Burda Trägerkleid Fischgrät

Schöner Fall

Beim Bloggerinnentreffen in Hamburg hat mir ein Trägerkleid unheimlich gut gefallen. Jetzt habe ich es aus Wollstoff vom Schneider Eder nachgenäht.

Hätte ich den Schnitt original in der Burda gesehen, hätte ich mir das Kleid nie genäht. NIE! Viel zu kurz, viel zu wenig tailliert, und der tiefe V-Ausschnitt dazu: Nö, gar nicht mein Fall. Aber als ich das Kleid in Hamburg an Birgit vom Blog lilaundgelb sah, da hat es mir unheimlich gut gefallen. Hier hat Birgit schon 2013 ihre erste Variante von dem Kleid gezeigt. Ich finde die versenkten Taschen total schön, und den Ausschnitt hatte sie etwas kleiner gemacht.

versenkte Taschen

Den Stoff streichle ich jetzt schon seit einer Weile; er stammt aus der Auflösung der Schneiderei Eder, bei der mir meine Freundin Karo einige sehr hochwertige, tolle Anzugstoffe geschenkt hat. Am Stoff war ein handgeschriebenes Etikett befestigt, darauf stand „100% Schurwolle“ (es stimmt, ich habe es per Brennprobe getestet), ein Fischgrätmuster mit beigen und dunkelroten Fäden, das insgesamt hellbraun wirkt. Zum ziemlich hohen Preis von damals 435,- Schilling (heute umgerechnet ca. 40,- Euro) der Meter. Also muss dieser Stoff schon vor dem Jahr 2001 angeschafft worden sein. Er ist ganz leicht und warm, mit einem tollen Fall. Das Futter changiert zwischen Graphit und Kupfer, auch sehr edel, ebenfalls aus der Schneiderei. Vom Stoff hatte ich mehr als zwei Meter, vom Futter mindestens 5. Beides war also ausreichend vorhanden.

Für meine Variante von dem Kleid habe ich ganz schön viele Anpassungen vorgenommen:

  • Der Schnitt ist eigentlich für Jersey gedacht, daher habe ich in der hinteren Naht einen Reißverschluss (55 cm) eingenäht.
  • Den Ausschnitt habe ich verkleinert zu einem U-Boot. Dabei leider erst zu spät bemerkt, dass der vordere Ausschnitt jetzt etwas absteht. (Stört aber nur marginal)
  • Seitlich und vor allem im Rücken habe ich einiges an Weite weggenommen, um das Kleid etwas figurbetonter hinzubekommen.
  • Das Rockteil habe ich um 10 cm verlängert auf knapp über Knielänge, sonst wäre das Kleid für mein Gefühl viel zu kurz geworden. „Über Knie“ ist schon ziemlich gewagt für mich 😉 aber von den Proportionen absolut stimmig.
  • In der Anleitung wird nur das Oberteil gefüttert; aber wo ich schon mal dabei war, habe ich gleich den Rock auch mit gefüttert.
  • Die Brustabnäher sitzen bei mir recht gut, daran musste ich nichts verändern.

Da sowohl der Wollstoff als auch das Futter extrem fransen, habe ich nach dem Zuschneiden sofort alle Teile rundherum mit der Overlock dreifädig versäubert. Am längsten hat das Heften und Passform Überprüfen und Auftrennen und wieder Heften und Anpassen… gedauert, bei dem der Göttergatte geduldig geholfen hat. Das Nähen ging dann recht schnell.

Zwei Details stören mich dennoch ein bisschen: Der vordere Ausschnitt steht ein wenig zu viel ab; vielleicht muss ich da noch ein bisschen einreihen. Und im Kreuz ist noch ein bisschen zu viel Stoff für meinen Geschmack, aber sonst habe ich die Anpassungen recht gut hinbekommen.

Die durch die lange Lagerung entstandenen Falten waren recht hartnäckig, aber bügeln, bügeln und nochmal bügeln bzw. bedampfen haben geholfen.

Zum Schluss habe ich das Futter entlang des Reißverschlusses mit der Hand angenäht, und auch den Saum habe ich per Hand gesäumt. Das wirkt bei diesem feinen Wollstoff einfach edler.

Ich mag das Kleid überraschend gern! Es ist super bequem, engt mich gar nicht ein (und falls doch einmal, habe ich sogar noch an den Seiten jeweils 3 cm Nahtzugabe, wovon ich zur Not etwas rauslassen könnte. Falls das Bäuchlein größer wird. Und das zarte Rascheln, wenn ich reinschlüpfe, klingt so schön. (Ich besitze – außer einem Blazer – eingentlich keine gefütterte Kleidung.)

Heute ist wieder das monatliche MeMadeMittwoch-Treffen, wo ich mich gerne in die Reihe der stilbewussten Näherinnen einreihe! Und unter den Teilnehmerinnen gustieren gehe, welche schönen Schnitte mir ebenfalls unter die Nähmaschine kommen könnten.

Das ist drin

  • Schnitt/ Anleitung: Burda Trägerkleid 09/2012 #105 (Schnitt selbst gekauft um 3,99)
  • Änderungen: siehe oben
  • Material: 100% Schurwolle Fischgrät, Polydingsbums Futter, beides aus der aufgelassenen Schneiderei Eder. 55 cm Reißverschluss vom Hirt, Graz.
  • Verbrauch: je ca. 150 cm von Stoff und Futter
  • Kosten: Reißverschluss 3,60 Euro; der Stoff war ein Geschenk.
  • Werkzeug: Nähmaschine, Overlock (nur zum Versäubern)
  • Arbeitszeit: ca. 10 Stunden, davon ca. 3 zum Anpassen

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Me Made Mittwoch
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15 Kommentare zu „Burda Trägerkleid Fischgrät“

  1. Pingback: Wohlfühlgewicht und selber Nähen - made with Blümchen

    1. Liebe Heike, Schnitt wüsstest Du ja jetzt einen, und Stoff lässt sich kaufen. 😉 Danke für Deine Komplimente, vielleicht darf ich ja bald bei Dir ein Trägerkleid bewundern? lg, Gabi

  2. Liebe Gabi,
    jetzt sind die Farben viel besser zu erkennen – ein Traum von Stoff. Und das Kleidchen sieht so frisch und fröhlich an Dir aus.
    Für den vorderen Ausschnitt habe ich keine andere Idee, die hier nicht schon erwähnt wurde. Aber U-Boot-Ausschnitte liegen selten wirklich flach an. Mir fällt eher der Saum auf. Den hast Du doch per Hand angesäumt, dann sollte man die innere Saumkante nicht so sehr außen sehen. Hast Du zweimal umgeschlagen? Das ist vielleicht zu viel. Vielleicht nur mit der Ovi versäubern und einmal einschlagen?
    Liebe Grüße
    Ines

    1. Liebe Ines, dein Adlerauge hat zielsicher die dritte kleine Schwachstelle an dem Kleid entdeckt. 😉 Du hast völlig Recht: Der Saum ist zweimal umgeschlagen und beult ein bisschen. Ich glaube, das mache ich tatsächlich, dass ich ihn noch einmal auftrenne und overlocke und noch einmal säume. Das ist es mir wert. lg, Gabi

    1. Ja, sehr praktisch, besonders wenn sie um die Mitte weit genug sind 😉 und der Stoff eine gewisse Schwere hat. Da fällt das Kleid dann schön und kaschiert ein bisschen, ich mag das. Liebe Grüße, Gabi

  3. Liebe Gabi,

    mit dem Cardigan gefällt mir das Kleid auch an Dir. Zum abstehenden Ausschnitt hätte ich evtl. noch eine Tipp. Du könntest die Nahtzugabe zwischen Futter und Außenstoff mit 5mm Weite absteppen und dann etwas einreihen. Dann zieht sich der Ausschnitt ran.
    Ich hab ein anderes Kleid, bei dem das schon vorab so genäht wird und erst dann mit dem Futter verstürzt wird. Das funktioniert sehr gut.
    Übrigens, wenn ich das Bild von Burda so betrachte wäre das Kleid auch niemals bei mir im Warenkorb gelandet.

    LG Mareike

    1. Liebe Mareike, genauso hab ich mir das auch gedacht: Die Nahtzugabe noch etwas einzureihen, das ist die einfachste Möglichkeit. Kleine Abnäher gingen auch und wären jedenfalls die sauberere Variante, aber auch unvergleichlich mehr Aufwand. An dem Kleid hat mir – als ich es in Hamburg bewundert habe – die Taschenlösung wirklich am besten gefallen. Ich freue mich sehr, dass ich für den edlen Stoff jetzt so eine schöne Verwendung gefunden habe. lg, Gabi

  4. Trägerkleider sind gerade scher im Kommen! Dein Exemplar fügt sich da wunderbar ein. Der Stoff ist ein Traum, den hätte ich auch gern 😉 Die Stauchung im Rück hängt sich vielleicht aus, wenn das Kleid um die Hüfte in klein wenig weiter ist, vielleicht ist es auf dem Foto nur zu sehen, weil du die Hände in den Taschen hast. Am Ausschnitt könntest Du auch zwei kleine Abnäher setzen das könnte sich gut zu den Brustabnähern ergänzen. LG Kuestensocke…. in jedem Fall ein tolles Teil! LG Kuestensocke

    1. Liebe Antje, leider ist von dem Stoff nicht mehr genug da, sonst hätte ich Dir was abgegeben. Den zuviel Stoff im Rücken werde ich wahrscheinlich noch mit zwei kleinen, verlaufenden Abnähern beheben – den Tipp gab mir gestern eine Freundin. Am Ausschnitt jetzt noch Abnäher zu setzen ist eine sehr gute Idee, wäre aber ein mittlerer Aufwand, weil dort ja das Futter verstürzt und zusätzlich innen auf der Nahzugabe festgenäht ist. Das heißt: Das wäre einiges aufzutrennen. Aber danke für die Tipps und Anregungen, ich werde das noch ein wenig sacken lassen. lg, Gabi

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