönlich nachfragen und um ehrliche Meinungen zum Video bitten. Ich freu mich, wenn Du was strickst! (Weiterhin gute Besserung!) Das mit einem dünnen Beilauffaden habe ich noch nicht ausprobiert, aber ich glaube, das mache ich wirklich bei einem weiteren Jackenprojekt. Und meine Stimme: Stimmt! 🙂 Wir haben uns ja wirklich noch nie gehört. Da merkt man jedenfalls gleich, wo ich herkomme… Zum Glück gibt’s Elizza von Nadelspiel, eine Größe bei Strickvideos, die mit ihrem Wienerisch bereits einen Maßstab gesetzt hat. Liebe Grüße, Gabi
Sachen gibts. Ich bin jedes mal wieder erstaunt, welche Techniken es noch gibt, auf die ich nie gekommen wäre und die ich auch noch nie gesehen habe, und freue mich über die Vielfalt der Hobbies, auch wenn erst mal normal stricken lernen muss.
Weißt eh: Müssen oder nicht müssen. Ich kenne viele Frauen, die unheimlich gern nähen, aber einen Horror vor Stricknadeln haben. Oder gerne häkeln aber nicht stricken. Oder umgekehrt. Manchmal denke ich mir, es wäre leichter, wenn ich nicht so viele verschiedene Sachen so gerne machen würde. Aber vielleicht würde mir dann auch fad. Nur Nähen. Nur Stricken. Du stickst dafür so tolle Sachen! Wenn Du stricken lernen magst: Ich kenne mindestens eine sehr nette Strickrunde, für nette Strickabende und Unterstützung! Liebe Grüße, Gabi