Frühling.Post.Kunst Walzendruck

Morgentau frisch gepeppt

„Walzendruck“ war das Thema der diesjährigen Frühlings-Post-Kunst. Voller Enthusiasmus habe ich mich angemeldet… und wurde von einer Arbeitslawine überrollt. Letzte Woche habe ich die Aufgabe – wenn auch reichlich spät – zu einem Ende gebracht.

Derzeit ist es sehr still bei mir am Blog, das haben die treuen Leserinnen schon bemerkt. „Schuld“ ist die Datenschutz-Grundverordnung, aber aus einem anderen Grund als bei vielen anderen Bloggerinnen: Weil ich nämlich als selbständige IT-Dienstleisterin seit Monaten hauptsächlich kleine Unternehmen zur DSGVO schule und berate. Das Thema Datenschutz hat im April und Mai Arbeitsmengen über mich hereinbrechen lassen, die ich zwar dankbar abgearbeitet habe, die mich aber auch an die Grenzen meiner Belastbarkeit gebracht haben. Es blieb neben Arbeit und Familie einfach keine Zeit und auch keine Muße fürs Hobby, fürs Werkeln und Bloggen. Zum Glück ist die Aufregung abgeebbt, die Sommerferien sind da, ich habe spürbar weniger Aufträge und wieder mehr Zeit für alles andere. Das genieße ich sehr, und meine Kinder genießen das auch. Im Sommer habe ich lange, terminfreie Pausen eingeteilt, zum Durchschnaufen, Kraft Tanken und wieder kreativ Sein.

Die Inspiration und das Tun

Aber zurück zur Postkunst: „Walzendruck“ hatten Michaela Müller und Tabea Heinicker für die Post.Kunst im Frühling 2018 ausgesucht und in ihrem Vorstellungspost zahlreiche Ideen verlinkt. Das Thema hat mich sehr angesprochen, weil ich mir schon vor zwei Jahren das Buch Stempel, Walzen und Schablonen von Traci Bunkers gekauft hatte. Die Autorin zweckentfremdet zahlreiche Alltagsgegenstände zum Drucken, mit überraschenden und fröhlichen Ergebnissen. Die Post.Kunst war also die perfekte Gelegenheit zum Ausprobieren. Äh… oder wäre gewesen, siehe Zeitproblem…

Buch und Materialien, Papier und Farben zum Walzen bereitgelegt

Die vorgegebene Farbe „sanfter Morgentau“ war im Grunde gar nicht meins, die ich ja wenig pastellig sondern vielmehr kräftig im Regenbogen unterwegs bin. Zum ersten Mal war ich in einer boesner-Filiale, fasziniert und erschlagen von der Vielfalt, und habe eine Tube helltürkis mitgenommen. In meinem Fall war klar, dass ich knallig kombinieren werde.

„Sanfter Morgentau“ mit anderen Farbkarten zum Vergleich

Bei unserem Treffen in Fürth meinte Christiane schnitt für schnitt, dass Wollfäden die Farbe besonders gut aufnehmen und auch wieder abgeben würden. Wenn sie mehr Sticken würde, dann würde sie Kreuzstich drucken, und auch Spitzendeckchen könnte man verwenden… Damit stand für mich grundsätzlich fest, dass ich mich auf das Walzen von Textilem konzentrieren wollte. (Danke für die Inspiration, liebe Christiane!)

Ausprobiert habe ich trotzdem mehrere Materialien und Unterlagen:

Die runde Grundlage:

  • Nudelholz (mit Frischhaltefolie drumherum)
  • Klopapierrollen
  • Papprolle von Frischhaltefolie
  • Tapezier-Rolle (weich), darauf eine Klopapierrolle geschoben
  • Korken
  • Fusselrolle mit Doppelklebeband

Das Obendrauf:

  • Wollfäden
  • Spitzendeckerl und Borten
  • Bubble Wrap
  • Schaumstoff-Blümchen aufkleben
  • einen Zapfen
  • Kreuzstich auf Stramin

Die Acrylplatte kam aus dem Bastelvorrat meines Mannes. Die Acrylfarben habe ich schon vor einiger Zeit (wahrscheinlich gemeinsam mit dem Buch) zum Mustern, Stempeln und Schablonieren gekauft. Der sanfte Morgentau kam zunächst als Wandfarbe und dann zusätzlich ebenfalls als Arcrylfarbe zu mir. Die kleine Gummiwalze zum Farbe verteilen hatte ich auch schon länger daheim. Nähmaschinen verräumt, Werkeltisch freigeräumt, und losgewalzt!

(Bitte entschuldigt die grottenschlechte Qualität einiger Bilder! Ich habe ein neues Handy,  das tatsächlich häufig nicht scharf stellt. Das habe ich leider zu spät bemerkt. Sehr ärgerlich.)

Sehr genial finde ich, wie Regnitzflimmern viele Gummiwalzen mit wunderbaren Mustern beschnitzt hat und wie sie die Farbe auf einer zweiten Rolle mitführt, damit der Walzendruck nicht zu schnell blass wird. Das merke ich mir! (Christiane und auch einige andere haben das auch herausgefunden.) Außerdem werden die Abdrucke viel klarer, wenn man die Unterlage weicher macht. Dazu habe ich nach den ersten Versuchen eine dünne weiche Decke unter die Schicht Zeitungspapiere am Tisch gelegt.

Das Moosgummi mit ausgestanzten Blümchen hat geschmiert, außerdem hat sich die Moosgummi-Platte nicht gut um den kleinen Korken gelegt. Aber Blasenfolie und Wollfäden auf der Rolle haben mir gut gefallen. Ich war zu Beginn komplett überfordert von der schieren Zahl der Kombinationsmöglichkeiten aus Farben und Mustern in mehreren Schichten. Deshalb habe ich die Sachen ein paar Tage liegen gelassen und dann noch das mit dem Kreuzstich ausprobiert.

Bei der Kreuzstich-Rolle gab es im ersten Versuch ein Problem mit dem Zusammennähen (die Ränder fransen furchtbar!), im zweiten Versuch mit Überlappung klappte es zumindest mit dem Zusammenhalten. Aber fürs nächste Mal merke ich mir, dass ich eine festere Rolle brauche: Ich habe die Klopapierrolle auf eine Malerrolle gesteckt, aber das war zum Rollen zu weich und zu instabil und wurde daher zu ungenau für meinen Geschmack. Daher sind auch die Abdrucke nicht so exakt und deutlich geworden wie ich das gerne gehabt hätte.

Kreuzstich-Walze als dritte Schicht

Die Post.Kunst ist eine Aktion, dich ich nicht husch-husch hinpfuschen kann und will. Dafür brauche ich Ruhe und Zeit: Das Experimentieren und dabei Lernen macht für mich gerade den Kern der ganzen Sache aus! Danke Euch, Ihr anderen Teilnehmerinnen der Gruppe, dass Ihr nachsichtig mit mir wart und mir zugestanden habt, mir diese Zeit zum Experimentieren zu nehmen, auch wenn ich schon viel zu spät dran war.

Eigentlich wollte ich noch die Umschläge stempeln und kalligraphisch beschreiben, wo ich doch vor Kurzem meinen ersten kalligraphischen Kurs in Wien absolviert habe! Aber die Tinte hat geschmiert, das Papier der Umschläge war zu grob, es hat nicht klappen wollen. Seufz. Gut genug, ab in die Post.

Copperplate mit der Spitzfeder, im Kurs von Claudia Dzengel in der Kunstfabrik Wien.

Die Galerie der Kunstwerke

Danke Euch anderen Frauen in meiner Gruppe für Eure Nachsicht und Geduld mit mir, aber noch viel mehr für die atemberaubenden, wunderbaren, so vielfältigen Drucke, die mich erreicht haben! Die präsentiere ich in der Galerie: Einer schöner als der andere!

 

In der nächsten Zeit werde ich die Postkunst eher bewundernd aus der Ferne mitverfolgen, bis sich hier alles etwas eingerenkt hat. Und den Sommer dazu nutzen, mithilfe des Buches von Michaela Müller, das ich hier als Rezensionsexemplar liegen habe, ein paar Bücher aus den wunderschönen Blättern zu binden.

Mein Sommerprojekt.

Habt es fein, bei uns sind schon Ferien, neun lange Wochen lang.

Mit den Papieren werde ich Bücher und Notizblöcke binden.

 

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14 Kommentare zu „Frühling.Post.Kunst Walzendruck“

  1. Liebe Gabi,
    deinen Beitrag zu lesen macht richtig Spaß! Es ist toll, über einen Kreativprozess zu lesen, der nicht husch husch vonstatten geht, sondern bei dem Muße und Geduld gefragt sind. Bestimmt kannst du mit den gewonnenen Erkenntnissen wirklich etwas anfangen!
    Ich habe mich bisher noch nicht selbst mit dem Thema Walzendruck beschäftigt, aber deine Beschreibung und die Bilder der Werke der übrigen Frauen, die bei der Frühlings-Post-Kunst mitgemacht haben, machen mir richtig Lust auf einen Druckversuch!

    1. Danke, ich freu mich über Dein Kompliment! Bei dieser Frühlingspost waren wieder sooo tolle Drucke dabei – eine Inspirationsquelle ohne Ende. Das ist ja toll, wenn Du dadurch inspiriert bist, es selbst einmal auszuprobieren! Ich kann nur den Tipp geben: Bei größeren Blättern eine zweite Walze mit Farbe mitführen, wie Christiane schnittfürschnitt das in ihrem Beitrag zeigt. Sonst verblasst der Druck relativ schnell. Außer du setzt diesen verblassenden Effekt absichtlich ein, geht natürlich auch. lg, Gabi

  2. Schön, dass du jetzt noch gezeigt hast wie du experimentierst hast. deine Kreuzstichidee finde ich prima, auch wenn du selber jetzt nicht so zufrieden warst. Das geht mir aber auch oft so, dass man nach solch einer Aktion viel schlauer ist und nun genau wüßte, wie das Ganze anpacken. Das macht aber auch den Reiz aus. Kalligrafisch noch zusätzlich zu arbeiten, ist ja wieder ein neues Feld und wenn man unbekannte Papiere und Flüssigkeiten zusammenführt, ist das oft heikel.
    Ich wünsche dir erholsame und schöne Ferien.
    viele Grüße, Karen

    1. Liebe Karen, jetzt hab ich Deinen Kommentar eben erst im Spam-Ordner gesehen – bitte entschuldige die späte Antwort! Du hast natürlich völlig Recht: Die ersten Experimente haben eben erst ein weites Feld weiterer Experimente eröffnet, wo es noch Vieles zu testen und zu probieren gibt. Das macht es gerade so spannend, so sehe ich das auch. Unbekannte Papiere und Flüssigkeiten zusammenbringen: Das war mir vorher ÜBERHAUPT nicht bewusst. Aber die Kursleiterin im Kalligraphie-Kurs hatte uns genau die richtige Tinte und das beste Papier für die schönsten Ergebnisse mit der Spitzfeder empfohlen – damit wurde es toll. Nur auf dem Test-Kuvert für den Versand der Mail-Art kratzte die Feder und verlief die Tinte – nicht schön. Da fehlt mir sowohl Übung als auch Erfahrung. Beim nächsten Mal dann. 😉 lg, Gabi

  3. Vielen Dank, liebe Gabi, dass du dein Versprechen noch eingelöst und uns noch deine bunten Papiere geschenkt hast. Ja, das Walzen hat viele Tücken, ich hatte mir das auch einfacher vorgestellt. Aber freut mich, dass du die Idee mit der Stickerei ausprobiert hast. Wahrscheinlich könnte man auch hier eine Weile experimentieren – dickes oder dünnes Garn, verschiedene Stickarten, Rolle, Farbe. Muss man aber nicht, sonstige Ideen sind ja auch genug da. Einen schönen Sommer! Liebe Grüße Christiane

    1. Liebe Christiane, danke fürs Warten! Ich habe von Deinem Beitrag bereits so viel gelernt, allerdings halt durch meine unheimliche Verzögerung einen gewissen Druck, die Sache rasch über die Bühne zu bringen und nicht mehr so viel Muße zum Ausprobieren, wie ich gerne gehabt hätte. Du hast ja so Recht: Schon allein beim Thema „Drucken mit Stickerei“ gäbe es wieder viel zu experimentieren, es ist einfach spannend. Auch Dir einen wunderbaren Sommer! lg, Gabi

  4. Liebe Gabi, schön das du wieder hier bist und ich hoffe du kannst dich jetzt erholen. Deine Walzenexperimente bewundere ich sehr – die gelben Streifen in Kombi mag ich. Ich wünsche dir viel Freude beim Bücherbinden, sicherlich auch sehr spannend! LG Ingrid

    1. Ja! Das mit dem Erholen klappt jetzt definitiv! Es hätte noch so viel zu Experimentieren gegeben, aber ich war sowieso schon spät dran und musste einfach mal Schluss machen. Jedenfalls ein neues weites Feld, in dem es jede Menge Erfahrung zu sammeln gibt… Aufs Bücherbinden freu ich mich schon sehr. lg, Gabi

    1. Liebe Michela, ich freu mich schon sehr darauf, Dein Buch durchzuarbeiten! Das war schon beim ersten Durchsehen so inspirierend. Wenn der Tag doch nur 48 Stunden hätte! Liebe Grüße, Gabi

  5. Liebe Gabi,
    ich habe Dich ja auf dem Blog auch vermisst! Umso schöner, Dich nun in Wort und Bild wieder zu sehen.
    Wie gut, dass Du etwas experimentieren konntest – und herrlich, Deine Vielfältigkeit beim Werkeln!
    Sei lieb gegrüßt
    Ines

    1. Liebe Ines, ich hab es auch sehr vermisst! Das Schreiben und das Lesen, es ist in letzter Zeit gar nichts gegangen. Der nächste Schritt wird Walzen auf Stoff, ich hab da so eine Idee… lg, Gabi

  6. Was man alles machen könnte! Mit Druck hab ich mich noch gar nie beschäftigt (außer mal in der Schule), interessantes Themengebiet. Sehr schöne Papiere haben dich da erreicht, aber auch deines kann sich sehen lassen!
    Ich wünsch dir einen schönen Sommer (abseits der DSGVO, die m.E. viel zu viel Wirbel gemacht hat), Sigrid

    1. Danke Sigrid, ich bin selber nicht so zufrieden mit meinem Ergebnis, aber das ist mehr der Unterschied zwischen erwartetem Ergebnis und realem… Alles in Richtung Druck interessiert sich sehr, da geht auch ganz vieles auf Stoff! Aber vor Stoff scheue ich mich ein bisschen, Papier ist ein dankbareres Medium für Experimente, viel günstiger. Ich finde auch, dass viel zu viel Wirbel um die DSGVO gemacht wurde, vor allem in Bloggerinnenkreisen. Echt schade, dass so viele die Nerven weggeschmissen und ihre Blogs geschlossen haben, dafür freue ich mich umso mehr über die, die geblieben sind! lg, Gabi

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