Endlich! Zwei neue Kleidungsstücken haben zuerst lang auf ihre Vollendung gewartet, und dann lang darauf, am Blog vorgeführt zu werden. Aber heute ist MeMadeMittwoch; es gibt keine bessere Gelegenheit, sie zu zeigen.
Ich habe nämlich schon zwei MeMadeMittwoche versäumt (zuerst den im Februar, und dann den im März), denn es fehlten Fotos der fertigen Sachen an der Frau, also an mir. Erst beim letzten Nähtreffen bei Heike gab es eine Gelegenheit, einen Ort (die Wand, vor der Heike selbst häufig posiert), ein kleines sonniges Wetterfenster UND einen Ehemann, der die Handykamera bediente.
Bluse „Cheyenne“ von Hey June
Beim Schneiderei-Markt im März 2022 (also vor etwas über einem Jahr), hat mich von einem der Stoffregale ein wunderbar warm leuchtendes, braun-oranges Bio-Leinen angestrahlt, in das ich mich umgehend verliebt habe. Vor meinem inneren Auge erschien sofort die Bluse, die daraus werden musste. Noch direkt am Markt habe ich das Schnittmuster online gekauft, um die benötigte Stoffmenge herauszufinden. Und nahm 2 Meter Stoff mit, mit ein bisschen Schlucken, ob des Meterpreises. Aber schließlich war das Biostoff, und die wunderschöne Farbe, und ich würde ja nicht VIELE Blusen, sondern nur diese EINE Bluse aus dieser wunderschönen Qualität nähen.
Das Nähen der Bluse hat dann ein Weilchen gedauert: Im November 2022 habe ich sie zugeschnitten, im Januar 2023 ist sie fertig geworden.
Der Schnitt „Cheyenne“ wurde ja vor einigen Jahren in der Nähszene gefühlt rauf und runter genäht, es gab auch einen dokumentierten Sew-along und alles. Ich springe bekanntlich nur selten bei gerade „angesagten“ Schnittmustern sofort auf. Ich brauche immer ein wenig (oder auch mal ein wenig länger) Zeit. Aber wenn dann ein Bedarf da ist („Ich habe wirklich keine einzige langärmelige Bluse!“) – oder wie in diesem Fall am Schneiderei-Markt instant geweckt wird – kommt es auch bei mir zur Umsetzung.
Was kann ich zum Schnitt sagen? Er ist gut beschrieben, ich hatte beim Nähen keine Probleme, er passt mir (= ich musste nichts ändern). Die Ausarbeitung von Ärmelschlitz und Manschette ist detailliert beschrieben. Ich mag auch, dass mit französischen Nähten gearbeitet wird. Das macht zwar mit dem von mir gewählten, ziemlich dicken und festen Leinenstoff an manchen Stellen ganz schöne Hubbel, bei denen sich die Nähmaschine ein bisschen schwer tut. Aber innen ist es mit französischen Nähten halt sehr schön und sauber verarbeitet.
Die Manschetten sind allerdings im Vergleich zu meinen Armen so schmal, dass mir die Bluse beim Hochrollen an den Ellenbogen stecken bleibt. Notiz an mich selbst: Die Ärmel sind für meine Arme zu schmal zum Hochkrempeln. Ich kann die Lasche am Oberarm also getrost weglassen.
Zur Verstärkung von Kragen und Manschetten habe ich außerdem eine zu feste Bügeleinlage verwendet. Notiz an mich selbst: Nächstes Mal „Gewebeeinlage“ verwenden! Merken!
Ansonsten mag ich die Bluse sehr, und trage sie häufig.
Das ist drin
- Schnitt/ Anleitung: Bluse „Cheyenne“ von Hey June handmade. Ich habe ihn in der deutschen Version über Näh-Connection um € 9,44 selbst gekauft. Näh-Connection hat inzwischen aufgehört, der Blusenschnitt ist aber immer noch auf Englisch bei Hey June erhältlich.
- Änderungen: keine
- Material: 2m rostrotes Leinen um € 62,-. In der Nähanleitung ist bei 150 cm Stoffbreite ein Bedarf von 2 Meter Stoff angegeben. Bei meinem sparsamen Zuschnitt haben mir 150 cm gereicht – also ca. 45,- Euro Stoffkosten. 8 Knöpfe vom Hirt in Graz 1,60 Euro; Nähseide, Vlieseline für Kragen und Manschetten aus dem Fundus. Ein Stück goldig glänzender „Kork“-Patchworkstoff für den Beleg innen, aus meinem Fundus.
- Werkzeug: Nähmaschine
- Arbeitszeit: ca. 7 Stunden
- Fazit: Die Vlieseline (H250), die ich für Kragen und Manschetten genommen habe, ist zu steif. Besser (weil weicher) wäre eine so genannte „Gewebeeinlage“ gewesen, das ist mit Bügelkleber beschichteter Baumwollstoff.
Strickjacke „Poivre et Sel“ von Elise Dupont
Diese Jacke – oder besser gesagt: Die Wolle, aus der sie gestrickt ist – hat eine lange Geschichte bei mir. Zuerst (2016) war die schöne braune Alpakawolle von Ferner eine The Lighthouse Keeper’s Wife. Diese Jacke war mir aber zu locker gestrickt und zu zipfelig. Also habe ich die Jacke aufgetrennt, die Wolle geglättet und erneut zu Knäueln gewickelt.
Seit 2018 hat die Wolle dann darauf gewartet, nach dem Poivre & Sel Muster verstrickt zu werden, das ich bei Frau Feierabendfrickeleien bewundert hatte: Ein raffiniert konstruierter Rollkragenpullover, den ich als Jacke gestrickt habe.
Was ich an diesem Muster mag:
- Man beginnt am hinteren Ausschnitt mit verkürzten Reihen zu stricken, um die Schultern zu formen.
- Durch die Zu- und Abnahmen wandert die Zopfreihe und zaubert eine schmeichelhafte Figur. Zusätzlich finden auch Zu-und Abnahmen im Rücken statt, wodurch eine Art figurbetonende „Abnäher“ entstehen.
- Die Ärmel werden direkt angestrickt und ebenfalls mit verkürzten Reihen gestartet, wodurch eine schöne Armkugel entsteht.
Es sind diese wohl durchdachten Details, die dieses Strickmuster für mich zu einem ganz tollen machen.
Allerdings: So einfach kann ich es mir natürlich nicht machen, und einfach das Muster nachstricken, nein! Ich wollte eine Jacke. Mit Reißverschluss. Aber ich wollte nicht steeken (= das fertige, in Runden gestrickte Stück vorne durchschneiden). Also habe ich quasi das Strickmuster in der vorderen Mitte geteilt und in Hin- und Rückreihen gestrickt, anstatt in der Runde. (Das erforderte ein bisschen Umdenken, weil das Strickmuster eigentlich immer an einer Seitennaht „beginnt“.) In der vorderen, bei mir geteilten Mitte habe ich je zwei zusätzliche „Randmaschen“ (ca. 1 cm) als „Nahtzugabe“ für den Reißverschluss hinzugefügt.
Damit ich den Reißverschluss schön gerade hineinbekomme, habe ich an den vorderen Kanten einen Markierungsfaden in Kontrastfarbe (gelb) eingezogen, mit vielen Klammern fixiert, und dann den Reißverschluss per Hand mit einem Rückstich eingenäht. Ich hatte Angst, dass sich mit der Nähmaschine alles verschieben würde. Mit dem gelben Faden konnte ich auch die Kante ein bisschen einhalten, um die Länge des Reißverschlusses gleichmäßig auf die Länge des sehr dehnbaren Gestricks aufzuteilen. Praktisch!
Den Reißverschluss habe ich schließlich noch mit zwei Stoffstreifen innen versäubert.
Die Jacke ist super, groß genug (!) (ich stricke ja häufig zu klein), kuschelig und warm. Die wird jetzt nicht mehr aufgetrennt. Die bleibt jetzt so.
Das ist drin
- Schnitt/ Anleitung: Poivre & Sel von Elise Dupont, € 6,60 auf Ravelry (selbst gekauft)
- Änderungen: Ich habe nicht in Runden gestrickt, sondern in Hin- und Rückreihen, beginnend in der vorderen Mitte. Mit Reißverschluss zu einer Jacke verwandelt.
- Material: ca. 500g Ferner Alpaka, gekauft in der Maschenwerkstatt in Graz
- Kosten: rund 70,- Euro
- Werkzeug: Stricknadeln Nr. 4,5 (hauptsächlich), dazu 4 und 5 für einzelne Stellen.
- Arbeitszeit: nicht aufgezeichnet. Gestartet im September 2022, beendet im Januar 2023.
- Fazit: Schönes Projekt, macht eine tolle Figur!
Für die Bluse mache ich ein Kreuz bei „Etwas für mich machen“ und für die Jacke bei „Schick mit Strick“ im Jahresbingo. Und heute Abend werde ich beim MeMadeMittwoch gustieren, ob schon jemand frühlingshafte Projekte produziert hat. (Heute Nachmittag muss ich leider verreisen.)
Ich wünsche Euch einen wunderbaren MeMadeMittwoch, und schöne Osterfeiertage!
Zwei wunderbare Kleidungsstücke sind das Gabi. Ich mag die Bluse sehr, die Farbe und wie sauber du das alles genäht hast. Deine Strickkünste bewundere ich ja auch schon immer und die Jacke ist wirklich toll und beide Sachen passen auch noch prima zusammen. VG Ingrid
Lieben Dank!
Ja, das kenn ich, ich verstärke auch gerne Manschetten falsch. Wirklich ärgerlich, wenn man da dann halbe Fesseln an einem so schönen, leichten Hemd hat.
Grüße, Tina
Ja, genau! Es fühlt sich ein bisschen an wie ein großer, breiter Armreifen. Und ich trage selten Armreifen. Aber für die nächste Bluse ist es notiert, und jetzt merke ich es mir endlich! Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal. Liebe Grüße, Gabi
Zwei wunderschöne Teile sind bei dir entstanden. Und ich bewundere ja immer die Strickerinnen. Diese Arbeit sieht so aufwendig aus. LG Miriam
Hallo Miriam, klar sind Strickjacken aufwändig, wenn du meinst: Zeitintensiv. Aber gleichzeitig ist Stricken so ein herrlich entspannender Zeitvertreib. Und gerade bei Strickjacken habe ich es meist nicht eilig damit, sie fertigzustellen. Eher, wenn ein Strickprojekt fertig ist, denke ich: „Und jetzt? Was kommt als Nächstes?“ Liebe Grüße, Gabi
Ja, dem tollen Leinen in dieser wunderbaren Farbe konnte ich auch nicht widerstehen. Im Gegensatz zu deinem harrt meines jedoch noch seiner Verwendung. Was schade ist, wenn ich mir deine gelungene Bluse so ansehe, denn dieser Stoff gehört ausgeführt. Das Entstehen von Bluse und Jacke konnte ich ja hautnah mitverfolgen. Mir gefiel auch die vorherige Version der Wolle, aber es wäre schade gewesen um die Wolle, wenn du nicht glücklich mit der Jacke warst. Insofern gut, dass du immer so umsichtig bist beim stricken und das wieder trennen schon mitdenkst 😉 Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass diese Jacke jetzt bleibt, du siehst so richtig glücklich aus mit deinem Outfit.
LG heike
Ja, das Wieder-Trennen denke ich mit – deshalb scheue ich mich auch vor dem Steeken. 😉 Ich bin mir auch sicher, dass die Jacke so bleibt. Sie hat auch die richtige Länge. Alles gut. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi, da warst du ganz schön beschäftigt. Beides ist dir sehr gut gelungen und steht dir ausgezeichnet.
Frohe Ostern und liebe Grüße aus Kärnten – Karin
Lieben Dank, und frohe Ostern zurück (heute aus dem Salzburger Land)!
Puh, was für ein Ritt!
Die Bluse ist großartig. Ich kenne solche Nickeligkeiten wie bei dir an den Ärmeln gut, Lass dir nicht den Spaß an dem schönen Stück verderben.
Die Jacke bleibt jetzt so. Das kann ich nachvollziehen. Warum wolltest du nicht steeken? Das ist furchbar einfach! Die Jacke paßt zu dir.
Schöner Gruß Mechthild
Liebe Mechthild, das kennen wir ja schon, dass bei mir etliche Strickprojekte etwas länger dauern, oder 2-3 Mal begonnen und wieder aufgetrennt werden müssen, bis ich damit zufrieden bin. Auch eine Form der Nachhaltigkeit: Muss ich nicht so viel Material kaufen und habe trotzdem gut zu tun. 😂 Und Steeken: Also WENN, dann mache ich das höchstens einmal bei einem wirklich aufwändigen Norwegermuster oder so, das wirklich nur in Runden gestrickt werden kann. Es widerstrebt mir zutiefst, die schöne Wolle in lauter kurze Teile zu zerschneiden. Da wäre sie ja nach dem Auftrennen (das ja hoffentlich niemals mehr nötig sein wird bei diesem Stück, aber trotzdem…) kaum mehr zu gebrauchen! Die Möglichkeiten möchte ich mir zumindest offen lassen… Liebe Grüße, Gabi
Beide neuen selbstgemachten Kleidungsstücke gefallen mir wirklich sehr gut. Die Farben und Materialien sind toll! So schlicht, wie ein Herrenhemd, passt die Bluse zu ganz viel. Und in die Jacke könnte ich mich auch sofort reinkuscheln
Ich wünsch Dir und Deiner Familie schon mal schöne Ostern!
Ganz liebe Grüsse
Nina
Dankeschön! Dir auch schöne Ostern! Liebe Grüße, Gabi