Super Mario Cart auf der Switch Konsole spielen ist derzeit eine beliebte Nachmittagsaktivität meiner Kinder mit ihren Freund:innen. Die Tochter hat sich Prinzessin Rosalina aus dem Super Mario Universum für ihr diesjähriges Faschingskostüm ausgesucht.
Die Figur „Rosalina“
Ich hatte ja wieder mal keine Ahnung, habe mich aber aufklären lassen: Rosalina ist eine Sternenprinzessin, sie wacht von ihrer Sternwarte aus über das Weltall und ist die liebevolle Adoptivmutter der Sternenkinder, der Luma. (Mehr kann man hier nachlesen.) Trotz ihres lieblichen Aussehens ist Rosalina ist eine ziemliche Power-Prinzessin, die in verschiedenen Mario Cart Spielen erst freigeschaltet wird, wenn man ein hohes Spielerlevel erreicht hat.
In der Cosplay-Szene ist Rosalina eine beliebte Figur, daher findet man bei der Bildersuche über Dr. Google viele Darstellungen. Ein Kostüm könnte man um teures Geld sicherlich auch kaufen, wir haben uns aber Schritt für Schritt selbst vorangetastet.
Das Kleid
Zunächst habe ich die Tochter vermessen, Skizzen zum Kostüm angefertigt und ein Probeshirt des Lillesol Langarmshirts genäht, um zu bestimmen, welche Größe passt.
Diesen Grundschnitt habe ich dann unter der Brust abgeschnitten und den Ärmel ungefähr ab dem Ellenbogen zu einem leichten Trompetenärmel erweitert. Im Original hat Rosalina ein schulterfreies Kleid. Da uns das aber jetzt im Winter zu kalt war, habe ich den Ausschnitt zu einem U-Boot Ausschnitt umgezeichnet.
Für das Rockteil habe ich vier 90 cm lange Trapeze direkt auf dem Stoff aufgezeichnet, zum Rock geschlossen und ans Oberteil genäht. Dazu kommt ein Unterrock: Einfach ein weißes Rechteck (150×75 cm) zum Schlauch geschlossen und oben einen Gummi eingezogen. Erste Anprobe: Das war ein bisschen zu lang, passte aber grundsätzlich schon mal. (Erleichterung!)
Die Tochter wollte keinen stark glänzenden Stoff (also fiel Faschingsseide als Material aus), und ich wollte einen dehnbaren Stoff vernähen, damit sie das Kostüm noch eine Weile tragen kann. (Nämlich das ganze Jahr über, zum Spielen.) Daher habe ich für das Kleid einen Viskosejersey gewählt, der fein fällt und nur ganz leicht glänzt, für die weißen Details aber eine Viskose Webware, weil ich befürchtete, dass ich einen Jersey nicht so exakt nähen können würde wie benötigt. (Es war eine gute Entscheidung.)
Die weißen Details am Kleid – Kragen, Manschetten und die Bordüre am Saum – waren ein bisschen kniffliger zu entwerfen als das Grundkleid. Direkt am Kind habe ich einen möglichen Verlauf des Kragens mit dem Trickmarker angezeichnet und den vorderen Schwung des Saumes aus dem Kleid ausgeschnitten.
Für den Ausschnitt habe ich zusätzlich einen Beleg gezeichnet und mit dehnbarem Bügelvlies bebügelt. Zwischen Ausschnitt und Beleg habe ich den Kragen zwischengefasst, so wie es von Blusen- oder Hemdkrägen bekannt ist. Der Beleg am Halssausschnitt hat sich bewährt, weil einerseits der Ausschnitt viel besser liegt, und andererseits die Sternenbrosche besser hält, die mittels Broschennadel am vorderen Ausschnitt befestigt wird. Allerdings wurde der ursprünglich dehnbare Ausschnitt durch den nicht-dehnbaren Kragen natürlich zu klein für den Kinderkopf, weshalb ich nachträglich am Rücken einen Schlitz mit Knopf hineingebastelt habe.
Für die flatterigen Manschetten an den Ärmeln habe ich einen Kreisring mit Zirkel und Trickmarker direkt auf den Stoff gezeichnet. (Der innere Durchmesser entspricht dem Ärmelumfang.) Eine Manschette ist ein halber Kreis, das fällt so recht schön.
Die weiße Bordüre am Saum war noch eine Herausforderung: Den Schwung habe ich freihand am Kleid markiert, dann vier weiße Schnitteile ausgeschnitten und je zwei rechts auf rechts zusammengenäht. Über die Befestigung am Kleid habe ich lange gegrübelt, bis der Göttergatte meinte, ich solle den Saum doch einfach durch Kleben fixieren. So ähnlich habe ich das dann gemacht: Die Nahtzugabe umgebügelt, die Teile einfach aufgelegt und von rechts auf den Jersey genäht. Zum Schluss die Spitze oben geschlossen, und es ist ganz schön geworden.
Eigentlich hätten wir einen Reifrock einziehen müssen, damit der Rock sich so schön weitet wie im Original. Die Tochter hat dann aber einen Rüschenrock als Petticoat drunter angezogen, der zumindest ein bisschen Volumen gibt.
Die Accessoires
Brosche, Ohrringe, Zauberstab und Krone sind aus Moosgummi und Glassteinen (Cabochons). Ich habe im Netz auch Anleitungen gefunden, wo mit Modelliermasse oder dickem Schaumstoff für die Acessoires gearbeitet wurde, oder die „Juwelen“ selbst aus gefärbtem Kunstharz gegossen wurden. Das wollte ich mir aber nicht auch noch antun.
(Klick auf ein Foto öffnet die Galerie und vergrößert das Bild.)
Die Vorlagen, die ich für die Accessoires gezeichnet habe, habe ich hier auf einer Seite zusammengefasst (für alle, die nicht so gerne mit Geodreieck und Zirkel zeichnen und tüfteln):
(Wenn dir meine Anleitung gefällt, freue ich mich über eine Einladung auf einen Kaffee/kleine Spende. ⇩ )
Das Sternenkind Luma ist aus einem alten gelben T-Shirt und ein bisschen schwarzem Filz nach Schnitt und Anleitung von clearkid entstanden.
Rosalina ist übrigens sehr gut befreundet mit Hermine Granger (die letztes Jahr die Tina von Bibi und Tina verkörpert hat).
Das Kostüm wurde gerade noch zeitgerecht am Wochenende vor Fasching fertig und konnte (trotz Fieber am Vortag) am Faschingsdienstag ausgeführt werden! Für das nächste Jahr gibt es schon einen neuen Kostümwunsch: Prinzessin Zelda. Ich hoffe, das ändert sich noch, denn das Zelda-Kostüm wäre noch um einige Stufen aufwändiger…
Das ist drin
Schnitt/ Anleitung:
Schnitt für das Kleid selbst entwickelt auf der Grundlage des Lillesol Langarm Shirt Nr. 1 (Schnitt selbst gekauft), Größe 140.
Accessoires selbst entwickelt auf der Grundlage von Bildern aus dem Internet. Vorlage zum Download.
Luma Kissen nach dem kostenlosen Schnitt und Anleitung von clearkid.
Material: 2 Meter aqua Viskosejersey, 1,5 Meter weiße Viskose, gekauft bei Happy Home Graz; ein Rest dehnbares Bügelvlies G 785 zur Verstärkung des Beleges, gekauft bei Hirt Graz; Zubehör für die Accessoires (Moosgummi, Cabochons, Ohrstecker, Broschennadel) gekauft bei Kaspar Harnisch, Graz.
Kosten: € 28,- für die Stoffe + € 10,- für die Bastelmaterialien
Werkzeug: Nähmaschine, Overlock; verschiedene Messer, Lineale, Zirkel, Kleber
Arbeitszeit: rund 16 Stunden
Fazit: Aufwändig, hat sich aber sehr gelohnt: Die Tochter ist begeistert!
So viel liebe steckt in diesem Kostüm, das ist mir bisher ganz entgangen. Super wie du das immer machst und deine Zielstrebigkeit und Kreativität alles so zu schaffen wie gewünscht macht immer das ganz besondere aus an deinen Werken. Liebe Grüße Ingrid
Oh danke! Vielen Dank für die Komplimente! Ich bin mir meist nicht ganz sicher, ob das alles so wird, wie ich mir das anfangs vorstelle, freu mich dann aber umso mehr, wenn die Pläne – wie in diesem Fall – aufgehen! Und die Tochter hat sich auch sehr gefreut. lg, Gabi
Liebe Gabi,
ich kannte diese Figur gar nicht. Bin wohl aus dem Alter raus. Aber die Umsetzung ist Dir wirklich gut gelungen. Jetzt weiß ich, wofür Du die Cabochons gebraucht hast. Und so ein selbstgemachtes Kostüm ist um Welten besser als irgendein gekauftes. So ist die Kleine einzigartig unterwegs.
Die vielen liebevollen Details finde ich sehr ansprechend. Vor allem der Ohrring ist sehr passend.
LG Mareike
Spannend fand ich, dass weniger die Kinder und vielmehr die Erwachsenen das Kostüm sofort erkannten, vor allem die Programmierer in der Firma meines Mannes. Vor allem das Zeichnen der Schmuckstücke habe ich sehr genossen, Geometrisch Zeichen/ Darstellende Geometrie war auch in der Schule mein Lieblingsfach, allerdings nur zwei Jahre lang. Das Projekt hat echt Lust gemacht, mehr in die Richtung zu machen. lg, Gabi
Wunderschön das Kostüm, wirklich ein Traum. Bei uns gab es dieses Jahr einen Wikinger, natürlich auch selbst hergestellt
Oh, wo kann man denn den Wikinger anschauen? lg, Gabi
Was für ein wunderbares Mutter-Tochter-Projekt! Das tolle Kostüm hat sicher beide glücklich gemacht.
LG
Siebensachen
Ja, sehr. Wobei das Kostüm weniger erkannt wurde, als wir dachten, und eher von Erwachsenen als von Kindern. Was sagt uns das? Erwachsene hängen häufiger vor Spielkonsolen? 😉 lg, Gabi
So ein herrliches Kostüm ? und so viele Gedanken, die Du Dir da gemacht hast… Toll!!! Das Tochterkind ist eine sehr glückliche Prinzessin Rosalina ☄
Hab ein feines Wochenende, liebe Grüße, Katrin
Danke Katrin! Die Tochter hat sich wirklich sehr gefreut, und das wird auch noch weitergehen: Bei uns werden die Faschingskostüme normalerweise auch während des Jahres zum Verkleiden ausgiebig weiter genutzt. lg, Gabi